Moto3-WM-Aus oder dritte Chance für Noah Dettwiler?
2025 fährt der 20-jährige Noah Dettwiler seine zweite komplette Saison in der Moto3-Weltmeisterschaft. Der Eidgenosse unterschrieb zur Saison 2024 bei CIP Green Power und ist seitdem für den traditionsreichen, aber nie sonderlich in Erscheinung getretenen Rennstall von Alain Bronec aktiv.
Den Anschub für einen Stammplatz im GP-Fahrerlager leistete ein sauber verlaufener Wildcard-Auftritt im Sommer 2023. Der damals 18-Jährige dürfte für Prüstel GP an den Start gehen und fuhr auf dem Red Bull Ring ohne Eskapaden auf Platz 20 über die Ziellinie. Gefördert von Landsmann und Mentor Tom Lüthi verlief auch der Beginn ins Leben als Moto3-Profi durchaus hoffnungsvoll. Bei seinem dritten GP gab es für Rang 14 erste WM-Punkte. Die hatten zudem viel Gewicht, denn es ging auf der fahrerisch anspruchsvollsten Piste, dem Circuit of the Americas in Texas, zur Sache.
Doch als es zurückging auf jene Pisten, die der Rookie immerhin schon aus der Junioren-WM kannte, fuhr die bunte KTM mit der Nummer 55 in eine unsichtbare Ergebniswand. Die zwei Zähler, die Noah Dettwiler vor über 18 Monaten mit aus den USA brachte, blieben die einzigen WM-Punkte. Was auch bedeutet: Nach 18 Events 2025, wobei Dettwiler die ersten drei Moto3-Rennen verletzungsbedingt auslassen musste, steht der Schweizer ohne vorzeigbares Ergebnis da.
Von Pech kann dabei nicht mehr gesprochen werden. Denn trotz aufblitzendem Speed auf nasser Piste, immer dann, wenn es drauf ankommt, fehlen stabil knapp zwei Sekunden auf die Bestzeit.
Während der aktuelle Teamkollege Scott Ogden sich bereits mit der CIP-Teamleitung auf eine weitere Zusammenarbeit geeinigt hat, gilt als sicher, dass Noah Dettwiler seinen Platz verliert. Heißester Anwärter ist der Spanier Adrian Cruces, der es als Ersatzpilot des Schweizers bei den drei Läufen auf sehr beachtliche 13 WM-Punkte brachte.
Vieles, wenn nicht alles, deutet damit darauf hin, dass die Motorrad-Straßenweltmeisterschaft im kommenden Jahr zur Gänze ohne deutschsprachigen Piloten über die Bühne geht. Da bei allen Spitzenteams die Personalentscheidungen für 2026 gefallen sind, hat sich vor den Mannschaften mit offenen Stellen bereits eine Schlange von jungen Piloten gebildet, die zumeist eine vielversprechende Rennfahrer-Vita vorweisen können. Beispiel: Jacob Roulstone. Der Australier muss nach zwei Jahren bei KTM Tech3 für den Finnen Rico Salmela Platz machen – trotz 61 Zählern und WM-Rang 15.
Vier Rennen vor Schluss könnte sich für den von Tom Lüthi weiter protegierten Piloten nun noch eine Möglichkeit in der Mannschaft von Paolo Simoncelli ergeben. Als sicher gilt, dass es Gespräche zwischen dem bestens vernetzten Italiener und der Schweizer Fraktion gibt. Hintergrund: Luca Lunetta, das aktuelle Aushängeschild bei SIC58 Luca, wird das Team Ende des Jahres in Richtung Moto2 verlassen.
Für den Schweizer spricht der ausgeglichene Charakter und ein verlässliches Netzwerk mit loyalen Partnern und Sponsoren – dagegen der WM-Stand und die nicht ansteigen wollende Speedkurve. Fakt ist: Um eine dritte Chance intakt zu halten, braucht es von der Nummer 55 in den letzten vier Rennen mindestens ein sportliches Wunder.