Verstappen trotzt Chaos und Tropfen: «Echt schwierig»

Max Verstappen in Baku
Nach sechs (Rekord!) roten Flaggen und einem Qualifying, das doppelt so lang ging wie üblich, war der viermalige Weltmeister Max Verstappen der Glückliche! Der Red Bull Racing-Pilot sicherte sich Startplatz 1 für den Aserbaidschan-GP.
Der Weg zur Pole war ein steiniger – gleich sechsmal wurde die Quali wegen sieben schwerer Unfälle unterbrochen. Im Q3 begann es dann sogar noch leicht zu nieseln. Doch Verstappen trotzte dem Chaos, fuhr im letzten Anlauf souverän auf Pole.
Der Niederländer: «Es war ein ziemlich langes Qualifying mit so vielen roten Flaggen. Es war echt schwierig, eine Runde zusammenzubekommen. Entweder waren die Reifen nicht bereit oder es war direkt wieder Rot. Im Q3 war es besonders schwierig mit dem Regen. In der letzten Session muss man dann einfach alles geben. Ich war nicht mal auf den besten Reifen. Aber wegen der ganzen roten Flaggen gehen einem einfach die Reifen aus.»
Auf dem Baku City Circuit fühlt sich Verstappen dieses Jahr richtig wohl: «Ich bin mit dem Wochenende bislang sehr glücklich. Wir waren vom FP1 an nicht schlecht, haben uns immer weiter verbessert und konnten das bis ins Qualifying halten – und da zählt es.»
Nur wegen der Unterbrechungen und des Chaos landete er aber nicht auf Pole: «Wir waren definitiv im Rennen um die Pole. Q3 ist immer etwas chaotisch. Aber ich bin sehr froh, seit Monza machen wir einen sehr guten Job. Ich hoffe, die Form können wir halten.»
Im GP am Sonntag droht wieder Chaos – doch da möchte sich Verstappen selbstredend am liebsten raushalten: «Man will natürlich einen guten Start erwischen, muss dann aber auf sich selbst schauen, unser eigenes Rennen fahren und auf unsere Reifen achten.»
So lief das chaotische Qualifying:
Im Q1 waren die McLaren und die beiden Red Bull Racing-Piloten auf Medium unterwegs, alle anderen Fahrer auf Soft. Mit noch 11:30 Minuten auf der Uhr die rote Flagge! Alex Albon erwischte die Mauer an Kurve 1 innen, beschädigte seinen Williams-Boliden und musste abstellen. Albon konnte aber selbst aussteigen, wirkte augenscheinlich unverletzt. Für die Bergung seines Boliden aber dennoch die rote Flagge. Für den Thai-Briten war die Quali damit gegessen. Kurioser Funk bei der Fahrt in die Garagen: Oliver Bearman hatte einen durch den starken Wind runtergewehten Ast auf seinem Haas liegen.
Nach gut zehn Minuten Unterbrechung ging’s weiter, Oscar Piastri und Kimi Antonelli hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine Zeit gesetzt. Gegen Antonelli wird wegen eines Verstoßes gegen Gelb ermittelt.
Dann wieder die rote Flagge! Nico Hülkenberg küsste in Kurve 4 die Mauer, als er die Kurve nicht kriegte. Er konnte weiterfahren, ließ allerdings einige Trümmerteile von seinem Frontflügel zurück. Piastri kam haarscharf vor der Flagge über die Ziellinie, setzte die zweitschnellste Zeit hinter Hamilton. Weiterhin ohne Zeit: Antonelli, dessen Runde gestrichen wurde, weil er in Kurve 16 von der Strecke abkam. Noch 6:36 min auf der Uhr im Q1.
Antonelli setzte seine schnelle Zeit – ehe dann die beiden Alpines direkt hintereinander verunfallten (erst Gasly, dann Colapinto) und die dritte rote Flagge verursachten. Und all das erst im Q1. Mit der dritten Rotphase und nicht mal einer Minute auf der Uhr endete das Q1 frühzeitig. Raus waren: Franco Colapinto, Nico Hülkenberg, Esteban Ocon, Pierre Gasly und Alex Albon.
Im Q2 ging es ähnlich chaotisch weiter: kurz Gelb, als Hadjar den Notausgang nahm. Dann touchierte Bearman mit seinem Haas die Mauer, rollte aus und blieb stehen. Wieder Rot (noch 11:54 min)!
Knapp eine Stunde nach Qualifying-Beginn (also zum planmäßigen Finale um die Pole) ging’s dann weiter, mit zwei Notausgangausflügen mussten beide Ferrari bis zum Schluss zittern. Leclerc schaffte den Sprung – doch dadurch wurde auch Lewis Hamilton unter den Strich gedrängt. Für einen letzten Versuch hätte er die Start-Ziel-Gerade nicht mehr rechtzeitig erreicht. Yuki Tsunoda rettete sich knapp. Raus neben Hamilton und Bearman: Fernando Alonso, Gabriel Bortoleto und Lance Stroll.
Mit Beginn des Q3 begann es leicht zu tröpfeln. George Russell wendete mutig im Notausgang – und dann wieder Rot! Und zwar Ferrari-Rot mit der roten Flagge. Charles Leclerc traf in Kurve 15 frontal die Mauer. Mit dem fünften Rot war die Aserbaidschan-Quali jetzt offiziell auf Rekordniveau. Fünf rote Flaggen in einem Qualifying gab es bislang nur in Imola 2022 und Interlagos 2024. Und jetzt auch Baku 2025. Noch sieben Minuten waren auf der Uhr.
Doch kaum legten die Piloten wieder los, erwischte Oscar Piastri in Kurve 3 die Wand. Die sechste Unterbrechung. Ein seltener Fehler des Australiers. In den letzten Sekunden der Session erwischte dann auch Norris die Mauer, konnte es aber retten – doch nur Startplatz 7 für den Briten.
Max Verstappen konnte unterdessen mit 1:41,117 min die Pole-Position erobern. Profiteure des Chaos: Carlos Sainz auf Platz 2 und Liam Lawson an Rang 3. Mit Blick auf die mögliche Entscheidung über die Konstrukteurs-WM verspricht die Startaufstellung große Spannung: McLaren (könnte mit Doppelsieg schon morgen Weltmeister werden) nur von Platz 7 und 9.
Qualifying, Aserbaidschan:
1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:41,117 min
2. Carlos Sainz (E), Williams, 1:41,595
3. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:41,707
4. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:41,717
5. George Russell (GB), Mercedes, 1:42,070
6. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, 1:42,143
7. Lando Norris (GB), McLaren, 1:42,239
8. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:42,372
9. Oscar Piastri (AUS), McLaren, ohne Zeit im Q3
10. Charles Leclerc (MC), Ferrari, ohne Zeit im Q3
11. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:41,857
12. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:42,183
13. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:42,277
14. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:43,061
15. Oliver Bearman (GB), Haas, ohne Zeit im Q2
16. Franco Colapinto (RA), Alpine, 1:42,779
17. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:42,916
18. Esteban Ocon (F), Haas, 1:43,004
19. Pierre Gasly (F), Alpine, 1.43,139
20. Alex Albon (T), Williams, 1:43,778