Nico Rosberg: «Unsere Gegner bluffen»

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg (hier mit einem Messgitter am Mercedes)

Nico Rosberg (hier mit einem Messgitter am Mercedes)

Eindrucksvolle Runde des Mercedes-Fahrers: «Mit der Testarbeit darf ich zufrieden sein, aber was ist unsere Zeit wert?»

Die Formel 1 ist ein einziges atemloses Vorwärts-Taumeln, auch beim Testen: In den meisten Rennställen wird an diesem Nachmittag die Abreise vom Circuit de Catalunya vorbereitet, als gäbe es fürs flinke Zusammenpacken oder den Weg zum Flughafen Extra-WM-Punkte.

Das ist einer der Gründe, warum viele Racer heute schon vor Schluss des Testbetriebs einige Kommentare spenden, darunter auch der Mann der Stunde – Nico Rosberg. Eine 1:20,130 min, so schnell ist im Testwinter in Barcelona noch keiner unterwegs gewesen.

Nico, was ist diese Bestzeit wert?

Jeder weiss, dass man mit den Zeiten aus den Wintertests vorsichtig bleiben muss. Nichts hat sich geändert: Wir wissen ungefähr, wo wir selber stehen. Aber wir haben wenig Ahnung davon, wo die andern stehen. Unsere Gegner bluffen. Die haben noch bei weitem nicht gezeigt, wozu sie fähig sind. Daher bin ich mit Aussagen über unsere wahre Konkurrenzfähigkeit eher behutsam.

Was ich sagen kann: Wir haben einen schönen Schritt nach vorne getan. Ich bin auch zufrieden mit unserer Testarbeit. Alles läuft nach Plan. Auch in Sachen Standfestigkeit sind wir dort, wir wir gerne sein möchten. Aber Melbourne wird schon rein klimatisch eine ganz andere Sache. Hier fahren wir mit rund 20 Grad Pistentemperatur, in Australien wird die Bahn schnell mal doppelt so warm sein. Was wirklich Sache ist, werden wir deshalb erst am Samstag und Sonntag in Melbourne erfahren.

Hat dich die Zeit selber überrascht?

Nein, das würde ich nicht sagen. Das Fragezeichen sind für mich die andern. Und die Tatsache, dass eben die Verhältnisse in Australien ganz anders sein werden.

Das wärmere Wetter hier, gemessen an den ersten zwei Tagen, hat also nichts bewirkt, was das Verständnis für die Reifen betrifft?

Nein, wir haben noch immer starkes Körnen, wenn sich also die Oberfläche des Reifens in kleine Gummikügelchen auflöst. Und das ist eben ein Phänomen der Wintertests auf eher kalter Bahn.

Vor einem Jahr sah Mercedes im Winter auch gut aus. Dann wurde das Team nach dem Höhepunkt China-Sieg nach hinten durchgereicht.

Genau das ist für uns die Herausforderung: Wir müssen es schaffen, auf der heutigen, guten Basis nun aufzubauen und zu verhindern, dass dies erneut passiert. Unsere grosse Schwäche im vergangenen Jahr bestand darin, dass wir unter heissen Bedingungen nicht schnell genug waren. Da war an der Hinterachse unser Reifenverschleiss zu hoch.

Wie würdest du deinen Gemütszustand beschreiben?

Ich bin zufrieden, aber nicht euphorisch.

Welches Gefühl verleiht dir der Wagen?

Ein gutes Gefühl. Die Balance stimmt. Das war vom ersten Tag in Jerez an so. Ich konnte mich reinsetzen und gleich nach Herzenslust angreifen. Das sehe ich derzeit als besondere Stärke des Fahrzeugs an.

Was würdest du als Schwäche des Wagens bezeichnen?

Frag’ mich das nochmals in Australien!

Stichelt dich Lewis Hamilton besonders zu Höchstleistungen an?

Das würde ich so nicht sagen. Ich hatte ja in den letzten Jahren mit Michael Schumacher auch nicht eben den schlechtesten Stallgefährten, der hat mich auch ordentlich auf Trab gehalten. Von daher hat sich nichts geändert.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Hamilton?

Sehr gut. Da sind viele Erinnerungen hochgekommen aus unserer gemeinsamen Karting-Zeit. Das war vor 13 Jahren, aber es gibt Momente, da fühlt sich das heute genauso an.

Lewis Hamilton hat gestern festgehalten: «Mit diesem Auto lassen sich Rennen gewinnen.» Bist du der gleichen Meinung?

Hmm, sagen wir es so – wir haben Fortschritte gemacht. Unsere Ausgangslage ist besser als vor einem Jahr. Aber in Sachen Speed lasse ich mich nicht auf die Äste hinaus. Da will ich Melbourne zuerst mal abwarten.

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