Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Ciabatti (Ducati): Lorenzo hätte mehr gewinnen können

Von Nora Lantschner
Paolo Ciabatti und Jorge Lorenzo nach der Rücktrittserklärung des Spaniers

Paolo Ciabatti und Jorge Lorenzo nach der Rücktrittserklärung des Spaniers

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti blickt auf die gemeinsamen MotoGP-Jahre mit dem fünffachen Weltmeister Jorge Lorenzo zurück: «Ich glaube, dass er mehr Rennen hätte gewinnen können.»

Jorge Lorenzo beendete beim Saisonfinale in Valencia seine beeindruckende Karriere – nach 18 WM-Jahren, fünf WM-Titeln, 68-GP-Siegen, 152 Podestplätzen und 69 Pole-Positions. Allzu gerne hätte der dreifache MotoGP-Champion nach Yamaha und Ducati auch auf der Repsol-Honda um Siege gekämpft, aber auf der RC213V sollte ihm kein einziger Top-10-Platz gelingen.

Die Anfänge im Werksteam aus Borgo Panigale waren ebenfalls mühsam, aber im zweiten Ducati-Jahr feierte Lorenzo schließlich drei GP-Siege. «Als Jorge zu uns kam, war das Ziel die anderen Hersteller herauszufordern und zu versuchen 2017 die Weltmeisterschaft zu gewinnen», blickte Paolo Ciabatti zurück. «Das ist nicht passiert – sogar das Gegenteil ist eingetreten: Wir haben mit Andrea Dovizioso sechs Rennen gewonnen und so Marc Márquez bis zum Saisonfinale in Valencia gefordert. Für Jorge war es hingegen eine sehr schwierige Zeit.»

Der Ducati-Sportdirektor stelle aber vor allem eine Qualität des Mallorquiners fest: «Er hat nie das Vertrauen verloren, dass der Erfolg eintreten kann. Natürlich haben auch wir das Vertrauen in ihn nicht verloren, weil wir weitergearbeitet und Veränderungen vorgenommen haben, die das Motorrad am Ende auch für die anderen Fahrer verbessert haben. Er ist sehr präzise und fordernd, unsere Ingenieure mussten wirklich Tag und Nacht arbeiten, um zu versuchen, ein Bike hinzustellen, das zu seinem Fahrstil passen würde. Passiert ist es – ironischerweise – in Mugello, wo wir uns entschieden haben, im darauffolgenden Jahr getrennte Wege zu gehen. Von diesem Moment an war er wirklich einer der schnellsten Fahrer. Er gewann in Mugello auf fantastische Weise, er gewann zwei Wochen später in Barcelona und dann in Österreich.»

Allerdings hatte Ducati-CEO Claudio Domenicali seinen Millionen-Mann Lorenzo schon zehn Tage vor dessen Triumph in Mugello abgeschrieben: «Es ist schade, dass Jorge Lorenzo mit der Desmosedici nicht ordentlich zurechtkommt», meinte Domenicali Ende Mai 2018.

Lorenzo belehrte den Ducati-CEO mit drei Siegen eines Besseren. «Ich glaube, dass er mehr Rennen hätte gewinnen können, aber leider hatte er den Unfall in Aragón und dann den noch schlimmeren Sturz in Thailand», bedauerte Ciabatti.

Zur Erinnerung: Beim Aragón-GP 2018 flog der damalige Ducati-Werksfahrer gleich zu Beginn per Highsider ab und verletzte sich am rechten Fuß. In Buriram war es dann ein technisches Problem, dass einen heftigen Abflug und eine Handgelenksverletzung zur Folge hatte. Heute weiß man: Nur der Anfang einer Serie von Unfällen und Stürzen, die am Ende maßgeblich dazu beigetragen haben dürften, dass der 32-Jährige seine Rennfahrerkarriere beendete.

Wie viele andere Weggefährten fand auch Ciabatti anerkennende Worte für den zurückgetretenen Lorenzo: «Wir habe sehr gute Erinnerungen an ihn, er ist ein großartiger Kerl. Vielleicht ist er im Fahrerlager ein kontroverser Charakter, aber wenn man ihn gut kennt, ist er eine großartige Person mit einem großen Herzen», meinte der Italiener über den fünffachen Weltmeister.

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