Ferrari: Maulkorb für Lewis Hamilton? Brutale Kritik
Seit Jahren gilt in Italien: Die Schlagzeilen rund um Ferrari können ganz schön anstrengend werden
Der Druck auf Ferrari wird nicht kleiner: Seit mehr als einem Jahr kein Grand-Prix-Sieg, Superstar Lewis Hamilton auch nach 21 GP-Wochenenden ohne Podestplatz.
Und nun hat Ferrari-Chef John Elkann Benzin ins Feuer gegossen. In Italien hat der Spitzenmanager und Stellantis-Konzernleiter gesagt: «Brasilien war eine grosse Enttäuschung. Was unser Engagement in der Formel 1 angeht, so haben unsere Mechaniker titelfähig sind, mit all dem, was sie bei Boxenstopps zeigen. Wenn wir uns die Arbeit der Ingenieure betrachten, dann besteht kein Zweifel daran, dass der Rennwagen verbessert worden ist.»
«Alles Andere ist nicht auf der Höhe des Erforderlichen. Wir haben Piloten, die sich besser aufs Fahren konzentrieren und weniger reden sollten. Denn wir haben einige wichtige Rennen vor uns, und den zweiten Saisonrang zu erreichen, ist nicht unmöglich.»
Seither ist in den italienischen Medien der Teufel los. Tenor vieler Medienschaffenden (und auch vieler Tifosi): Wieso noch mehr Unruhe erzeugen?
Formel-1-Champin Jenson Button hat das sehr schön zusammengefasst. Der Brite sagte: «Elkann meinte, die Fahrer sollten weniger reden. Vielleicht sollte er selber mit gutem Beispiel vorangehen.»
Für viele Medien in Italien ist klar: Diese Klatsche vom Chef war weniger an Charles Leclerc gerichtet, sondern vielmehr an Lewis Hamilton.
Daniele Sparisci vom Corriere della Sera: «Was Charles Leclerc betrifft, so mögen einige seiner Kommentare Ärger erzeugt haben, etwa die Schuldzuweisung an Antonelli für die Kollision oder andere Ausbrüche über Funk. Doch für mich steht fest: Lewis ist der Hauptempfänger der Botschaft des Präsidenten.»
«Die Flitterwochen sind vorbei, nun scheint sich Ernüchterung wie in einer langjährigen Partnerschaft zu verbreiten. Der von Elkann sehnlichst gewünschte siebenfache Weltmeister wurde in Maranello wie ein König empfangen. Aber nun ist Elkann von seinen Leistungen und seinem Verhalten enttäuscht. Hamilton, der nie auf dem Podium stand, hat eine Flut von Stellungnahmen abgegeben, die oft Wirbel erzeugen. Von internen Dossiers bis zu wiederholter Kritik an der FIA wegen Strafen. In Brasilien ging er mit den Rennkommissaren hart ins Gericht und nannte sie einen Witz https://www.speedweek.com/formel1/news/243401/Lewis-Hamilton-(Ferrari)-Diese-Leute-sind-ein-Witz.html. Das sind alles Kontroversen, von denen sich Ferrari fernhalten sollte.»
Leo Turrini im Resto del Carlino gibt zu bedenken: «Hamilton ist bisher ein Flop, aber welches Auto hatte er denn bitteschön zur Verfügung? Und Leclerc wartet gefühlt seit der Oberstufe auf ein vernünftiges Auto. John Elkann kümmert sich, anders als viele denken, wirklich bei jedem Grand Prix um Ferrari. Aber wenn Gianni Agnellis Enkel tatsächlich glauben sollte, das Problem bei Ferrari seien redselige Fahrer, dann sollte Elkann zumindest seine Berater austauschen. Denn glaubt mir: Wenn Ferrari nach Schumacher und Räikkönen keinen Titel mehr zustande gebraucht hat, dann ist das nicht Alonsos, Vettels, Leclercs oder Hamiltons Schuld. Und wenn das nicht begriffen wird, dann wird Ferrari nie mehr gewinnen.»
Fulvio Solms im Corriere dello Sport: «Die Analyse von Elkann lässt keinen Raum für Interpretation. In den Korridoren von Maranello geht etwas vor sich, kein Zweifel.»
Giuliano Duchessa von autoracer findet: «Es ist kein Geheimnis, dass nicht alle Top-Ingenieure mit Hamiltons Äusserungen in dieser Saison einverstanden sind; und auch nicht, dass ein Teil der Techniker, insbesondere die etablierten, einigermassen allergisch darauf reagiert haben, ihre Herangehensweise auf Anweisung von Aussenstehenden ändern zu müssen.»
«Hamilton hat auf seine Weise deutlich gemacht, dass er nicht das nächste Opfer sein will. Wenn Hamilton von Elkann selbst unbedingt gewollt war, dann nicht so sehr wegen Mängel seiner Fahrer – schliesslich hatte er die verlässlichen Leclerc und Sainz im Team –, sondern vielmehr wegen eines Umbruchs, wegen einer neuen Mentalität, wegen einer Veränderung der bestehenden Dynamik. Und wenn dem wirklich so ist, wieso wird Hamilton dann nun vorgeworfen, er rede zu viel?»
São Paulo-GP, Autódromo José Carlos Pace
01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:32:01,596 h
02. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +10,388 sec
03. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +10,750
04. George Russell (GB), Mercedes, +15,267
05. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +15,749
06. Oliver Bearman (GB), Haas, +29,630
07. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +52,642
08. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +52,873
09. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +53,324
10. Pierre Gasly (F), Alpine, +53,914
11. Alex Albon (T), Williams, +54,184
12. Esteban Ocon (F), Haas, +54,696
13. Carlos Sainz (E), Williams, +55,420
14. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +55,766
15. Franco Colapinto (RA), Alpine, +57,777
16. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +58,247
17. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +1:09,176 min
Out
Lewis Hamilton (GB), Ferrari, Kollisionsschäden
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Kollisionsschäden
Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, Kollision mit Stroll
WM-Stand (nach 21 von 24 Grands Prix und 5 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Norris 390 Punkte
02. Piastri 366
03. Verstappen 341
04. Russell 276
05. Leclerc 214
06. Hamilton 148
07. Antonelli 122
08. Albon 73
09. Hülkenberg 43
10. Hadjar 43
11. Bearman 40
12. Alonso 40
13. Sainz 38
14. Lawson 36
15. Stroll 32
16. Ocon 30
17. Tsunoda 28
18. Gasly 22
19. Bortoleto 19
20. Colapinto 0
21. Doohan 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 756 Punkte (Weltmeister)
02. Mercedes 398
03. Red Bull Racing 366
04. Ferrari 362
05. Williams 111
06. Racing Bulls 82
07. Aston Martin 72
08. Haas 70
09. Sauber 62
10. Alpine 22










