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Lin Jarvis (Yamaha): Rossi testet Viñales-Methode

Von Otto Zuber
Das Yamaha-Duo Maverick Viñales und Valentino Rossi

Das Yamaha-Duo Maverick Viñales und Valentino Rossi

Maverick Viñales bekam im Yamaha-Werksteam mit Esteban Garcia und Julian Simon 2019 ein neues Umfeld, sein Teamkollege Valentino Rossi zieht für die MotoGP-Saison 2020 mit einem neuen Crew-Chief nach.

Im vergangenen Jahr gab es bei Yamaha gleich mehrere personelle Veränderungen – darunter der neue MotoGP-Projektleiter Takahiro Sumi oder die Rückkehr von Chassis-Designer Kazuhisa Takano. Auch der WM-Dritte Maverick Viñales bekam 2019 ein neues Arbeitsumfeld.

«Wir haben uns in den Jahren einige Elemente im Team genauer angeschaut und verändert», bestätigte Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing. Bei diesem internen Umschwung lag der Fokus aber nicht unbedingt auf dem Team sondern viel mehr auf der Yamaha M1, präzisierte er.

Es geht im Grunde also darum, ein besseres Motorrad zu bauen?

Lin Jarvis: Ja, das ist im Moment mehr als alles andere die Hauptsache. Denn das ist definierbar. Schaut man sich unseren Topspeed an, sieht man schon genug. Oder die mangelnde Traktion und die Probleme, die wir damit hatten. Wir hatten Mühe mit der Elektronik. Es gibt viele Dinge, die definierbar sind.

Wir können sicher noch unser Team und unsere Arbeitsabläufe verbessern, aber es ist 100 Prozent die Basis und das, worüber sich unsere Fahrer beklagt haben. Der Fall von Maverick ist meiner Meinung nach wirklich bezeichnend für unsere technischen Schwierigkeiten.

Als er Ende 2016 zu uns kam, begann er sehr, sehr gut und wirklich stark – weil unser Motorrad zu diesem Zeitpunkt sehr konkurrenzfähig war. Wir haben 2015 die Weltmeisterschaft gewonnen. Das Bike war 2016 noch gut. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht an Boden verloren, als die einheitliche Soft- und Hardware kamen. Dann sind wir vom Weg abgekommen und unsere Gegner haben davon profitiert, dass sie in die richtige Richtung gegangen sind und besser gearbeitet haben.

Die Karriere von Maverick – oder seine Ergebnisse mit uns – spiegeln das ziemlich genau wider: Er bekam Schwierigkeiten, dazu kam die Frustration, dann hatte er Mühe. Jetzt haben wir angefangen, es wieder richtig hinzubekommen. Man kann sehen, dass auch die Ergebnisse von Maverick wieder besser werden und er sich in der zweiten Hälfte der Saison 2019 verbessert hat. Er war sehr konstant. Das Herzstück ist immer das Motorrad.

Wir haben auch gewisse Elemente in unserer Teamstruktur verändert, aber es war nicht so radikal. Es war mehr ein Fine-Tuning. Wenn wir uns die Veränderungen anschauen, könnten wir sagen: Im Herbst 2018 hatten wir immer noch Mühe, zwölf Monate später lief es schon viel besser, wir sind auf dem richtigen Weg.

Wir haben Wilco [Zeelenberg] und Ramon [Forcada] aus zwei unterschiedlichen Gründen verloren und ersetzt. Wilco bekam eine großartige Chance mit dem Petronas Team. Wir haben diese Gelegenheit erkannt, er hatte das Bedürfnis zu wachsen und wurde dort wirklich gebraucht – in einem brandneuen Team. Es war ein Vorteil für ihn, für sie und auch für uns.

Es hat sich als großartige Entscheidung erwiesen.

Ja, ich glaube, es war eine wirklich gute Entscheidung für Wilco. Im Fall von Ramon war es anders. Wir haben mit ihm als Crew-Chief von Jorge drei WM-Titel gewonnen. Es gab nie einen Zweifel an seiner technischen Kompetenz und seinem Können, überhaupt nicht. Aber es hat mit Maverick nicht «Klick» gemacht. Dabei geht es um die Kommunikation, den eigene Stil, die Bedürfnisse, die Interaktion…

Das war also eine Veränderung aus einem anderen Grund, aber zum Glück konnten wir Ramon auch behalten: Petronas brauchte einen erfahrenen Crew-Chief, also folgte Ramon Wilco.

Dadurch hatten wir die Möglichkeit, sowohl den Rider-Coach also auch den Crew-Chief für Maverick auszutauschen. Die Wahl fiel auf Esteban Garcia, mit dem Maverick schon in der Moto3-WM gewonnen hat. Seine Stärke war, dass er Erfahrung im Rennsport hatte – auch schon in der MotoGP-Klasse. Vor allem aber hatte er diese gute Verbindung, dieses gute Feeling mit Maverick. Das war also ein wichtiger Schritt, um diese Kommunikationsschwierigkeiten zu lösen und im Team zu verbessern.

Dazu kam Julian Simon als Rider-Coach. Auch ein super Typ, ein richtiger Teamplayer. Und auch hier: Eine super Connection zu Maverick. Er ist Spanier und kann dadurch Zeit mit Maverick verbringen. Wir haben also an der Teamstruktur und an der Bindung gearbeitet und diesen Bereich verbessert – und gleichzeitig das Motorrad entwickelt.

Beim Valencia-Test kam dann der erste Tag für die jüngste Veränderung auf Valentinos Seite der Box: Wir haben jetzt David Muñoz, der als Crew-Chief Silvano [Galbusera] ersetzte. Manchmal braucht man einen Neustart im ingenieurstechnischen Bereich und manchmal muss man im Team oder in einer Gruppe des Teams ein bisschen den Reset-Knopf drücken. Am Ende des Tages besteht das Team in erster Linie aus einer linken und einer rechten Hälfte der Box. Natürlich arbeiten wir zusammen, aber es sind trotzdem zwei unabhängige Arbeitsgruppen.

Es sind also zwei separate Gruppen, die zusammenarbeiten, und nicht eine große Gruppe?

Das ist richtig. Valentino spürte – und wir auch, dass es an der Zeit war, eine Veränderung vorzunehmen. Der Neuzugang hat keine MotoGP-Erfahrung, aber er ist jünger und scheint ein talentierter Ingenieur zu sein. Es ist eine Chance für einen Neuanfang und eine Chance, um die Dynamik und die Kommunikation zu verändern.

Und eine Chance, um einen guten Ingenieur für die Zukunft aufzubauen. Denn irgendwann wird Valentino Rossi zurücktreten.

Absolut, David ist 41 Jahre alt und hat bisher eine gute Bilanz. Er war Crew-Chief von Pecco Bagnaia, als dieser 2018 die Moto2-WM gewonnen hat. Er hat schon drei Jahre für VR46 gearbeitet und davor mit Sito [Pons].

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