Paolo Ciabatti: «Fabio ist nicht zufällig WM-Leader»

Von Günther Wiesinger
Ducati hat mit Zarco, Bagnaia und Miller drei Fahrer in den Top-5 der WM. Aber Quartararo liegt 47 Punkte vorn. Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti zeigt Respekt vor dem Franzosen, traut seinen Stars aber viel zu.

Acht MotoGP-Rennen wurden seit 2016 auf dem Red Bull Ring ausgetragen, sechs davon hat Ducati Corse gewonnen.. 2016 mit Andrea Iannone, 2017 und 2018 mit Andrea Dovizioso, 2019 mit Jorge Lorenzo, 2020 mit Andrea Dovizioso und 2021 mit dem sensationellen Rookie Jorge Martin.

Die Ausgangslage vor dem Steiermark-GP war mit den Startplätzen 1, 2, 4 und 6 großartig. Martin, Bagnaia, Miller und Zarco beschlagnahmten auf ihren Desmosedici-Raketen auf dem ultraschnellen GP-Circuit den Großteil der ersten zwei Startreihen.

Nachher triumphierte Martin nach einer makellosen Vorstellung vor dem konstanten Joan Mir und Fabio Quartararo, aber die zweitbeste Ducati landete mit Zarco nur auf Platz 6. Denn Jack Miller stürzte, Pecco Bagnaia musste sich nach einem 3-sec-Penalty wegen «exceeding track limits» mit Platz 11 zufrieden geben.

Beim Österreich-GP schnappten sich Bagnaia und Martin eine Woche später bei teilweise prekären Verhältnissen die zwei Podestplätze hinter Sieger Brad Binder (Red Bull KTM); Sky-VR46-Pilot Luca Marini glänzte mit Platz 5. Vor dem British Motorcycle Grand Prix sieht es in der WM-Tabelle so aus: 1. Quartararo 181 Punkte. 2. Bagnaia 134. 3. Mir 134. 4. Zarco 132. 5. Miller 105. 6. Binder 98.

Aber der Rückstand auf den konstant schnellen Yamaha-Star Fabio Quartararo ist auf 47 Punkte angewachsen, maximal sieben Rennen sind noch zu fahren. Dem Franzosen ist auf jeder Piste ein Podestplatz zuzutrauen. Er hat in den letzten 13 Monaten nicht weniger als sieben Siege gefeiert!

Doch Ducati (fünf Siege in 13 Monaten mit vier verschiedenen Piloten) hat gleich drei Eisen im WM-Feuer und gibt die Hoffnung auf den zweiten Fahrer-WM-Titel seit 2007 (mit Casey Stoner) bis zum letzten Rennen nicht auf. «Wir geben uns große Mühe», stellte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest.

Ducati führt aktuell in der Konstrukteurs-WM, die 2020 von den Italienern gewonnen wurde, weil Yamaha wegen der illegalen Ventile 50 Punkte abgezogen wurden.

Bisher lagen die Hoffnungen von Ducati in erster Linie auf den Lenovo-Werkspiloten Bagnaia und Miller (zwei Siege 2021) sowie auf Routinier Zarco aus dem Pramac-Team. Doch in Spielberg stahl ihnen der erst 23-jährige Jorge Martin mit den Plätzen 1 und 3 sowie zwei Pole-Positions die Show. «Besonders freut mich, dass Jorge Martin nach seinen schweren Verletzungen wieder so gut fährt», stellte Ciabatti fest.

Martin hatte sich im Freitag-Training am 16. April in Portimão acht Knochenbrüche zugezogen, er musste drei Operationen über sich ergehen lassen.

Ciabatti hält auch fest, dass Pecco Bagnaia nach seiner Brünn-Verletzung (Scheinbeinbruch) von 2020 im Vorjahr bei beiden Spielberg-Rennen fehlte. «Er hatte also beim Steiermark-GP nur die Erfahrung von 2020, die Gegner hatten im Vorjahr fast alle zwei Rennen in Österreich absolviert.»

Ducati rechnet sich für die zweite Saisonhälfte noch gute Chancen aus, obwohl die Roten 2020 bei den beiden Aragón-GP und beim ersten Valencia-GP über die Plätze 7, 5 und 6 nicht hinauskamen. «Wir werden mit allen vier Piloten stark sein. Wir trauen Pecco und Jack viel zu, mit Martin und Zarco ist ebenfalls zu rechnen. Wir können unsere Trümpfe ausspielen und hoffen natürlich, dass wir so viele Motorräder wie möglich vor Quartararo platzieren können.»

Aber die Ducati-Manager machen sich keine Illusionen. «Fabio stand 2021 bei elf Rennen zehn Mal in der ersten Startreihe. Er ist sehr konstant. Sogar in Spielberg war er schnell – auch in den Qualifyings. Er ist sicher unser härtester Gegner», anerkennt Ciabatti im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Er führt nicht zufällig in der Weltmeisterschaft und ist nicht aus Versehen WM-Spitzenreiter. Er kämpft das ganze Jahr um Top-Positionen, fast immer um das Podest.»

Ein Blick auf die Tabelle bestätigt: Der Yamaha-Werkspilot hat bei elf Gelegenheiten sieben Top-3-Ergebnisse einkassiert.

Immerhin hat Ducati beim Österreich-GP die Führung in der Marken-WM zurückerobert –  3 Punkte vor Yamaha.

Ducati steht unter Druck. «Wir müssen uns von jetzt an bemühen, den Rückstand zu verringern», ist sich Paolo Ciabatti bewusst.

Ergebnisse MotoGP Red Bull Ring, 15. August 2021:

1. Brad Binder (ZA), KTM, 28 Runden in 40:43,928 min
2. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +12,991 sec
3. Jorge Martin (E), Ducati, +14,570
4. Joan Mir (E), Suzuki, +15,623
5. Luca Marini (I), Ducati, +17,831
6. Iker Lecuona (E), KTM, +17,952
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +19,650
8. Valentino Rossi (I), Yamaha, +20,150
9. Alex Márquez (E), Honda, +20,692
10. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +21,270
11. Jack Miller (AUS), Ducati, +28,144
12. Danilo Petrucci (I), KTM, +28,193
13. Takaaki Nakagami (J), Honda, +28,603
14. Alex Rins (E), Suzuki, +33,642
15. Marc Márquez (E), Honda, +38,459
16. Pol Espargaró (E), Honda, +43,384
17. Cal Crutchlow (GB), Yamaha, +55,950
– Miguel Oliveira (P), KTM, 6 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 10 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 22 Runden zurück

Stand Fahrer-WM nach 11 von 18 Rennen:

1. Quartararo, 181 Punkte. 2. Bagnaia 134. 3. Mir 134. 4. Zarco 132. 5. Miller 105. 6. Binder 98. 7. Viñales 95. 8. Oliveira 85. 9. Aleix Espargaró 67. 10. Martin 64. 11. Marc Márquez 59. 12. Nakagami 55. 13. Rins 44. 14. Alex Márquez 41. 15. Pol Espargaró 41. 16. Morbidelli 40. 17. Bastianini 31. 18. Petrucci 30. 19. Rossi 28. 20. Marini 27. 21. Lecuona 24. 22. Bradl 11. 23. Pedrosa 6. 24. Savadori 4. 25. Pirro 3. 26. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 212 Punkte. 2. Yamaha 209. 3. KTM 152. 4. Suzuki 138. 5. Honda 104. 6. Aprilia 68.

Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 276 Punkte. 2. Ducati Lenovo 239. 3. Pramac Racing 200. 4. Red Bull KTM Factory Racing 183. 5. Suzuki Ecstar 178. 6. Repsol Honda 107. 7. LCR Honda 96. 8. Aprilia Racing Team Gresini 71. 9. Petronas Yamaha SRT 68. 10. Esponsorama Racing Ducati 58. 11. Tech3 KTM Factory Racing 54.

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