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Valentino Rossi: Schafft er den Durchbruch nochmal?

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi

Valentino Rossi

Valentino Rossi hat seit drei Jahren keinen Grand Prix gewonnen, in Jerez ging er ganz leer aus, aber seinen Humor hat er nicht verloren. Und er hat sich schon aus vielen Tiefs wieder gerettet.

Als Valentino Rossi nach seinem diskreten Auftritt letzten Sonntag seine Werks-Yamaha mit Defekt abstellte, weil ein rotes Lcht im Dashboard Unheil verkündete, lachte er: «Schade, sonst hätte ich gewonnen.» Und ja, der Superstar und Evergreen hat seit 25. Juni 2017 (Dutch-TT in Assen, Sieg vor Petrucci und Marc Márquez) nicht gewonnen, noch dazu haben ihn in den letzten drei Jahren seit 2017 immer wieder Rookies auf der Yamaha besiegt – Zarco, Folger, Quartararo. Jetzt räumte der Italiener ein, er komme mit der weichen Reifenkonstruktion von Michelin nicht zurecht.

Aber Rossi hat sich schon an viele neue Gegebenheiten angepasst. Er wechselte von den Zweitaktern zu den Viertaktern, von Dunlop zu Michelin, dann zu Bridgestone und wieder zu Michelin, er fuhr mit 125 ccm, 250 ccm,  500 ccm, 990 ccm, 800 ccm und jetzt mit 1000 ccm. Er gewöhnte sich an die elektronischen Systeme, er besiegte ganze Generationen von Gegnern – von Biaggi über Gibernau bis zu Stoner und Lorenzo, auch Márquez hat er viele Scharmützel geliefert.

Deshalb ist dem Dauerbrenner aus Tavullia alles zuzutrauen. So wie sich Rossi schon oft nach einem verpatzten Training vom 16. Startplatz im Rennen an die Spitze gekämpft hat, so kann er auch jetzt noch einmal den Rückkehr an die Spitze schaffen. Es geht ja nur um Zehntelsekunden, und die Daten von Viñales, Quartararo und Morbidelli könnten dabei hilfreich sein. «Auf Maverick habe ich in Jerez die meiste Zeit beim Bremsen verloren», bemerkte Valentino. Er anerkennt aber: «Fabio und Maverick sind sehr, sehr schnell.»

Seien wir ehrlich: En WM-Titel ist Rossi nicht mehr zuzutrauen, zu oft ist er seit 2009 gescheitert. Aber Fights um Podestplätze sind nicht aufgeschlossen, immerhin erkämpfte er 2019 in Argentinien und Texas zwei saubere zweite Plätze. Und die M1-Yamaha ist seither deutlich schlagkräftiger geworden.

Wenn ein Motorradrennfahrer von 1996 bis 2020 in allen erdenklichen Motorrad-GP-Klassen um WM-Titel, Podestplätze und Siege fightet, nahezu alle Rekorde bricht und dazu neun WM-Titel und 115 GP-Sieger erobert, während die Gegner teilweise nach zwei, drei Jahren verglühen, muss er über außergewöhnliche Qualitäten verfügen. «Keiner fährt in der letzten Runde so schlau und schnell wie Valentino», ist sein ehemaliger Crew-Chief Jeremy Burgess überzeugt. Rossi hat in 402 Grand Prix zwar 115 Siege, aber nur 65 Pole-Positions erreicht. Deshalb sagt Honda-Pilot Cal Crutchlow: «Vale is a race day man.»

Valentinos aktueller Yamaha-Teamkollege Maverick Viñales weiß: «Ob Valentino im Qualifying nur 13. ist oder Vierter, spielt keine Rolle. Am Sonntag fightet er immer um das Podest.»

Rossi lebt nach dem Motto: work hard, play hard. Er trainiert zwar mehr als je zuvor, er achtet auf jedes Gramm Fett, er gilt als begabter Motorrad-Entwickler, verfeinert auch alle Ausrüstungsgegenstände vom Leder über den Helm bis zu den Handschuhen und Stiefeln sowie Airbag, er fährt (wenn das Bike ordentlich für ihn abgestimmt ist) auf jeder Rennstrecke schnell, bei Regen und Trockenheit, er offenbart kaum Schwächen, doch seine Yamaha war in den letzten drei Jahren über weite Strecken kein Sieger-Motorrad. «Honda, Ducati und sogar Suzuki haben bis August 2019 größere Fortschritte gemacht als wir», sagt der Evergreen. Erst seit August 2019 geht es wieder aufwärts. Yamaha hat das gesamte Racing-Management ausgetauscht und junge Techniker mit frischen Ideen an Bord geholt. Beim Österreich-GP 2018 entschuldigten sich die Japaner noch öffentlich demütig für die nicht konkurrenzfähige M1.

Rossi hat er sich auf der Rennstrecke nur einmal ernsthaft verletzt: Offener Schien- und Wadenbeinbruch im Samstagtraining in Mugello 2010. Sechs Wochen später biss Rossi beim deutschen WM-Lauf auf die Zähne – Platz 4. Die meisten Verletzungen zog sich der Haudegen abseits der GP-Pisten zu – beim Motocross oder Enduro oder daheim, als er unter mysteriösen Umständen in einen Glastisch plumpste.

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