Aki Ajo (KTM): Besorgnis wächst, Betrieb steht still

Von Günther Wiesinger
Auch bei Ajo Motorsport bleiben die Rolladen noch eine Weile unten

Auch bei Ajo Motorsport bleiben die Rolladen noch eine Weile unten

Die Firma Ajo Motorsport betreibt eines der erfolgreichsten GP-Teams im Fahrerlager. Jetzt fehlen die Einnahmen, die Kosten laufen weiter. Wir sprachen mit dem Teamchef Aki Ajo über Hoffnung und Sorgen.

Der Finne Aki Ajo betreibt Rennteams in mehreren Klassen. Er fährt mit Kaito Toba (Katar-Sieger 2019) und dem ehemaligen Junioren-Weltmeister Raúl Fernandez in der Moto3-WM für Red Bull KTM; in der Moto2-WM setzt er WM-Leader Tetsuta Nagashima und Titelanwärter Jorge Martin (Moto3-Weltmeister 2018) ein, dazu bestreitet er mit Niki Tuuli den MotoE-Weltcup und setzt einige Talente in der Junioren-WM ein. Sein Teamhauptquartier befindet sich in der Nähe von Barcelona, die Administration sitzt in den Büros in Finnland.

Ajo hofft weiter inständig auf eine baldige Wiederaufnahme des Rennbetriebs; er hoffte vor zehn Tagen noch auf einen WM-Re-Start im Juni und auf eine möglichst komplette Anzahl an WM-Rennen.

Inzwischen meldet auch das entlegene Finnland 1384 infizierte Einwohner und beklagt 13 Tote, das entspricht einer relativ hohen Sterberate von 1 Prozent.

Bei Aki Ajo wächst die Besorgnis; er beobachtet die Covid-19-Entwicklung in Italien, Spanien und Frankreich mit Bestürzung.

Deshalb hat Aki Ajo wie viele andere Menschen und sogar namhafte Experten seine Erwartungen mittlerweile etwas revidiert. «Ich hoffe aber weiter, dass wir am Ende der Saison eine richtige Weltmeisterschaft mit beispielsweise acht bis zehn Wettbewerben in jeder Klasse abwickeln können», stellte Ajo heute im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest.

Die Fragen, wie die Notfalls-Konzepte für diese Grand Prix dann aussehen und ob noch einzelne Übersee-Reisen machbar sein werden, diese Frage kann im Moment nur ein Hellseher beantworten.

«Unser Promoter Dorna ist so erfahren und innovativ. Deshalb bin ich überzeugt, dass sie vernünftige Lösungen für allen Ansprüche finden werden», sagt Aki Ajo, der insgesamt 31 Mitarbeiter (inklusive der Fahrer) beschäftigt. Die Mannschaft setzt sich aus acht Finnen, 17 Spaniern, zwei Italienern, zwei Japanern, einem Franzosen und einem Schweizer zusammen.

Der heute 51-jährige Aki Ajo hat als Teambesitzer mit Mike di Meglio und Marc Márquez die 125er-WM gewonnen, dann die Moto3-WM mit Red Bull-KTM 2012 (Sandro Cortese) und 2016 (Brad Binder), dazu errang er 2015 und 2016 den Moto2-WM-Titel mit Johann Zarco und bildete zuletzt drei Jahre lang das Red Bull-KTM-Werksteam mit Fahrern wie Miguel Oliveira, Brad Binder und Jorge Martin. Die Fahrer von Ajo sorgten für 50 Prozent der 100 GP-Siege von KTM.

Nach dem Rückzug von KTM als Moto2-Chassis-Hersteller bestreitet Ajo die Moto2-WM mit Kalex. Die Fahrer: Jorge Martin und Tetsuta Nagashima, der am 8. März sensationell seinen ersten GP-Sieg in Katar feierte. Der Japaner war schon 2016 für Ajo unterwegs – im Junior-Team in der Repsol-CEV-Moto2-Europameisterschaft.

Inzwischen sind die Grand Pix von Buri Ram, Austin und Termas de Río Hondo auf Oktober und November verlegt worden. Jerez wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, mit einer Absage von Le Mans (17. Mai) ist täglich zu rechnen. Denn in Frankreich kann die Anzahl der Covid-Opfer nicht mehr bewältigt werden, deutsche und Schweizer Kliniken haben mit Luftbrücken schon schwer erkrankte Patienten für Intensivbetten aus dem Nachbarland übernommen.

«Ich habe eigentlich nur mit einem Top-5-Platz gerechnet», räumte Aki Ajo nach dem Nagashima-Überraschungssieg in Katar 2020 ein. Sein Team präsentiert sich jetzt für einige Zeit als WM-Spitzenreiter.

Aki Ajo («Mein Sohn Niklas unterstützt mich in dieser schwierigen Zeit sehr stark») ist gespannt, ob die Dorna ihren Eigentümer Bridgepoint von der Notwendigkeit eines Rettungsschirms für die 37 Privatteams der drei GP-Klassen überzeugen kann.

Aber sehr bald wird aus dieser Quelle kein Geld fließen, denn zuerst muss in groben Zügen absehbar sein, wie viele Events 2020 noch machbar sein werden. Trotzdem müssen die Rennteams jeden Monat die laufenden Kosten bezahlen. Die Lohnkosten bilden meist neben dem Materialbudget den zweithöchsten Budgetposten.

Bridgepoint wird um diese Millionen-Sonderzahlungen nicht vorbei kommen. Sonst existieren eines Tages beim Neustart nicht mehr genügend GP-Teams. Dieser Investor muss und kann langfristig denken und planen, denn die Dorna hat mit der FIM einen GP-Vertrag bis inklusive 2041. Der Superbike-WM-Vertrag läuft bis 2036.

«Wir müssen abwarten und uns zur Geduld zwingen», betont Aki Ajo. «Gleichzeitig hoffen wir, dass die Ausbreitung des Coronavirus in Europa irgendwie unter Kontrolle gebracht und in absehbarer Zeit eingedämmt werden kann.»

Der aktuelle Motorrad-GP-Kalender 2020

08. März: Doha/Q (ohne MotoGP
17. Mai: Le Mans/F
31. Mai: Mugello/I
07. Juni: Barcelona/E
21. Juni: Sachsenring/D
28. Juni: Assen/NL
12. Juli: KymiRing/SF
09. August: Brünn/CZ
16. August: Red Bull Ring/A
30. August: Silverstone/GB
13. September: Misano/I
27. September: Aragón/E
04. Oktober: Buriram/TH
18. Oktober: Motegi/J
25. Oktober: Phillip Island/AUS
01. November: Sepang/MAL
15. November: Texas/USA
22. November: Las Termas
29. November: Valencia/E

Ohne Termin: 3. Mai: Jerez/E

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