Ferrari seit 11 Monaten ohne GP-Sieg: Was ist los?
Wer hätte das vor der Formel-1-Saison 2025 gedacht? Das stolze Ferrari ist seit mehr als elf Monaten ohne Sieg bei einem Grand Prix, Ende Oktober gewann Carlos Sainz in Mexiko.
Kurz davor hatte Charles Leclerc in Texas und Monza gewonnen. Ferrari hatte tollen Speed, und die Tifosi glaubten fest daran, dass 2025 mit Superstar Lewis Hamilton ein Wörtchen um den Titel mitgeredet werden kann. Weit gefehlt.
Seit inzwischen 21 Rennen kein Sieg für die berühmteste Scuderia der Welt, wann musste Ferrari vergleichbar lange auf Erfolge warten? Es ist gar nicht so lange her: Eine Durststrecke von Österreich 2022 (Charles Leclerc) bis Singapur 2023 (Carlos Sainz) dauerte sogar 434 Tage oder 25 sieglose Grands Prix.
Doch gemessen an anderen Durststrecken der Scuderia ist das noch gar nichts. Von Sebastian Vettels Sieg in der Nacht von Singapur 2019 bis zum Triumph von Leclerc beim WM-Auftakt in Bahrain 2022 vergingen 45 Rennen ohne Ferrari-Sieg, oder mehr als zweieinhalb Jahre!
Vettel 2019 bis Leclerc 2022 war die zweitlängste sieglose Phase von Ferrari in der Königsklasse, nur von Spanien 1990 (Alain Prost) bis Deutschland 1994 (Gerhard Berger) dauerte das noch länger, nämlich 59 Rennen.
Schmerzlich auch die Phase von Singapur 2015 (Sieg von Vettel) bis Australien 2017 (Vettel) – 27 Rennen ohne Sieg.
An sieglosen Ferrari-Saisons finden wir immerhin 15 Jahre: 2021, 2020, 2016, 2014, 1993, 1992, 1991, 1986, 1980, 1973, 1969, 1967, 1965, 1962 und 1957.
Zurück zur Saison 2025: Was läuft schief bei den Roten? Der frühere Formel-1-Fahrer Jolyon Palmer (34) sagt im Podcast F1 Nation: «Ich denke immer noch, dass Ferrari das bessere Auto als Mercedes hat, aber die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Monza war einigermassen okay, sie landeten wahrscheinlich dort, wo sie es verdient hatten, also knapp ausserhalb des Podiums.
«Aber dann Baku: Hamilton versucht im Q2 auf einem gebrauchten weichen Reifen weiterzukommen und scheidet prompt aus. Dann prallt Leclerc im Q3 gegen die Leitplanken, und sie landen auf den Startplätzen 10 und 12. Das ist so weit weg von dem, was dieses Auto hätte leisten können. Und letztlich scheint das ein bisschen der, pardon, rote Faden in der Saison von Ferrari zu sein.»
«Vor Singapur schätze ich, sie müssten Mercedes schlagen, aber ich habe mir die Ergebnisse vom letzten Jahr angeschaut und mir auch das Qualifying angesehen. Ferrari war auf den Startplätzen 9 und 10!»
«Carlos Sainz hatte einen Unfall, und Charles Leclerc schaffte keine Rundenzeit, weil er in Kurve 2 die neben der Piste war. Typisch Ferrari, und das auf einer Bahn, die dem Auto liegen sollte.»
«So oft haben sie nun an einem Rennwochenende katastrophale null Punkte einfahren, mit einem Auto, mit dem unter die ersten Fünf gefahren werden muss.»
«Ich finde, es hat schon eine gewisse Ironie, dass Carlos Sainz in Baku auf dem Podium steht und Hamilton nicht, obwohl Sainz inzwischen im Williams sitzt und Hamilton seinen Platz bei Ferrari eingenommen hat.»
«Ich dachte wirklich, in Baku könnte Ferrari das Ruder herumwerfen. Sie beendeten den Freitag auf den Plätzen 1 und 2, und ich dachte: ‚Endlich holt Ferrari den ersten GP-Sieg in dieser Saison‘, aber es läuft immer etwas schief.»
«Zunächst bei Lewis, der zur falschen Zeit auf dem falschen Reifen sitzt, in Verkehr gerät, die Streckenbegrenzung überschreitet und dann blockieren auch noch die Hinterräder. Bei ihm scheint immer etwas zu misslingen, und er ist sehr niedergeschlagen. Das andere Auto unter Leclerc kann mal gut und mal schlecht sein.»
«Beide Fahrer haben in Singapur grandiose Fahrten gezeigt. Die Strecke kommt Monaco so nah wie möglich. Sie qualifizierten sich in Monte Carlo als Zweiter und Vierter, Charles hätte fast die Pole erobert. Das Auto wurde über den Sommer verbessert, mit Verbesserungen am Fahrwerk und am Unterboden. Ferrari könnte in Singapur wirklich schnell sein. Ich fürchte nur, es wird wieder etwas schiefgehen.»