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Einheits-Software: Warum Ducati einen Vorsprung hatte

Von Günther Wiesinger
Alle mit der Enheits-ECU unterwegs: Rossi vor Iannobe und Dovizioso beim Sepang-GP 2016

Alle mit der Enheits-ECU unterwegs: Rossi vor Iannobe und Dovizioso beim Sepang-GP 2016

Vor der Saison 2016 mussten Honda, Yamaha und Ducati ihre elektronischen Codes auf den Tisch legen und Magneti Marelli bei der Entwicklung der Einheits-Elektronik unterstützen. Ducati war dann 2016 im Vorteil, räumt Gigi

Die Honda Racing Corporation hat sich jahrelang gegen die Einführung der Einheits-Elektronik in der MotoGP-WM gewehrt. Shuhei Nakamoto, Executive Vice President von HRC, hat damals sogar mit dem Rückzug von Honda aus der Königsklasse gedroht.

Schließlich erklärte sich Honda gemeinsam mit Yamaha und Ducati bereit, die Italiener von Magneti Marelli bei der Programmierung der Software für 2016 zu unterstützen. Ihr Produkt liess nämlich 2015 bei den Open-Class-Teams noch stark zu wünschen übrig.

Hat Honda alle Geheimnisse preisgegeben?

«Die Software wurde von Magneti Marelli entwickelt», sagt Nakamoto. «Drei Hersteller haben mehrmals darüber diskutiert, wie diese Entwicklung vonstatten gehen soll. Wir hatten dann 2016 mit dieser Motorensteuerung keine großen Probleme, es hat meistens alles gut funktioniert. Aber für Honda war es schwierig, die maximale Performance aus den Maschinen rauszuholen. Das System hat auf manchen Strecken besser funktioniert als auf anderen. Ich weiß nicht, ob es den Ingenieuren der anderen Hersteller leichter gefallen ist, mit dieser Software umzugehen. Aber wir haben uns gesteigert. Unter dem Strich waren wir happy mit dieser Lösung.»

Für Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse, war die Magneti Marelli-Software kein technisches Neuland, die Elektroniker von Ducati beschäftigen sich in der MotoGP-WM bereits seit 2003 damit. «Wir haben zuerst die Open-Class-Software verwendet, das war die Basis für jene Einheits-Software, die 2016 alle Teams und Fahrer verwendet haben», sagt der Italiener. «Alle Beteiligten von Honda, Yamaha und Ducati haben gut zusammengearbeitet, als diese Motorsteuerung entwickelt wurde. So kamen wir auf ein Niveau, das man als zufriedenstellend bezeichnen kann und alle Bedürfnisse befriedigt hat. Alle drei Werke haben ihr Wissen zur Verfügung gestellt, so konnten alle Bugs und Probleme aus der Welt geschafft werden, die diese Software am Beginn hatte. Sicher hat Ducati die Arbeit mit dieser Open-Software ein Jahr vor den Mitbewerbern begonnen, denn wir arbeiten sehr eng mit unseren Satellitenteams zusammen. Wir haben bereits ab September 2014 mit Avintia Racing und Héctor Barbera erste Erkenntnisse mit dieser Open-Class-Software sammeln können und diese Zusammenarbeit 2015 eng fortgesetzt. Dadurch kannten wir diese Software ein bisschen besser als Honda und Yamaha. Aber das ist nur meine persönliche Meinung...»

Was Gigi Dall’Igna da so nebenbei ausspricht, hat durchaus seine Berechtigung. Denn Honda kümmerte sich 2014 und 2015 nicht um die Beschwerden der Open-Class-Teams (2014 und 2015 bei Aspar, 2014 mit Redding bei Gresini, 2015 mit Miller bei LCR und Abraham bei AB Motoracing. Ähnlich war es bei Yamaha, denn 2015 kämpften Rossi und Lorenzo um den WM-Titel, dadurch rückte das Forward-Yamaha-Team in den Hintergrund. Und Tech-3-Yamaha fuhr 2015 im Factory-Status (wie Pramac-Ducati), also hatten Pol Espargaró und Bradley Smith damals die bewährte Factory-Software von Yamaha eingebaut.

Weltmeister Marc Márquez hat im Frühjahr 2015 einmal unverblümt zum Besten gegeben: «Die Honda-Ingenieure haben die Einheits-Software erst beim Valencia-Test nach dem WM-Finale 2015 zum ersten Mal gesehen.»

«Wir haben die Einheits-Software gemeinsam mit Honda und Ducati für Marelli entwickelt», bestätigt Yamaha-Projektleiter Kouichi Tsuji. «Wir haben gemeinsam alle Anstrengungen unternommen, um die Software betriebssicher zu machen. Wir wollten in punkto Sicherheit absolut keine Nachteile haben. Unser Ziel war, dass es allen Teams leichter fällt, diese Software zu installieren und zu bedienen. Wir haben gemeinsam sehr gute Arbeit geleistet. Aber natürlich haben die Bikes der unterschiedlichen Hersteller andere Charakteristiken. Deshalb kam es für die Werke auf manchen Pisten zu Problemen. Manchmal war die Traktion für Yamaha besser, manchmal für die Konkurrenz. So hatten alle Hersteller unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche. Wir konnten unsere eigenen Bedürfnisse nicht immer in den Vordergrund stellen, denn es war ein Gemeinschaftsprojekt. Wir haben aber in der Hersteller-Vereinigung MSMA immer wieder Gespräche geführt und überlegt, wie wir in Zukunft die besten Kompromisse für diese Einheits-ECU finden.»

Zur Erinnerung: Ducati hatte die Open-Class-Wertung 2015 mit Barbera souverän gewonnen.

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