Monaco-GP: FIA-Reifenregel – Chaos oder Geniestreich?

Max Verstappen in Monaco 2024
In Monaco einen Gegner überholen, das ist knifflig und risikoreich und selten: Die heutigen Formel-1-Autos sind einfach zu breit und zu lang, gleichzeitig ist die Bahn zu schmal, um einen Konkurrenten auszutricksen.
Jahrelang wurde in Monaco überhaupt nicht angehalten, die Piloten fuhren von Start bis zur karierten Flagge auf den gleichen Reifen, natürlich gab die Startaufstellung weitgehend vor, wie die Reihenfolge im Ziel lautete.
Dann kam die Regel, dass im Grand Prix zwei verschiedene Mischungen verwendet werden müssen, Monaco wurde zum klassischen Einstopprennen, aber da die meisten Rennställe strategisch ähnlich vorgingen, änderte dies an der Reihenfolge auch nicht viel.
Schlimmer noch: Nach einer Rotphase kurz nach dem Start zum 2024er GP wechselten die meisten Fahrer ihre Reifen, damit hatten sie ihren Pflichtstopp absolviert. Und fuhren in mehr oder weniger der gleichen Reihe Richtung Ziel.
Daher wurde im Februar 2025 beschlossen: Um die Action in den Strassen von Monte Carlo ein wenig anzufachen, gibt es neu zwei Pflichtstopps. Das ergibt drei Rennsegmente. Eine erste FIA-Idee, wonach die Fahrer dabei jeder der drei Mischungen einmal verwenden müssen (also weich, mittelhart, hart), wurde verworfen.
Was die Aufgabe für die Rennställe erschwert: Pirelli tritt mit einer Reifenpalette an, die durchs Band weicher ist als 2024. Und mit der weichsten Mischung, dem 2025 erstmals verwendeten C6, haben sich viele Fahrer in Imola sehr schwergetan.
Ein normales Vorgehen für die Rennställe in der so wichtigen Quali von Monaco: Ein Satz harte Reifen, ein Satz mittelharte Walzen, fünf Sätze weicher Pirelli. Mit der neuen Regel werden sich die Strategen überlegen müssen, einen Satz mittelharter Reifen mehr fürs Rennen zur Seite zu legen.
Was sich durch die neue Regel nicht geändert hat: Die Startposition bleibt elementar, also muss im Abschlusstraining alles in die Waagschale gelegt werden. Und sollte der WM-Lauf ohne Safety-Car ablaufen (keine Seltenheit, denn das war 2021 und 2023 so), dann eröffnet der zusätzliche Pflicht-Stopp durchaus strategische Möglichkeiten.
Die Teams werden noch genauer errechnen müssen, wo ihr Fahrer nach einem Stopp wieder zu liegen kommt. Gerät er in Verkehr, dann kann das sein Rennen ruinieren.
Die Strategen werden versuchen, eine Safety Car-Phase für den Stopp zu nutzen, wenn sie unter Gelb für den Reifenwechsel weniger Zeit einbüssen als bei freier Fahrt.
Die neue Regel besagt nicht, wann ein Fahrer wechseln muss. Werden wir es also erleben, dass ein Fahrer nach einer Runde hereinkommt, wechselt, und nach zwei Runden erneut hereinkommt, um ein zweites Mal zu wechseln?
Damit läge er natürlich auf dem letzten Platz, aber wenn die Anderen später alle wechseln müssen, und er nicht, dann kann er beträchtlich Boden gutmachen. Nur müsste er dann den dritten Satz Reifen über 76 Runden am Leben erhalten. Schwierig.
In einer früheren Safety Car-Phase wird aber gewiss der eine oder andere Fahrer den ersten Reifensatz loswerden wollen. Oder vielleicht gar zwei, wenn die SC-Phase länger dauert. Gerade wer etwas weiter hinten ins Rennen geht, ist für einen solchen Gang ins Casino bereit.
Eine rote Flagge kann erneut alles ändern: Denn die Regel besagt, dass im Grand Prix drei Sätze Reifen verwendet werden müssen, es ist nicht explizit von zwei Stopps die Rede. Eine Rennunterbrechung mit (erlaubtem) Reifenwechsel, und ein Satz davon ist erledigt.
Fazit: Die 2025er Monaco-Regel erzeugt sehr viele Fragezeichen, Fahrer und Ingenieure werden hellwach sein müssen, um das Beste daraus zu machen.