Sachsenring: Unverständnis wegen Zuschauerverbot

Von Günther Wiesinger
Volle Tribünen wird es in Sachsen erst 2022 wieder geben

Volle Tribünen wird es in Sachsen erst 2022 wieder geben

Rundherum werden bei den Grands Prix längst Zuschauer erlaubt, auf dem Sachsenring nächste Woche nicht. Das ärgert die Fans. Doch der ADAC liefert stichhaltige Argumente für das Geisterrennen in Sachsen.

Unter den enttäuschten Sachsenring-GP-Besuchern gehen die Wogen hoch. Das ist teilweise durchaus verständlich, denn der GP von Deutschland wird als Geisterrennen ohne Zuschauer durchgeführt, während am 6. Juni in Catalunya bis 20.000 Zuschauer erlaubt waren. In Assen am 27. Juni werden täglich 11.500 Fans erlaubt sein, auf den Tribünen sogar ohne Maskenpflicht. Und am 8. und 15. August werden der GP der Steiermark und der GP von Österreich auf dem Red Bull Ring sogar mit «Full House» über die Bühne gehen. Also mit Zuschauerzahlen wie vor der Coronakrise 2019.

Doch in Deutschland herrschen nicht nur von Bundesland zu Bundesland andere Maßnahmen. Es gilt dazu noch einheitlich bis 30. Juni die «Bundesnotbremse». Diese regelt nach der Inzidenz (infizierte Personen pro 100.000 Einwohner über einen Schnitt von sieben Tagen) einheitlich, was geöffnet werden darf. Sport- und Kultur-Großveranstaltungen bleiben nach wie vor verboten.

Für die Durchführung des Motorrad-Grand Prix mit der entsprechenden Infektionsschutzauflage ohne Zuschauer gibt es einen entsprechende Ausnahmegenehmigung, weil es sich dabei um eine sogenannte Berufssportveranstaltung handelt. Diese Ausnahme machte auch die Durchführung Fußball-Bundesliga möglich, dazu auch Veranstaltungen wie den Grand Prix auf dem Sachsenring, natürlich alles ohne Zuschauer.

Im Landkreis Zwickau dürfen sich im Freistaat Sachsen im privatem Umfeld nach der aktuellen Inzidenz maximal zehn Personen treffen. Gastronomie und Tourismus ist unter Auflagen wie Testpflichten, Abstandsregel, Impfnachweis etc. möglich. Sollte die Inzidenz steigen, wenn es zum Beispiel in einem Kindergarten einen Ausbruch gibt, werden die Öffnungen automatisch zurückgenommen.

Es gibt verschiedene Modellprojekte wie das 24h-Rennen Nürburgring vom vergangenen Wochenende, wo Zuschauer zugelassen werden. Genaue Wegführung vom Parkplatz zur Tribüne, sitzplatzgenaue Buchung des Tribünenplatzes, Mindestabstand auf der Tribüne 1,5 Meter zu anderen Personen, Testpflicht etc. So werden die Maßnahmen auch auf dem Red Bull Ring gehandhabt, wo an diesem Wochenende das ADAC GT Masters gefahren wird. Samstag/Sonntag dürfen 3000 Fans kommen. Das ist die in Österreich im Juni erlaubte maximale Anzahl von Besuchern bei Outdoor-Veranstaltungen.

Zurück zum Sachsenring-GP: Es gibt derzeit rund um dem Sachsenring keine temporäre Tribüne. Die letzte, die der ADAC nach dem Grand Prix 2019 bis zum ADAC GT Masters stehen liess, wurde im Oktober 2019 abgebaut und seitdem nicht wieder errichtet.

Erfahrungsgemäß erfolgen die behördlichen Freigaben immer erst recht spät, berichtet der ADAC als deutscher GP-Veranstalter, meist mit einer Woche Vorlauf. Das erschwere die Planung, ist aus Sachsen zu hören.

Denn ein kostenbewusster Promoter kann nicht auf Verdacht drei Tribünen errichten und 100 Dixi-Toiletten bestellen.

An einer permanenten Rennstrecke mit fester Infrastruktur kann zu Zeiten der Pandemie rascher und flexibler auf geänderte Gesundheitsvorschriften reagiert werden. In Barcelona wurde der Ticketverkauf innerhalb von rund zehn Tagen in die Tat umgesetzt. Tribünen und Toiletten waren vorhanden, so konnte auf die Zulassung von 20.000 Zuschauern viel rascher reagiert werden.

Außerdem beschäftigte den ADAC in München die Frage: Welche Fans werden beim Ticketverkauf berücksichtigt, wenn nur 5000 Fans am Tag erlaubt sind?

«Es wäre nicht fair gegenüber den vielen sehr treuen Fans, nur einige wenige Besucher zuzulassen und eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu schaffen», gab ein ADAC-Sprecher zu bedenken.

Unabhängig davon sehen die sächsischen Behörden das Thema Zuschauer vorläufig eher kritisch, da bei einer Zulassung von Zuschauern Menschenansammlungen im den Bereichen rund um die Rennstrecke nicht zu vermeiden wären.

Deshalb verzichtet der ADAC am Wochenende vom 18. bis 20. Juni auf alle kleinen Events rund um die Grand Prix. «Wir machen nichts. Es gibt keine VIP-Gäste, keine Zutritt für Sponsoren, keine VIP-Zelte oder keinen sonstigen Schickimicki», berichtet der ADAC.

Trotzdem sind viele hartgesottene MotoGP-Fans enttäuscht. Denn bei der Fußball-Europameisterschaft in München sind 20.000 Zuschauer erlaubt.

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