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Michelin: Was ändert sich durch das Winglets-Verbot?

Von Günther Wiesinger
In der Saison 2017 werden die umstrittenen Winglets an den MotoGP-Maschinen verboten sein. Muss Michelin deshalb neue Vorderreifen entwickeln? Techniker Nicolas Goubert steht Rede und Antwort.

«Ich hoffe nicht.»

Das ist die kurze Antwort von Nicolas Goubert auf die Frage, ob Michelin wegen des Winglets-Verbots in der MotoGP neue Vorderreifen entwickeln müsse.

Der Deputy Director, Technical Director und Supervisor des MotoGP-Programms von Michelin, ergänzte aber: «Wir werden aber leichte Modifikationen machen, also werden die Hersteller beim Set-up wieder gewisse Änderungen vornehmen müssen. Das ist sicher.»

Welche Auswirkungen hatten die Winglets auf die Reifen 2016? Haben die Flügel die Vorderreifen stärker beansprucht? Welche Unterschiede gab es bei den Bikes ohne Winglets, zum Beispiel von Dani Pedrosa und von KTM?

Goubert: «Es muss Unterschiede gegeben haben. Aber wir haben ne einen echten vergleich zwischen Bikes mit und ohne Winglets mt denselben Vorderreifen zum gleichen Zeitpunkt auf der gleichen Strecke gemacht. Außerdem hat bei den Winglets eine konstante, fortwährende Entwicklung stattgefunden, es ging nicht schlagartig. Es hat auch niemand wirklich Interesse daran gehabt, solche Vergleichstests durchzuführen.»

Michelin wurde im Frühjahr 2016 heftig kritisiert, weil zuerst bei Lois Baz beim Sepang-Test am zweiten Vormittag der Hinterreifen platzte und sich dann zwei Monate später bei Scott Redding im FP4 in Las Termas die Lauffläche am Hinterreifen ablöste.

Piero Taramasso, Manager der Two-Wheel Motorsport Group bei Michelin, hat damals erklärte, Michelin habe deshalb aus Sicherheitsgründen einen hitzebeständigeren Hinterreifen entwickelt, der beim Griplevel drei bis vier Stufen härter war. Die Franzosen haben dann versucht, beim Griplevel des Hinterreifens schrittweise wieder an das Haftungsvermögen vom Katar-GP 2016 heranzukommen, das die Michelin-Hinterreifen vor dem Schlamassel hatten. Manche Experten warfen ja Michelin vor, die Konstruktion der Hinterreifen sei im Winter und Frühjahr bis Argentinien nicht robust genug gewesen, deshalb sei es zu den Überhitzungen gekommen...

«Nach dem Argentinien-GP haben wir beim Griplevel Einbussen in Kauf genommen, aber den ersten Schritt zurück zum Besseren haben wir bereits in Le Mans gemacht», hält Piero Taramasso fest. «Dieser Schritt war ziemlich groß, die Fahrer haben ihn deutlich gespürt. Wir haben uns beim Grip hinten dann weiter verbessert. Aber um die Frage klar zu beantworten: Nein, wir sind beim Griplevel der Hinterreifen noch nicht wieder dort, wo wir vor einem Jahr waren. Aber es ist unser Ziel, wieder dorthin zu kommen, wo wir beim Katar-GP 2016 waren. Ich weiß nicht, wann uns dieses Vorhaben gelingen wird, aber wir möchten es so bald wie möglich verwirklichen. Wir machen ständig Fortschritte. In Valencia haben wir zuletzt jene Hinterreifen verwendet, die wir vorher auch in Barcelona getestet hatten. Die Fahrer waren recht zufrieden, sie klagten weder über Wheelspin noch über Traktionsprobleme.»

Nicolas Goubert lässt auch nicht gelten, dass der Katar-GP 2016 das beste Rennen für Michelin gewesen sei. «Für uns waren Mugello und Misano genau so gut wie Katar», sagt der Franzose. «Wir haben auch auf den beiden italienischen Pisten die Rundenrekorde und die Rennzeit von 2015 unterboten.»

Hat Nicolas Goubert auch festgestellt, dass manche Hersteller und Teams beim Thema Reifen professioneller arbeiten als andere? «Diese Frage kann ich mit einem klaren ‚Ja’ beantworten», stellte Goubert fest. Dann ergänzte er schmunzelnd. «Aber ich möchte mich nicht näher dazu äussern...»

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