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Brasilien-GP: Erster Formel-1-Sieg von George Russell

Von Vanessa Georgoulas
George Russell fuhr in Brasilien seinen ersten Sieg ein

George Russell fuhr in Brasilien seinen ersten Sieg ein

George Russell sicherte sich in im zweitletzten Saisonlauf in São Paulo den Sieg. Lewis Hamilton und Carlos Sainz durften mit ihm aufs Podest. Sebastian Vettel und Mick Schumacher verpassten die Punkteränge.

Nachdem die engen Start-Markierungen auf dem Autódromo José Carlos Pace im Sprint für Wirbel gesorgt hatten, wurden die Seitenlinien für den GP kurzerhand mit schwarzer Farbe übermalt. Für AlphaTauri-Pilot Yuki Tsunoda machte das keinen Unterschied, denn er startete aus der Box, nachdem an seinem Renner einige Teile ausgetauscht wurden.

Mit einer Startplatz-Strafe musste auch Carlos Sainz ins zweitletzte Kräftemessen der Saison, der Ferrari musste allerdings nur um fünf Positionen nach hinten rücken, weil er einen neuen Verbrennungsmotor im Heck hatte. durch startete er von Position 7 direkt hinter seinem Teamkollegen Charles Leclerc, der wieder kein Glück hatte.

Doch noch bevor der Monegasse in Runde 7 mit Lando Norris zusammengeriet, krachte es zwischen Daniel Ricciardo und Kevin Magnussen. Der überraschende Sprint-Polesetter und Ricciardo fielen aus. Mehr Glück im Unglück hatten die Spitzenreiter – sie blieben nach ihren Kollisionen im Rennen.

Verstappen und Leclerc mussten an die Box und fielen auf die Positionen 17 und 18 und damit ans Ende des Feldes zurück. Für den Niederländer kam es noch schlimmer, er bekam eine 5-sec-Zeitstrafe von den Regelhütern aufgebrummt, weil diese die Schuld beim Red Bull Racing-Piloten sahen. Der Champion nahm es gelassen, auch wenn er bei der Mitteilung der Strafe über Funk fragte: «Wo hätte ich denn hin sollen?»

Zweifelhafte Strafe

Auch Formel-1-Veteran und «Sky Sports F1»-Experte Martin Brundle wunderte sich: «Das ist das Gegenteil von dem, was ich gesagt habe. Aber ich bleibe dabei, Verstappen hätte da etwas mehr Platz verdient.» Eine 5-sec-Zeitstrafe kassierte auch Norris dafür, dass er dem Ferrari von Leclerc zu nahe gekommen war.

Hamilton arbeitete sich in den folgenden Runden schnell wieder bis auf den vierten Platz nach vorne und übernahm in Runde 17 Position 3, weil Sainz an die Box abbog. Beim Stopp, der lange 4,1 sec dauerte, rauchte die rechte Hinterradbremse seines Ferrari, weil sich ein Abreissvisier verfangen hatte.

Auch Verstappen liess sich nicht entmutigen und arbeitete sich bis zur 20. Runde auf den zwölften Platz vor. Die Reihenfolge lautete zu diesem Zeitpunkt: Russell vor Pérez, Hamilton, Vettel, Norris, Bottas, Ocon, Schumacher, Stroll und Sainz, Hinter den Top-10-Kandidaten waren Albon, Tsunoda, Verstappen, Latifi, Alonso, Gasly, Leclerc und Zhou unterwegs.

In Runde 24 absolvierte Pérez seinen ersten Stopp, er wurde in nur 2 sec abgefertigt und damit konnte er sich auf Position 6 einreihen. Dass er direkt hinter Bottas auf die Strecke kam, war nicht geplant.

Russell bog an die Box ab und auch Verstappen liess sich nach dem Absitzen seiner Zeitstrafe neue Reifen geben. Der Niederländer fiel dadurch wieder auf Position 17 zurück. Hamilton führte das Rennen vor Russell, Vettel Pérez, Sainz, Strull, Alonso, Gasly, Bottas und Zhou an, als Vettel in Runde 27 zum Stopp abbog. Er musste sich 3,3 sec gedulden, bevor er weiterfahren durfte, und fiel damit auf den neunten Platz zurück.

Doppelführung von Mercedes

Schumacher, der in Runde 20 auf dem zwölften Platz unterwegs war, geriet ins Visier der Regelhüter wegen eines möglichen Vergehens in der Box. Die Rennkommissare kündigten auch eine Untersuchung gegen das Alfa Romeo Team an – allerdings war zunächst unklar, weshalb dies geschah. Später teilte die FIA mit: Alfa Romeo stand unter Verdacht, während des Stopps von Schumacher für eine gefährliche Situation gesorgt zu haben.

Zur Halbzeit führte Russell das Feld vor Pérez, Sainz, Hamilton, Alonso, Bottas, Vettel, Ocon, Gasly, Norris, Zhou, Leclerc, Schumacher, Stroll, Verstappen, Tsunoda, Albon und Latifi an. Dabei blieb es aber nicht lange, denn sowohl Alonso als auch Gasly absolvierten ihren zweiten Stopp. Beim zweifachen Weltmeister klemmte es hinten links, die verzögerte Abfahrt sorgte dafür, dass er sich noch länger gedulden musste, bis Gasly an ihm vorbei gebraust war.

Kurz darauf holte sich auch Sainz zum zweiten Mal neue Reifen, womit er auf Platz 4 zurückfiel. Nach vorne ging es für Leclerc, der sich an Norris vorbei auf Position 8 setzte – diesmal gelang der Positionswechsel ohne Crash. Auch Hamilton konnte nach vorne kommen – er nutzte DRS und Windschatten, um sich Position 2 von Pérez zu schnappen.

Weiter hinten stoppte Leclerc zum dritten Mal und fiel dadurch auf Position 14 zurück. In Runde 47 machte es ihm Pérez gleich und Hamilton reagierte und holte im darauffolgenden Umlauf auch frische Reifen ab. Auch ertappen, der auf Position 5 war, holte neue Reifen und fiel auf Position 11 zurück. Russell stoppte auch und konnte danach wieder in Führung gehen.

Nach den Stopps war es vorbei mit der Doppelführung von Mercedes, weil Sainz zwischen den beiden Silberpfeilen unterwegs war. In Runde 51 überholte Leclerc seinen früheren Teamkollegen Vettel, der sich nicht zur Wehr setzte. Der Heppenheimer wusste, dass der Ferrari-Star nicht zu seinen direkten Gegnern gehörte.

Ausfall von Lando Norris

Einen Umlauf später blieb Norris auf der Bahn Ausgangs der zehnten Kurve stehen. Das virtuelle Safety-Car wurde eingesetzt, um das Feld einzusetzen und Alonso und Gasly nutzten als Erste die Chance zum Stopp. Auch Sainz wurde an die Box gerufen. Die Rennleitung schickte das Safety-Car auf die Piste, um den McLaren sicher von der Bahn zu schaffen.

Während das Feld darauf wartete, dass sich alle Überrundeten zurückrunden konnten, wurde Ocon mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass sein Teamkollege Alonso hinter ihm einen Reifenvorteil hatte und er sich nicht dessen Angriff wehren sollte. Der Franzose erklärte, dass er Vettel vor ihm angreifen werde.

In Runde 60 wurde das Rennen wieder freigegeben und die beiden Alpine-Renner schafften es schnell an Vettel vorbei. Leclerc kam an Bottas vorbei, während Sainz hinter Pérez feststeckte. Nach vorne ging es für Schumacher, der sich Position 13 von Gasly schnappte. Sein Landsmann Vettel musste hingegen Verstappen ziehen lassen, womit er auf Position 10 unterwegs war.

In Runde 63 übernahm Sainz den dritten Platz von Pérez, während Verstappen Platz 7 übernahm, indem er Ocon und Bottas in der gleichen Runde überholte. Auch Leclerc machte kurzen Prozess mit Pérez. Der Mexikaner musste sich in Runde 65 auch gegen Alonso geschlagen geben – womit Verstappen hinter dem Rennfahrer aus Guadalajara unterwegs gewesen war.

Einen Umlauf später überholte der Niederländer seinen Teamkollegen mit der Anweisung, möglichst viele Punkte von Leclerc wegzunehmen. Allerdings musste er dazu zuerst auch an Alonso vorbei. Leclerc bettelte um eine Stallorder, doch das Team empfand einen späten Positionswechsel als zu riskant. Verstappen wurde hingegen angewiesen, Pérez vorbeizulassen, doch der Champion kreuzte die Ziellinie vor dem Mexikaner, der mit Leclerc um den zweiten WM-Rang kämpft.

Russell durfte sich über seinen ersten GP-Sieg freuen und das tat er auch. «Unglaublich! Ich bin so stolz auf euch alle!», funkte der Brite überglücklich. Hamilton und Sainz komplettierten das Podest, Leclerc, Alonso, Verstappen, Pérez, Ocon, Bottas und Stroll kamen auf den weiteren Punkterängen ins Ziel, Vettel, Gasly, Zhou, Schumacher, Albon, Latifi und Tsunoda gingen auf den weiteren Rängen leer aus. Gasly kassierte noch eine 5-sec-Zeitstrafe, weil er in der Boxengasse zu schnell unterwegs gewesen war.

Russell erklärte nach seinem ersten GP-Sieg: «Was für ein überwältigendes Gefühl, dickes Dankeschön ans Team, das diesen Erfolg möglich gemacht hat. Es war ein Auf und Ab diese Saison, es war ein super Rennen, am Ende wurde der Druck riesengross, und ich bin so glücklich, dass ich den Sieg holen konnte. Ich bin sprachlos.»

Hamilton freute sich mit seinem Teamkollegen und erklärte: «Gratulation an George, er fuhr heute super und auch schon gestern im Qualifying. Er hat es wirklich verdient, wie auch das Team, das so hart gearbeitet hat. Vielen Dank an alle. Auch ein dickes Dankeschön an alle hier in Brasilien, ich hatte hier eine der besten Wochen meines Lebens.»

Sainz fasste zusammen: «Insgesamt war es ein gutes Rennen, aber wir hatten am Anfang bereits ein Problem mit den Bremsen, die Feuer fingen. Deshalb musste ich früh an die Box und drei Mal stoppen, was sicherlich nicht die schnellste Strategie war. Danach ging es nur darum, Checo zu schnappen und ich denke, wir können mit diesem Ergebnis zufrieden sein.»

São Paulo-GP, Interlagos

01. George Russell (GB), 1:38:34,044 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +1,529 sec
03. Carlos Sainz (E), Ferrari, +4,051
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +8,441
05. Fernando Alonso (E), Alpine, +9,561
06. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +10,056
07. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +14,080
08. Esteban Ocon (F), Alpine, +18,690
09. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +22,552
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +23,552
11. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +26,183
12. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +29,325
13. Mick Schumacher (D), Haas, +29,899
14. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +31,867
15. Alex Albon (T), Williams, +36,016
16. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +37,038
17. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1 Runde
Out
Lando Norris (GB), McLaren, Elektrik
Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, Kollision mit Magnussen
Kevin Magnussen (DK), Haas, Kollision mit Ricciardo

WM-Stand (nach 21 von 22 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 429 Punkte
02. Leclerc 290
03. Pérez 290
04. Russell 265
05. Hamilton 240
06. Sainz 234
07. Norris 113
08. Ocon 86
09. Alonso 81
10. Bottas 49
11. Vettel 36
12. Ricciardo 35
13. Magnussen 25
14. Gasly 23
15. Stroll 14
16. Schumacher 12
17. Tsunoda 12
18. Zhou 6
19. Albon 4
20. Latifi 2
21. De Vries 2
22. Nico Hülkenberg (D) 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 719 Punkte
02. Ferrari 524
03. Mercedes 505
04. Alpine 167
05. McLaren 148
06. Alfa Romeo 55
07. Aston Martin 50
08. Haas 37
09. AlphaTauri 35
10. Williams 8

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