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Andrea Dovizioso: Nur noch Aprilia und Honda zur Wahl

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso

Das Thema Suzuki hat sich für Andrea Dovizioso erledigt. Yamaha hat keine konkreten Pläne zur Aufrüstung des Testteams. Deshalb wird bei «Dovi» die Entscheidung zwischen Aprilia und Honda fallen.

Neun von 14 Grand Prix sind in der MotoGP-Klasse sind gefahren, und der dreifache Vizeweltmeister Andrea Dovizioso (34) blickt immer noch in eine ungewisse Zukunft. Aber in den letzten vier Wochen hat sich die Situation verändert, denn die im September noch diskutierten Testfahrer-Deals mit Yamaha und Suzuki scheinen kein Thema mehr sein. Zumindest mit Suzuki wurden wie Verhandlungen inzwischen beendet, wie Dovizioso-Manager Simone Battistella einräumt.

Dafür rückt ein Vertrag mit dem Aprilia-MotoGP-Werksteam immer mehr in den Bereich der Möglichkeit. Vor einigen Wochen schien es noch, als könnte Aprilia die finanziellen Vorstellungen von Dovizioso nicht erfüllen.

Doch gestern räumte Aprilia-Renndirektor Massimo Rivola ohne Umschweife ein: «Dovi wäre eine einmalige Chance.»

Offenbar hat Piaggio-Group-Eigentümer Roberto Colaninno Lunte gerochen. Er würde für Dovizioso offenbar tiefer als geplant in die Tasche greifen, denn er tut nichts lieber, als dem italienischen Erzrivalen Ducati eins auszuwischen, nicht nur deshalb, weil Gigi Dall’Igna im Oktober 2013 von Aprilia als Renndirektor zu Ducati gewechselt ist, da er sich dort bessere Chancen ausrechnete, als Konstrukteur und Rennchef endlich die MotoGP-WM zu gewinnen.

Als Testfahrer bei Yamaha, Suzuki oder Honda könnte Dovi maximal drei Wildcard-Einsätze pro Saison absolvieren. Eine komplette Saison reizt ihn natürlich mehr, obwohl Aprilia bisher beteuert, sie würden Andrea Iannone für 2021 behalten, wenn seine Dopingsperre von 18 auf 12 Monate verkürzt wird und er nach Dezember 2020 wieder fahren kann.

Dovizioso war im Sommer von Ducati ewig hingehalten worden. Das Verhältnis zu Gigi Dall‘Igna war schon seit dem Sachsenring-GP 2019 zerrüttet, wo der inzwischen 15fache GP-Sieger die Schwächen der Desmosedici auf gewissen Strecken offen angeprangert hatte. Vier Wochen später wollte Ducati den Spanier Jorge Lorenzo von HRC weglocken und zu Pramac stecken, um ihn dann für 2021 wieder ins Werksteam tranferieren zu können. Schon für 2017 und 2018 war Lorenzo zu Ducati geholt worden, für die Traumgage von 12,5 Millionen Euro pro Saison. Doch Dovi hat ihn entzaubert – für ca. 1 Million pro Saison.

Jetzt sucht Dovi eine neue Beschäftigung, denn beim Spielberg-GP am 15. August hat er klipp und klar erklärt: «Ich werde nach 2020 nicht mehr für Ducati fahren.»

Damit hat er sich weitere Demütigungen durch die Roten erspart, die Fahrer wie Miller, Bagnaia, Jorge Martin und Bastianini engagierten, aber den zweifellos stärksten Fahrer links liegen ließen.

Routinier Dovizioso dürfte mit einem erhofften Fixum von 4 Millionen in die Saison 2020 gegangen sein, er musste jedoch wegen Corona eine saftige Einbuße ein Kauf nehmen. Für 2021 habe ihm Ducativor dem Saisonstart im Juli Ducati nur 2 Millionen geboten, ist zu hören. Die Verhandlungen wurden deshalb auf Eis gelegt. Sie sollten erst nach dem zweiten Spielberg-GP wieder aufgenommen werden.

Dovi setzte aber dem Spielchen ein Ende.

Doch die Alternativen sahen nicht sehr verlockend aus. Denn bei Red Bull KTM war Dovi schon im Mai als möglicher Pol-Espargaró-Ersatz abgeblitzt, weil er 4 Millionen Euro verlangte. Petrucci bekam den Vorzug.

Inzwischen ist auch Suzuki als neuer Arbeitgeber weggefallen; an einen Deal mit Yamaha glaubt auch keiner mehr so richtig. Yamaha betreibt das europäische Testteam mit geringem Aufwand; Jorge Lorenzo wurde acht Monate lang nicht eingesetzt. Bisher gibt es keine konkreten Pläne für eine Änderung, schon gar nicht zu Zeiten von Corona. Die Pläne für 2021 werden frühestens beim Aragón-GP besprochen, falls Projekleiter Sumi bis dahin die Quarantäne in Andorra beenden darf.

Das bedeutet: Vorläufig steht für Dovizioso ein Aprilia-Vertrag im Vordergrund. Sollte dieser Plan scheitern, kommt Plan B in Betracht. Also ein Testfahrer-Vertrag mit Honda, inklusive maximal drei Wildcard-Rennen 2021.

Rennergebnis MotoGP Le Mans/F:

1. Danilo Petrucci, Ducati, 26 Runden in 45:54,736 min
2. Alex Márquez, Honda, +1,273 sec
3. Pol Espargaró, KTM, +1,711
4. Andrea Dovizioso, Ducati, +3,911
5. Johann Zarco, Ducati, +4,310
6. Miguel Oliveira, KTM, +4,466
7. Takaaki Nakagami, Honda, +5,921
8. Stefan Bradl, Honda, +15,597
9. Fabio Quartararo, Yamaha, +16,687
10. Maverick Viñales, Yamaha, +16,895
11. Joan Mir, Suzuki, +16,980
12. Brad Binder, KTM, +27,321
13. Pecco Bagnaia, Ducati, +33,351
14. Aleix Espargaró, Aprilia, +39,176
15. Iker Lecuona, KTM, +51,087

Fahrer-WM-Stand nach 9 von 14 Rennen:

1. Quartararo, 115 Punkte. 2. Mir 105. 3. Dovizioso 97. 4. Viñales 96. 5. Nakagami 81. 6. Morbidelli 77. 7. Miller 75. 8. Pol Espargaró 73. 9. Oliveira 69. 10. Petrucci 64. 11. Binder 62. 12. Rins 60. 13. Rossi 58. 14. Alex Márquez 47. 15. Zarco 47. 16. Bagnaia 42. 17. Aleix Espargaró 24. 18. Lecuona 18. 19. Crutchlow 13. 20. Smith 11. 21. Bradl 8. 22. Rabat 8. 23. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha, 170 Punkte. 2. Ducati 151. 3. KTM 125. 4. Suzuki 118. 5. Honda 92. 6. Aprilia 32.

Team-WM:

1. Petronas Yamaha SRT, 192 Punkte. 2. Team Suzuki Ecstar 165. 3. Ducati Team 161. 4. Monster Energy Yamaha MotoGP 154. 5. Red Bull KTM Factory Racing 135. 6. Pramac Racing 121. 7. LCR Honda 94. 8. Red Bull KTM Tech3 87. 9. Repsol Honda Team 55. 10. Esponsorama Racing 55. 11. Aprilia Racing Team Gresini 35.

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