Coulthard zu Norris/Piastri (McLaren): Wann unfair?
Einhellige Meinung unter zahlreichen Formel-1-Experten, nach dem unterhaltsamen Grand Prix von Singapur: Das war’s dann wohl mit den so genannten «papaya rules», also mit jenem Verhaltens-Kodex, den die McLaren-Teamführung den beiden WM-Anwärtern Oscar Piastri und Lando Norris mit auf den Weg gegeben hatte.
Auf den einfachsten Nenner gebracht, umriss diese Vorschrift: Hart fahren ist okay, sich ins Auto zu knattern, ist nicht okay.
Aber genau das hat Lando Norris in Singapur getan, selbst wenn sich der Engländer nachher mehr als Opfer denn als Täter positionieren wollte. Klar kaufte ihm das Piastri nicht ab, dessen Wut am Funk unüberhörbar war.
Unmittelbar nach der Berührung der beiden McLaren-Rennwagen, kurz nach dem Start, knurrte Piastri am Funk: «Ja, ich meine, das war jetzt nicht sehr Team-orientiert.»
Kurz darauf: «Also, sind wir einverstanden, wenn Lando mich einfach aus dem Weg schubst? Was soll das?»
Renningenieur Tom Stallard musste dann das hier antworten: «Also, wir als Team sehen, dass Lando Verstappen ausweichen musste, deshalb werden wir während des Rennens nichts unternehmen. Wir können das Ganze später analysieren.»
Piastri: «Kumpel, das ist nicht fair. Tut mir leid, das ist nicht fair.»
Stallard: «Oscar, wir werden das später gemeinsam analysieren und uns auf das Rennen konzentrieren.»
Nochmals Piastri: «Ja, aber wenn er einem anderen Auto ausweichen muss, indem er es für seinen Teamkollegen zerdeppert, dann ist das ein ziemlich beschissenes Ausweichmanöver.»
Der langjährige Formel-1-Fahrer David Coulthard (246 Grands Prix, 13 Siege, WM-Zweiter 2001) teilt den Unmut von Piastri. Der 54-jährige Schotte sagt: «Ich kann gut verstehen, warum Oscar sagt: ‘Moment mal, mein Teamkollege hat mich gerade abgedrängt!’ Er bringt ein überzeugendes Argument vor. Weitere Worte sind da nicht nötig.»
Coulthard, heute GP-Experte von Channel 4, weiter: «Diese Problematik habe ich bereits am Anfang des Jahres betont. Man darf sich nur bis zu einem gewissen Grad einmischen, denn man muss sich fragen – ab wann wird es unfair?»
Coulthard erinnert sich an seine Zeit bei McLaren an der Seite von Mika Häkkinen, als er für den Finnen Platz machen musste, Häkkinen sich aber nie revanchieren musste. «Ich will jetzt nicht alle Wunden aufreissen, aber als ich ein paar Mal für Mika Platz gemacht habe, dann ging es bei uns um dritte oder vierte Ränge. Einen potenziellen Sieg habe ich nie zurückbekommen. Ein Rennfahrer ist überaus sensibel, da muss es im Team schon fair bleiben.»
Singapur-GP, Marina Bay Street Circuit
01. George Russell (GB), Mercedes, 1:40:22,367 h
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +5,430 sec
03. Lando Norris (GB), McLaren +6,066
04. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +8,146
05. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +33,681
06. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +45,996
07. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:20,667 min
08. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +1:25,251*
09. Oliver Bearman (GB), Haas, +1:33,527
10. Carlos Sainz (E), Williams, +1 Runde
11. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +1
12. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +1
13. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1
14. Alex Albon (T), Williams, +1
15. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +1
16. Franco Colapinto (RA), Alpine, +1
17. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +1
18. Esteban Ocon (F), Haas, +1
19. Pierre Gasly (F), Alpine, +1
20. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +1
*5-sec-Zeitstrafe fürs Verlassen der Strecke
WM-Stand (nach 18 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Piastri 336 Punkte
02. Norris 314
03. Verstappen 273
04. Russell 237
05. Leclerc 173
06. Hamilton 125
07. Antonelli 88
08. Albon 70
09. Hadjar 39
10. Hülkenberg 37
11. Alonso 36
12. Sainz 32
13. Stroll 32
14. Lawson 30
15. Ocon 28
16. Tsunoda 20
17. Gasly 20
18. Bearman 18
19. Bortoleto 18
20. Colapinto 0
21. Doohan 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 650 Punkte (Weltmeister)
02. Mercedes 325
03. Ferrari 298
04. Red Bull Racing 290
05. Williams 102
06. Racing Bulls 72
07. Aston Martin 68
08. Sauber 55
09. Haas 46
10. Alpine 20