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Lewis Hamilton (Ferrari): Der wahre Test kommt erst

Von Mathias Brunner
​Die Scuderia Ferrari wird auch 2025 keinen WM-Titel erobern. Die Tifosi sind in Sorge: Wird das denn nie was? Und was ist mit Lewis Hamilton? Schafft er eine Wende? Italienische Experten schätzen die Lage ein.

Ferrari wollte 2025 ein Wörtchen mitreden bei der Vergabe der WM-Titel, aber das wird wieder nichts: McLaren ist zu stark, um den ersten Konstrukteurs-Pokal seit 2008 zu holen, und vom Fahrer-WM-Titel reden wir erst gar nicht. Seit Kimi Räikkönen 2007 geht der berühmteste Rennstall der Welt da leer aus.

Die Tifosi sind in Sorge. Keiner weiss, was in der kommenden Saison passiert, Lewis Hamiton zweifelt an sich selber und forderte in Ungarn emotional, dass Ferrari ihn besser auswechseln sollte. Derzeit ist nur auf Charles Leclerc Verlass. Die Kollegen der Gazzetta dello Sport haben mit einigen italienischen Experten gesprochen, um die Lage einschätzen zu lassen. Hier ist, was sie zu sagen haben.

Ex-Ferrari-Fahrer Arturo Merzario
«Ich denke, dass der Ausbruch von Hamilton in gewisser Weise ironisch war. Seine Position ist sicherlich nicht die, die man von einem siebenfachen Weltmeister erwarten würde. Vielmehr scheint es mir, dass Lewis sich von Ferrari demoliert fühlt. Erstens war die Ankunft von Hamilton in Maranello meiner Meinung nach ein kommerzieller Schachzug. 90 Prozent der Ferrari-Mitarbeiter waren damit nicht einverstanden, zumindest soweit ich weiss. Und wenn sich ein Fahrer nicht wertgeschätzt oder als integraler Bestandteil des Teams fühlt, um ein Ziel zu erreichen, verliert er seine Motivation. Warum sollte man sich verrückt machen, um drei Zehntel zu gewinnen, wenn man trotzdem in der dritten Reihe bleibt?»

«Hamilton ist aber noch nicht am Ende. Er wartet nur auf die richtige Gelegenheit. Er wird nur dann Risiken eingehen, wenn es notwendig ist, nicht für einen achten Platz. Auch weil er, wenn er jemals gehen wollte, ein anderes Team finden würde. Hamilton hat bereits gezeigt, was er wert ist. Er ist nicht in der Situation von Leclerc: Charles muss noch beweisen, dass er ein Champion ist.»


Ex-Ferrari-Fahrer Ivan Capelli
«Hamilton führt eine Art Doppelleben – abseits der Rennstrecke der gewohnte Hamilton, der siebenfache Weltmeister, den wir kennen, aber sobald er im Auto sitzt, findet er keine Antwort auf seine Fahrprobleme findet. Ich habe gesehen, wie er das Lächeln in seinen Augen verloren hat. Das, was früher seine Stärke war, nämlich das Team in schwierigen Zeiten an die Hand zu nehmen, gelingt ihm jetzt nicht mehr. Und das hat er inzwischen erkannt. Vor allem mit einem so schnellen Teamkollegen an seiner Seite.»

«Doch Lewis kann Ferrari noch immer etwas geben. Dass er das Jahr so beenden wird, ist für mich unvorstellbar. Lewis ist sich mittlerweile bewusst, dass er sich nicht an den SF-25 anpassen kann, und selbst die Arbeitsmethoden bei Ferrari sind wahrscheinlich weit von dem entfernt, was er in zwölf Jahren bei Mercedes gewohnt war. Zu diesem Zeitpunkt ist 2026 der einzige Joker, den Hamilton noch ausspielen kann: ein komplett neues Auto mit neuen Regeln, bei dem alle mit gleichen Voraussetzungen starten.»


Ex-GP-Fahrer Jarno Trulli
«Liegt es vielleicht am Alter von Lewis Hamilton? Oder doch am Auto? Fehlt dem Team etwas? Oder hat Hamilton einfach sein Limit erreicht? Das Ganze ist schon seltsam, als ob er darum kämpft, sich durchzusetzen. Er enttäuscht im Qualifying, ist im Rennen etwas besser, aber er glänzt nie. Das ist nicht Hamilton, wie wir ihn eigentlich kennen. Doch die Wahrheit ist, dass nur er weiss, was in seinem Kopf vorgeht. Im Moment glaube ich nicht, dass Hamilton Ferrari etwas bringen kann. Und es gibt keine Gewissheiten für die Zukunft.»


Ex-GP-Fahrer Emanuele Pirro
«Jemanden zu finden, der schneller ist als Leclerc, das ist nicht einfach. Hamiltons Einfluss kann jedoch über die Leistung hinausgehen. Er kann hinter den Kulissen Einfluss nehmen und Ruhe verbreiten, ein bisschen englische Ruhe. Und dann ist da natürlich noch der gesamte kommerzielle Aspekt. Wir sehen nicht den besten Hamilton, da ist definitiv noch Luft nach oben.»

«Wenn man älter wird, verliert man natürlich etwas von seiner Schärfe, aber Alonso ist der Beweis, dass man auch im Alter konkurrenzfähig bleiben kann. Dieser Sport ist komplexer, als er dargestellt wird: Es ist sehr wichtig, eine Komfortzone zu finden, sowohl persönlich als auch technisch. Hamilton bei Ferrari muss sie noch finden. Lewis ist ein sensiblerer Mann, als er scheint, und seine Reaktion in Ungarn ist der Beweis dafür.»


Ex-Teamchef Giancarlo Minardi
«Den Ankündigungen vor der Saison nach zu urteilen, hatte ich mehr erwartet. Ich dachte, Ferrari würde sich auf technische Kontinuität konzentrieren, nachdem sie 2024 kurz davor waren, den Konstrukteurstitel zu gewinnen, aber das war nicht der Fall.»

«Was Hamilton betrifft, muss betont werden, dass es nach so vielen Jahren im selben Team nicht einfach ist, die Arbeitsmethoden oder die Sprache zu ändern. Und er hat auch einen sehr schnellen Teamkollegen gefunden. Wir sollten das Niveau von Leclerc hervorheben, der ein Auto auf die Pole gebracht hatte, mit dem Hamilton nie besser als Zwölfter geworden ist.»

«Es ist unfair zu behaupten, Hamilton sei am Ende seiner Karriere; als er die Gelegenheit dazu hatte, hat er gezeigt, dass er noch Wichtiges leisten kann. Nur Ferrari weiss genau, was los ist. Aus verschiedenen Interviews habe ich gehört, dass Lewis sich über Dinge beschwert, die ihm versprochen worden waren, aber nicht eingetreten sind. Aber wenn man bei all diesen Erfolgen keine Lust mehr hat zu kämpfen, dann hört man einfach auf. Wenn Lewis Hamilton noch Rennen fährt, dann aus dem Grund, weil er davon überzeugt ist, noch etwas bewirken zu können.»


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