KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Mercedes Weltmeister: Feier schon heute in England!

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton feiert mit seiner Truppe den Sotschi-Sieg und den WM-Titel

Lewis Hamilton feiert mit seiner Truppe den Sotschi-Sieg und den WM-Titel

​Als im Fahrelager von Sotschi klar war, dass Mercedes den Konstrukteurs-Pokal 2015 auf sicher hat, waren Toto Wolff und Niki Lauda schon weg. Gefeiert wird heute in England.

Etwas seltsam war es schon: Stell dir vor, du holst den WM-Titel, aber die Führungsetage ist schon abgereist. Genau das ist Mercedes in Sotschi passiert. Als die Rennkommissare Ferrari-Star Kimi Räikkönen auf Rang 8 versetzten (wegen seiner Kollision mit dem Williams von Valtteri Bottas), bedeutete das: Mercedes kann in der WM nicht mehr eingeholt werden, der zweite Titel im Konstrukteurs-Pokal ist sichergestellt, wie vor einem Jahr in Sotschi.

Niki Lauda (Aufsichtsrats-Chef des Mercedes-Rennstalls) und Toto Wolff waren da aber schon weg – bereits auf dem Rückweg nach Hause.

Gefeiert hat die Mercedes-Truppe trotzdem: Zuerst in der Box von Sotschi, wo «We are the Champions» von «Queen» natürlich nicht fehlen durfte, irgendjemand hatte auch die WM-Hemden gefunden, die vorbereitet worden war. Dann ging die Feier am Flughafen auf der Reise zurück nach England weiter, die ganz grosse Sause folgt aber heute im Rennwagenwerk von Brackley.

Wir werden heute im Laufe des Tages aus England berichten.

Toto Wolff lässt inzwischen wissen: «Der Renntag bot alle nur denkbaren Emotionen. Erst ein bittersüsser Tag auf der Strecke, dann angespanntes Warten – und schließlich die Bestätigung, dass wir unsere zweite Weltmeisterschaft gewonnen haben. Wow, in diesem Sport gibt es niemals einfache Tage!»

«Aber es ist ein ganz besonderes Gefühl, zum zweiten Mal den WM-Titel zu gewinnen und ein Privileg, Teil dieses Teams zu sein. In der Weltmeisterschaft geht es nicht nur um Punkte in einer Tabelle. Es geht um viele Stunden harter Arbeit und Opfer eines jeden einzelnen Teammitglieds. Die meisten von ihnen stehen nicht im Rampenlicht und arbeiten mit einer unglaublichen Entschlossenheit an sechs oder sieben Tagen der Woche. Gratulation an jeden in Brackley, Brixworth und Stuttgart. Ihr habt sensationelle Arbeit abgeliefert.»

«Das Rennen selbst hinterliess uns mit gemischten Gefühle. Lewis fuhr ein fantastisches Rennen und blieb absolut fehlerfrei, obwohl er mit einigen Problemen klarkommen musste. Ganz besonders gegen Ende, als es eine aerodynamische Instabilität an seinem Heckflügel gab, die wir noch untersuchen. Aber er brachte das Auto mit einer kontrollierten Fahrt nach Hause und baute damit seine Führung aus. Gut gemacht.»

«Gleichzeitig tut es mir sehr leid für Nico. Ein Problem mit seinem Gaspedal sorgte für seinen Ausfall. Das zeigt, wie unbarmherzig dieser Sport sein kann: Er hatte ein brillantes Wochenende und eine starke erste Runde. Ich kann nur meinen Hut davor ziehen, wie er mit der Situation umgegangen ist – sowohl im Auto, als er versuchte, eine Lösung zu finden, als auch mit seiner professionellen Art hinterher. Dies war eine weitere Erinnerung für uns, dass unsere Arbeit selbst mit den Fortschritten bei der Zuverlässigkeit in diesem Jahr niemals abgeschlossen ist. Wir müssen weiter auf jedes noch so kleine Detail achten. Jetzt können wir jedoch den Moment geniessen: Heute beginnt in unserer Fabrik die Party!»

Paddy Lowe ist einer der stillen Truppe. Der Technikchef von Weltmeister Mercedes rückt sich nie ins Rampenlicht, auch er kämpft mit unterschiedlichen Emotionen: «Es ist eine fantastische Nachricht, zum zweiten Mal die Weltmeisterschaft gewonnen zu haben. Es war jedoch sehr seltsam, dass es durch die Strafe so gekommen ist. Das Ergebnis steht jedoch fest. Ein großes Lob an unsere Teams in Brackley, Brixworth und Stuttgart für ihren fantastischen Einsatz, der uns mit so einer Dominanz hierher gebracht hat, um die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft vor dem Ende der Saison zu gewinnen.»

«Im Rennen war es schön, gute Starts von beiden Autos zu sehen und sauber durch Kurve 2 zu kommen. Beim ersten Safety-Car-Einsatz entwickelte sich ein Problem mit Nicos Gaspedal, das ihn davon abhielt, komplett und konstant vom Gas zu gehen. Dies wurde so schlimm, dass wir das Auto aus dem Rennen nehmen mussten. Es stellte sich als mechanischer Defekt am Gaspedaldämpfer heraus, der eine Blockierung verursachte. Es tut uns sehr leid, dass Nico dadurch die Chance auf den Sieg verloren hat.»

«Lewis hatte einen besseren Tag. Es gab zwar einige Dinge zu bedenken, etwa, ob wir während der Safety-Car-Phase an die Box gehen sollten, aber wir entschieden uns für die richtige Strategie und hatten eine gute Pace sowie konstante Reifen während des Rennens, um den Abstand zu kontrollieren. Gegen Ende der zweiten Rennhälfte hatte er ein Problem mit seinem Heckflügel, das am Ende schlimmer wurde. Wir konnten beim Bremsen auch einen gewissen Abtriebsverlust erkennen. Wir werden die Ursache dafür bald herausfinden.»

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