Hat Renault einen Renner?
Renault will mit dem R29 hoch bis an die absolute Spitze
In der Formel 1 ist es derzeit wie bei einer Modenschau: Mini- oder Maxikleid, Tarnfarbe oder knallrot?
Bei der Entblößung des neuen Renault R29, dem Einsatzfahrzeug für 2009 am Montagmorgen in Portimao (Portugal) wurde die Philosophie der Franzosen schnell klar: Renault trägt die Fahrzeugnase trendgemäß oben. Und was für eine: wuchtiger kommt bisher noch keine der von Ferrari, Toyota, McLaren-Mercedes oder Williams-Toyota gezeigten Fahrzeugspitzen daher. Der flache Frontflügel wirkt allerdings noch nicht wie das Ende der aerodynamischen Weisheit.
Das Weltmeisterteam von 2005 und 2006 setzt aber weiterhin auf eine langgezogene Haifischflosse an der Motorabdeckung, die voriges Frühjahr dreist und postwendend von Red-Bull-Renault abgekupfert wurde. Die Seitenkästen darunter sind stark eingezogen.
Rein äußerlich fällt die neue Lackierung ins Auge, wo die Farbe blau von Mineralöl- und Schmierstoffpartner Elf nach 30 Jahren Zusammenarbeit von Total abgelöst wird. Deshalb sind die Front- und Heckflügelendplatten jetzt auffallend rot. Viele Beobachter fanden das Auto spontan schick, nicht alle…
Unterm Kleid soll das Getriebe aus Karbon-Titan sowie etliche weitere teure Materialien die Gewichtszunahme von 30 bis 40 Kilo (bedingt durch das kinetische Rückgewinnungssystem KERS) kompensiert werden. Renaults KERS-System wurde wie jenes von Ferrari zusammen mit Elektronikpartner Magneti Marelli entwickelt. Den V8-Motor durfte Renault mit einer Ausnahmegenehmigung trotz regelbedingter Einfrierungsphase über Winter auftauen und dabei – offiziell – die Haltbarkeit verbessern. Im Vorjahr litt das Auto an 30 bis 35 PS Rückstand.
Man darf gespannt sein, wie viel davon 2009 noch übrig sind. Das Team von Lebemann Flavio Briatore, lässig und ganz in schwarz gekleidet, will wieder Weltmeister werden. Von den letzten vier Rennen 2008 gewann Ex-Weltmeister Fernando Alonso zwei und schob seine Mannschaft damit nach schwacher erster Saisonhälfte am gesamten Mittelfeld vorbei auf die vierte Position der Konstrukteurs-Wertung. Es wird heftig gemunkelt, dass der spanische Ausnahme-Pilot, der heute nicht zum Testeinsatz kam und dafür Fahrradfahren ging, für 2010 einen Vorvertrag bei Ferrari unterschrieben hat. Renault muss sich also beeilen.
Den ersten Test-Tag mit neuem Auto absolvierte Nelson Piquet jr.