Vor Kimi Antonelli (Mercedes): Wunderkinder-Absturz
Kimi Antonelli reist als 19-Jähriger zum Grossen Preis der Niederlande. Der italienische Mercedes-Pilot war in Australien 2025 mit 18 Jahren, 6 Monaten und 19 Tagen zum drittjüngsten GP-Piloten geworden (nach Max Verstappen mit 17/5/15 und Lance Stroll mit 18/4/26).
Niemand zweifelt am Talent von Kimi, der einen sehr guten Start in die Weltmeisterschaft 2025 hatte: Fünf Punktefahrten in den ersten sechs Saison-GP, mit dem hervorragenden vierten Rang beim Debüt in Melbourne.
Aber aus den vergangenen acht Läufen konnte der Bologneser nur zwei Top-Ten-Platzierungen holen (als Dritter in Kanada, als Zehnter in Ungarn), zwischendurch bezahlte Antonelli Lehrgeld (Kollision mit Verstappen in Österreich) und hatte viel Pech (technische Defekte, Strategiefehler von Mercedes, von Gegnern abgeräumt).
Am Talent von Antonelli zweifelt niemand, wie er sich in der zweiten Saisonhälfte 2025 schlagen wird – unbekannt. Belegt ist hingegen: Für gewisse Rennfahrer kommt die Königsklasse zu früh. Wir haben uns die Karriere der zehn jüngsten Grand-Prix-Fahrer vor Kimi angeschaut und erklären, wieso die Hälfte davon in der Formel 1 gescheitert sind.
Max Verstappen (NL)
Formel-1-Debüt: Australien 2015 (17 Jahre, 5 Monate und 15 Tage)
Die Aufregung war gross, als Max Verstappen im Alter von nur 17 Jahren sein Debüt als Grand-Prix-Rennfahrer gab, 2015 im Albert-Park von Melbourne – als Red Bull-Fahrer in Diensten der Scuderia Toro Rosso (heute Racing Bulls). 2025 ist der Niederländer vierfacher Formel-1-Weltmeister und 65-facher GP-Sieger.
Lance Stroll (CDN)
Formel-1-Debüt: Australien 2017 (18/4/26)
Sensationeller dritter Rang in Baku in seiner ersten GP-Saison, in einem chaotischen Rennen, in welchem viele Fahrer die Nerven verloren. Solider zwölfter WM-Schlussrang mit Williams, für den sich der Québecois nicht schämen musste. Seit 2019 beim Rennstall aus Silverstone, der damals Racing Point hiess und heute Aston Martin. 2020 folgten die nächsten beiden Podestplätze, in Monza und Sakhir, jeweils als Dritter. Stellte seinen Wagen in der Türkei 2020 sensationell auf Pole-Position und führte überlegen – bis er wegen einer Beschädigung am Wagen zurückfiel. Über WM-Rang 10 (2023) ist der Kanadier nie hinausgekommen.
Oliver Bearman (GB)
Formel-1-Debüt: Saudi-Arabien 2024 (18/10/1)
Der Ferrari-Junior wurde bei den Italienern ins kalte Wasser geworfen, als er ausgerechnet auf dem sündhaft schnellen Strassenkurs von Jeddah für Carlos Sainz einspringen musste (Blinddarm-Operation). Bearman zog sich hervorragend aus der Affäre – siebter Platz beim Debüt! Danach zwei Gastauftritte bei Haas (Rang 10 in Baku), bevor er 2025 bei den US-Amerikanern einen Stammplatz erhielt. Bislang 2025 drei Punktefahrten (Achter in China, Zehnter in Japan, Zehnter auch in Bahrain), seit mehr als vier Monaten aber punktelos.
Jaime Alguersuari (E)
Formel-1-Debüt: Ungarn 2009 (19/4/3)
Wurde Ende 2011 nach 46 Rennen bei Toro Rosso ersetzt – zu wenig Perspektive, zu Red Bull Racing aufzusteigen. Wurde damit mit 21 Jahren zum jüngsten Formel-1-Arbeitslosen. Später bei Pirelli als Testfahrer engagiert. Ohne Geldgeber im Rücken wenig Aussicht auf ein GP-Comeback. Highlights: zwei Mal Rang 7 (in Monza 2011 und Südkorea 2011). Arbeitete jahrelang als DJ, vom Rennsport bitter enttäuscht. Entdeckte 2020 den Sport im Kart neu und hat zu seiner alten Liebe zurückgefunden.
Lando Norris (GB)
Formel-1-Debüt: Australien 2019 (19/4/4)
Schon im ersten Formel-1-Jahr WM-Elfter, 2020 Gesamtneunter. Zeigte in seiner dritten GP-Saison sein unglaubliches Potenzial: drei Podestplätze (Dritter in Imola, Monte Carlo und auf dem Red Bull Ring). Legte 2021 nach, lag lange auf dem dritten WM-Rang, eroberte in Russland seine ersten Formel-1-Pole und schloss die WM als Gesamtsechster ab. Eroberte 2024 in Miami endlich seinen ersten GP-Sieg. Inzwischen neunfacher GP-Sieger und 2025 mit Oscar Piastri in einen spannenden Titelkampf verwickelt.
Mike Thackwell (NZ)
Formel-1-Debüt: Kanada 1980 (19/5/29)
Wurde im GP-Sport nur fünf Rennen alt. Konnte mit unterlegenem Material von Arrows, Tyrrell und RAM-March nie zeigen, welch vorzüglicher Rennfahrer er war. Drehte dem Sport ernüchtert den Rücken und wurde Hubschrauber-Pilot. Highlight in der Formel 1 – keines, nicht eine einzige Zielankunft!
Ricardo Rodríguez (MEX)
Formel-1-Debüt: Italien 1961 (19/6/27)
Der jüngere Bruder von Pedro galt als künftiger Weltmeister – falls er überleben würde. Die Risiko-Bereitschaft war, gemessen am Sicherheits-Standard von Strecken und Fahrzeugen, Russisch Roulette auf Rädern. Stürzte im Training zum Heim-GP von Mexiko 1962 in der überhöhten Peraltada-Kurve zu Tode. Highlight: Rang 4 in Spa-Francorchamps 1962 als Ferrari-Werksfahrer.
Fernando Alonso (E)
Formel-1-Debüt: Australien 2001 (19/7/4)
Formel-1-Champion 2005 und 2006 (mit Renault). Mit etwas Glück könnte er bereits fünffacher Champion sein – Alonso schrammte mit McLaren 2007 sowie mit Ferrari 2010 und 2012 jeweils knapp am Titel vorbei. 2013 letztmals mit Ferrari siegreich, ab 2015 bei McLaren-Honda. Gilt auch heute noch als einer der besten Piloten. Und als einer der vielseitigsten: Grosses Debüt 2017 beim Indy 500, 2018 trat er mit Toyota in der Langstrecken-WM an, wurde zwei Mal Le-Mans-Sieger und Weltmeister auf der Langstrecke. Trat dazu bei der Dakar an. 2021 Rückkehr in die Formel 1 mit Alpine. Zog zu Aston Martin und zeigte 2023 eine brillante erste Saisonhälfte – in den ersten acht Rennen sechs Mal auf dem Podest, darunter Zweiter in Monaco und Kanada. Auch 2025 mit inzwischen 44 Jahren ein leuchtendes Vorbild in Sachen Hingabe und Leidenschaft.
Esteban Tuero (RA)
Formel-1-Debüt: Australien 1998 (19/10/14)
Von der argentinischen Regierung zum Aufstieg in die Formel 1 gedrängt. Vom GP-Renner komplett überfordert. Schloss sich teilweise heulend in die Hotelzimmer ein und wollte nicht zum Training erscheinen! Fuhr danach jahrelang mässig erfolgreich in der argentinischen Tourenwagen-Meisterschaft. Formel-1-Highlight: Rang 8 in Imola 1998.
Daniil Kvyat (RU)
Formel-1-Debüt: Australien 2014 (19/10/18)
Nach einem Jahr bei Toro Rosso zu Red Bull Racing befördert, vielleicht zu früh, beendete die Saison 2015 einen Rang vor Daniel Ricciardo auf Schlussplatz 7. Musste 2016 nach dem Russland-GP und zahlreichen Fehlern bei RBR Max Verstappen weichen und zu Toro Rosso zurückkehren. Noch vor dem Ablauf der Saison 2017 wurde der Russe aus dem Red Bull-Förderprogramm entlassen. Kehrte nach einem Jahr als Ferrari-Testfahrer zu Red Bull zurück und fuhr 2019 für Toro Rosso (ab 2020 AlphaTauri), wurde 2019 mit dem Highlight eines dritten Platzes in Hockenheim WM-13. Versuchte sich an einer neuen Karriere im NASCAR-Sport und fährt Sportwagenrennen.