Rolf Wiessmann: Ein Rennsportleben ging zu Ende
Wenn es früher bei der Technischen Abnahme mal hoch herging, blieb Rolf Wiessmann immer cool und suchte das Gespräch zwischen Technikern und Aktiven, gerade wenn die Meinungen auseinanderdrifteten. Am 5.Mai 2025 verstarb er im Alter von 89 Jahren im Kreise seine Familie. Er hinterlässt unter anderem seine Frau Renate, jahrzehntelang die gute Seele bei der Papierabnahme.
Geboren wurde Rolf Wiessmann am 26.12.1935 in Gießen. Bevor er sich für die Technik begeisterte, fuhr er so ziemlich Alles, was zwei, maximal drei Räder hatte. Von Autos ließ er stets die Finger und überließ die Auto-Abteilung lieber seinem Bruder Klaus. Mit 23 legt Rolf Wiessmann gleich als Solist und im Gespann los.
1958 Grasbahnrennen 175ccm und 350ccm Maico
1959 Solo MV Agusta
1960 Gespann mit Oswald Groh 500ccm Horex
1961 Solo 175ccm und 250ccm Maico
1961 Solo 125ccm Eigenbau DKW
1962 machte Rolf Wiessmann dann auch neben der Rennstrecke Ernst. Er heiratete Renate und schon Ende des Jahres kam Tochter Sabine auf die Welt. Klar, dass auch sie später erst mal den Motorradführerschein machte. Doch auch als Ehemann und Familienvater gab Rolf Wiessmann weiter Gas.
1962/63 Solo 250ccm NSU
1963 Gespann mit Lothar Böttcher (Deutscher Meister)
1964 Gespann mit Kurt Meixner auf Muthig BMW
1964 Solo 125ccm Honda
1965 Solo 125ccm/250ccm Honda
1968 Werksfahrer bei Neckermann-Java
Damals konnte man vom Motorsport noch weniger seinen Lebensunterhalt verdienen als heute. Und wenn Rolf Wiessmann nicht auf der Rennstrecke seine Runden drehte, war er als Radio- und Fernseh-Techniker unterwegs. Damit nicht genug, schrieb er auch gelegentlich für die Zeitung und lieferte gleich das selbst gemachte Fotomaterial dazu. 1965 machte die Geburt von Sohn Jörg das Wiessmann-Familien-Quartett komplett. Logisch, dass Rolf Wiessmann auch da seine Gene weitergegeben hatte.
Auf die Rennen fuhr man dann nur noch gemeinsam. Ab 1968 tauschte Rolf Wiessmann die Rennstrecke gegen die Abnahme und war als technischerKommissar mit der FIM-Sportwart-Nummer 2092 vor allem bei internationalen Veranstaltungen wie dem Großen Preis von Deutschland am Start. Auch Motocross und die Superbike-WM begleitete er in seiner jahrzehntelangen ehrenamtlichen Tätigkeit. Bis 2011 war Rolf Wiessmann dann vorwiegend mit Kollegen wie Emil Braun, Kai Hommes und Rüdiger Merdes im Rahmen der IDM dabei, bevor zumindest mit der aktiven Mitarbeit Schluss war. Doch Rennsport spielt in der Familie Wiessmann bis heute generationsübergreifend eine bestimmende Rolle.
Sohn Jörg Wiessmann war bereits mit 16 an der Strecke und fotografierte alles, was ihm vor die Linse kam. Was er dann auch über 30 Jahre lang mit Erfolg tat. Für SPEEDWEEK.com lieferte er exklusives Material über MotoGP, Formel1, DTM, Motocross und IDM. Gemeinsam mit seiner Frau Regina hat er den Staffelstab bereits weitergegeben an Sohn Felix, der als gelernter Werbetechniker nicht nur die SPEEDWEEK.com-Fotos für die IDM liefert, sondern sich auf das Design von Autos und Motorrädern im Rennsport spezialisiert hat. Ducati-Pilot Scott Redding aus dem Team MGM ist nur einer seiner Kunden. Rolf Wiessmanns Urenkelin Alina kennt sich im IDM-Fahrerlager auch schon bestens aus, die Zukunft ist also gesichert.
Die Geburten seiner vier Urenkel sowie deren ersten Jahre durfte Rolf Wiessmann noch miterleben, auch wenn gegen Ende die Gesundheit nicht mehr so mitgemacht hat. Am 5.5.2025 ist Rolf Wiessmann langes und erfülltes Leben zu Ende gegangen. Auch die Redaktion von SPEEDWEEK.com möchte den Hinterbliebenen ihr aufrichtiges Beileid aussprechen.
Die Beerdigung findet am 22.Mai 2025 um 14 Uhr auf dem Friedhof Wieseck, Alte Busecker Straße in Gießen statt. Im Sinne von Rolf darf auf Trauerkleidung und Blumenspenden verzichtet werden.