Daniel Ricciardo (Red Bull): «Wo ist Schleudersitz?»

Von Mathias Brunner
Zur Saison 2015 hin hat Red Bull Racing ein neues Lenkrad entworfen. Designchef Rob Grey sagt, wieso er das für nötig befand. Und Daniel Ricciardo sagt, wieso ihm noch immer ein Knopf fehlt.

Wer in der Formel 1 stillsteht, der wird zurückgereicht. Das trifft auf alle Bereiche zu, auch beim Cockpit. Red Bull Racing hat beim 2015er Modell RB11 ein anderes Lenkrad eingeführt. Grösster Unterschied: der stattliche LED-Display, vom Typ PCU-8D, gebaut übrigens von «McLaren Applied Technologies».

In der neuen Turbo-Ära müssen die Fahrer mit erheblich mehr Informationen jonglieren. Und es bestand die Möglichkeit, dass für 2015 der Funkverkehr zwischen Box und Fahrer erheblich eingeschränkt wird, so dass der Pilot jede Menge Informationen selber abrufen muss. Und dazu braucht er einen möglichst gut lesbaren Bildschirm.

Inzwischen ist der Autoverband FIA wieder davon abgekommen, dass der Fahrer so gut wie keine Informationen mehr aus der Box erhält. Aber zu diesem Zeitpunkt waren die Lenkräder für die 2015er Cockpits bereits entworfen.

Während die Informationen und Verstellmöglichkeiten an einem Formel-1-Lenkrad von Jahr zu Jahr zugenommen haben, ist der Platz ungefähr der Gleiche geblieben. Also ist ein modernes Lenkrad nur so gespickt mit Druckknöpfen, Multifunktionsschaltern und Drehknöpfen. Ganz abgesehen von den Wippen für Schaltung und Kupplung.

Einige Knöpfe sind so gut wie ständig in Betrieb (Funk, Förderpumpe für die Trinkflüssigkeit, Flachstellen des Heckflügels), andere eher selten, wie etwa Einstellvarianten, wenn die Piste nass wird. Aber Chefdesigner Rob Gray bringt das ganze Geknöpfel auf einen einfachen Nenner: «Wenn ein Knopf nicht wichtig wäre, dann würden wir ihn auch nicht aufs Lenkrad setzen.»

Was viele Fans nicht wissen: jedes Lenkrad ist auf den jeweiligen Piloten angepasst. Das geht vom Griff bis zum Gespür für die Knöpfe. Ein Lenkrad für Tests ist auch nicht gleich bestückt wie eines für Grands Prix. Im Mittelpunkt steht immer: der Fahrer muss sich damit wohl fühlen.

Hin und wieder wird das einem Fahrer trotzdem zu viel. Berühmt der Funkspruch von Lewis Hamilton an seinen Renningenieur Pete Bonnington. Als der nach einer bestimmten Einstellung fragte, gab Hamilton zurück: «Ich weiss nicht, von welchem Knopf du sprichst, Mann.»

Fahrer gehen mit Anweisungen über die Lenkräder ins Bett, wenn wieder mal etwas anders angeordnet wurde. Wenn die Tonbänder abgestellt sind, geben sie zu, dass sie hin und wieder auch mal einen falschen Knopf betätigen. Lotus-Fahrer Pastor Maldonado rutschte 2014 von der Bahn, als er am Lenkrad eine Einstellung tätigte.

Red Bull Racing-Fahrer Daniel Ricciardo sieht das ganz entspannt: «So viel ändert sich nicht von Jahr zu Jahr. Vielleicht rückt ein Knopf mal an eine andere Stelle oder es kommt etwas hinzu. Aber ich habe es eigentlich nie anders erlebt als recht komplex, was den Umgang mit dem Lenkrad angeht.»

Gemäss Ricciardo nimmt ein Pilot im Schnitt pro Runde vier oder fünf Verstellungen am Lenkrad vor, dazu kommen natürlich die Schaltmanöver. «Wir verstellen den Heckflügel oder die Bremsbalance, dann gibt es auch Einstellungen für das Drehmoment. Ich finde, man gewöhnt sich recht schnell an alles. In Monza, auf den langen Geraden, hast du jede Menge Zeit für all so was, in Monte Carlo hast du etwas weniger Zeit. Für mich war das nie eine grosse Sache. Im Gegenteil, das macht es doch interessanter.»

Rob Gray meint: «Wir versuchen, es den Piloten so einfach wie möglich zu machen. Die Fahrer sagen uns, was sie mögen und was eher nicht – Druckknopf-Widerstand, wie gut sich ein Knopf drehen lässt, Position. Wir an der Boxenmauer geben uns Mühe, so mit dem Fahrer zu kommunizieren, dass wir ihn zum idealen Zeitpunkt anfunken für eine Änderung. Das kommt im Fernsehen oft nicht gut herüber, weil die Funksprüche zeitversetzt zum Live-Bild gesendet werden. Natürlich quatschen wir einen Fahrer nicht voll, wenn er sich in einer schwierigen Kurvenpassage befindet.»

Passiert bei anderen Teams aber offenbar dennoch. Lewis Hamilton haben wir schon ein paar Mal am Funk schnauzen gehört: «Rede nicht in den Kurven mit mir, Mann.» Auch Funksprüche in der heiklen Bremszone werden von den Piloten wenig geschätzt.

Und welcher Knopf fehlt nun dem Ingenieur und dem Piloten? Rob Grey lacht: «Einer für mehr Power!» Daniel Ricciardo grinst: «Einen für den Schleudersitz – wenn ein Rennen nicht so läuft wie geplant.»

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