Stefan Bradl: «Marquez hat Rossi kopiert»

Singapur: Piastri 1., Russell/Lawson in der Mauer

Von Mathias Brunner
Oscar Piastri

Oscar Piastri

​Zweites freies Training zum Singapur-GP an der Marina Bay Street: Oscar mit Bestzeit, Russell und Lawson lernen die Begrenzungsmauer näher kennen und ärgern die Konkurrenz. Auf Ferrari kommt eine Strafe zu.

Die freien Trainings von Singapur sind für Fahrer und Techniker eine Denksportaufgabe: Das erste und dritte Training finden bei Dämmerung statt, nur das zweite Training zu jener Zeit, die in Sachen Qualifikation und Rennen relevant ist, also in der Nacht.

Das macht die ohnehin schon heikle Abstimmungsarbeit noch kniffliger. Training 2 kommt also eine enorme Bedeutung zu, was das Verhalten des Autos im Quali-Trimm und dann unter Rennbedingungen mit viel Sprit an Bord angeht.

Das Training begann bei 28 Grad (die Bahn 32 Grad warm), die Luftfeuchtigkeit bei fast 80 Prozent, Regenwahrscheinlichkeit aber bei lediglich 10 Prozent. In den ersten 60 Trainingsminuten hatte sich die Bahn rasant entwickelt, die Bestzeit von Fernando Alonso mit Aston Martin kam aus drei Faktoren zustande: a) Fernando Alonso, b) idealer Zeitpunkt auf der Bahn und c) etwas mehr Motorleistung freigegeben als die Gegner.

Was auch aufgefallen war: Zufriedene Gesichter bei Red Bull Racing, Max Verstappen hatte ein gutes erstes Training gezeigt, seine Rundenzeiten waren überaus anständig.

Gleichzeitig kursierte im Fahrerlager an der Marina Bay auch: McLaren hatte noch nicht gezeigt, wozu die Autos von WM-Leader Oscar Piastri und Lando Norris fähig sind.

Die flinken Williams-Mechaniker hatte den Wagen von Alex Albon repariert: Am Wagen des Thai-Briten waren die hinteren Bremsen beide in Flammen aufgegangen. Die ersten Autos auf der Bahn jedoch der Sauber von Nico Hülkenberg und die beiden McLaren von Piastri und Norris.

Schon im ersten Training war der eine oder andere Fahrer über einen Rivalen gestolpert. Dieses Thema wird uns auch in der Qualifikation vom Samstag begleiten, besonders in Quali-Segment 1, wenn 20 Autos auf der Bahn sind.

Top Drei nach den ersten paar schnellen Runden: Norris vor Verstappen vor Piastri.

Erster Mann neben der Bahn: Sauber-Fahrer Gabriel Bortoleto. Aber der 20-jährige Brasilianer konnte den Mauern entgehen.

Nach knapp zehn Minuten setzte sich Mercedes-Teenager Kimi Antonelli an die Spitze und Goldtimer Lewis Hamilton auf P4. Die Bezeichnung für Lewis ist durchaus wörtlich zu verstehen – der Ferrari-Superstar in Singapur mit einem gold-glitternden Helm.

Kurz darauf das McLaren-Duo wieder vorne (Norris von Piastri), dann Carlos Sainz mit Williams auf jenem Rang, den er in Baku errungen hatte – Platz 3. Alle Fahrer auf mittelharten oder harten Reifen, noch keiner auf den rot markierten, weichen Walzen.

Max Verstappen hatte eine Antwort und schob sich hinter Norris auf Zwischenrang 2. Lando hatte dabei eine Mauer sachte geküsst.

Kurz darauf Fernando Alonso auf P2, der verblüffende Speed von Aston Martin hat sich also durchaus nicht in Luft aufgelöst. Dann Piastri vor Norris und Hamilton, dann Alonso, Sainz und Verstappen.

Dann erster Aufreger: Der Mercedes von George Russell ohne Frontflügel, dazu mit einem Platten links vorne. Das alles wenige Kurven vor der Boxeneinfahrt, die der Engländer leicht erreichte. Dann rote Flagge um 21.18 Uhr Lokalzeit, um die Trümmerteile des Autos von Russell wegzuräumen. Der Kanada-GP-Sieger war bei Kurve 16 zu gierig und fuhr geradeaus in die TecPro-Pistenbegrenzung.

Russell: «Ich verstehe nicht ganz, was da passiert ist, der Wagen brach auf eine merkwürdige Art und Weise aus. Ich hatte etwas früher als üblich gebremst und früher eingelenkt. Was dann passierte, ist ein Rätsel für mich. Nicht gerade mein bester Freitag.»

Die Mechaniker nahmen den Wagen auseinander, offenbar hatte da die vordere Aufhängung etwas abbekommen. Russell entging damit die Möglichkeit, sein Auto mit wenig Sprit im Tank und auf weichen Reifen zu spüren, so wie das am Samstag sein wird. Sehr ärgerlich.

Nach elf Minuten Pause (die Uhr der 60 Minuten lief wie immer beim freien Training weiter) ging es weiter. Die ersten Fahrer gingen mit den (rot markierten) weichen Pirelli-Reifen auf die Bahn.

Die Pistenentwicklung war weiter erstaunlich, während auch die Fahrer Singapur-Selbstverstrauen tankten (mit Ausnahme von Russell): Bearman vorne, dann Hamilton, dann Haas-Fahrer Esteban Ocon, die Haas-Fahrer auf weichen Reifen, Hamilton auf mittelharten.

Dann der nächste Fahrer in der Mauer: der Racing Bulls von Liam Lawson. Der Neuseeländer war nach Kurve 17 rechts hinten, dann vorne so hart in die Mauer geknallt, dass er Pneu-abstreifend und Funken-schlagend weitertrudelte und dann in der Einfahrt der Boxengasse stehenblieb – wieder rote Flagge (21.34 Uhr Lokalzeit), da reichlich Trümmerteile auf der Bahn. Damit viel Arbeit für die Mechaniker der Mannschaft aus Faenza.

Reihenfolge zu diesem Zeitpunkt: Ocon, Hamilton, Sainz, Bearman, Piastri, Norris, Leclerc, Hülkenberg, Alonso und Verstappen.

Grosser Ärger bei jenen Konkurrenten, die zu diesem Zeitpunkt ihre Quali-Simulation fahren wollten. Die Zwangspause verhinderte bei einigen Piloten auch eine GP-Simulation.

Dieses Mal dauerte die Pause 13 Minuten, dann ging es um 21.47 Uhr weiter. Oder eben nicht: Beim Gedrängel in der Boxengasse wurde der McLaren von Norris vom Ferrari in Leclerc in die Boxenmauer gedrückt. Frontflügel vom Auto des Briten kaputt. Die FIA ermittelt, das wird wohl für Ferrari eine Strafe setzen.

Land am Funk verblüfft: «Er ist einfach mich hineingefahren.» Der Sündenbock hatte sich ganz auf seine Scuderia verlassen und beim Einbiegen nicht mal auf die rechte Seite geguckt, wo Norris herangerollt kam.

Natürlich Hektik auf der Bahn in den letzten zehn Minuten, auch mit Lewis Hamilton links hinten mit einem Mauerkuss, am Ende hatte Oscar Piastri die Nase vorn, vor Hadjar, Verstappen, Alonso und Norris.

2. Training, Singapur

01. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:30,714 min
02. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:30,846
03. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:30,857
04. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:30,877
05. Lando Norris (GB), McLaren, 1:31,197
06. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:31,222
07. Esteban Ocon (F), Haas, 1:31,298
08. Carlos Sainz (E), Williams, 1:31,299
09. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:31,466
10. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:31,491
11. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, 1:31,708
12. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:31,711
13. Alex Albon (T), Williams, 1:32,060
14. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:32,069
15. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:32,319
16. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:32,458
17. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:32,645
18. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:32,719
19. Franco Colapinto (RA), Alpine, 1:33,139

1. Training, Singapur

01. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:31,116 min
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:31,266
03. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:31,392
04. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:31,480
05. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:31,481
06. Lando Norris (GB), McLaren, 1:31,698
07. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:31,755
08. Carlos Sainz (E), Williams, 1:31,812
09. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, 1:31,860
10. Esteban Ocon (F), Haas, 1:32,128
11. George Russell (GB), Mercedes, 1:32,139
12. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:32,315
13. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:32,378
14. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:32,399
15. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:32,461
16. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:32,538
17. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:32,611
18. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:33,034
19. Franco Colapinto (RA), Alpine, 1:33,324
20. Alex Albon (T), Williams, ohne Zeit

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