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Barana (Ducati): Fahrer & Bike machen den Unterschied

Von Nora Lantschner
Davide Barana, Technical Director bei Ducati Corse, zieht nach dem Spielberg-Doppel eine Zwischenbilanz der MotoGP-Saison 2021 und unterstreicht die Vorzüge des diesjährigen Line-ups.

Für die Saison 2021 verjüngte der Hersteller aus Borgo Panigale sein Fahreraufgebot: Jack Miller (26) und Pecco Bagnaia (24) rückten für Dovizioso und Petrucci ins offizielle Ducati Lenovo Team nach. Deren Platz im Pramac-Kundenteam nahm neben Johann Zarco (31) Klassen-Neuling Jorge Martin (23) ein. Alle vier sitzen auf aktuellen Desmosedici GP, beide Teams haben in der laufenden Saison bisher je sieben Podestplätze vorzuweisen, darunter zwei Siege durch Miller und der Premierensieg für Pramac durch Martin. Dazu steuern zwei weitere Rookies, Enea Bastianini (23) und Luca Marini (24), bei Avintia eine Desmosedici GP19.

In der Konstrukteurs-WM übernahm Ducati in Spielberg die Führung, in der Fahrer-WM ist der Rückstand auf Yamaha-Werksfahrer Fabio Quartararo nach elf von voraussichtlich 18 Grand Prix allerdings groß. Bagnaia liegt als WM-Zweiter 47 Punkte zurück, bei Zarco (4.) sind es nach dem Sturz im Österreich-GP 49. Miller (5.) sammelte in den jüngsten drei Rennen nur fünf Zähler und hängt ganze 76 Punkte zurück.

Dementsprechend fiel die Zwischenbilanz («ein Mix aus technischem und sportlichem Kommentar») von Davide Barana aus: «Wir sind recht glücklich, aber nicht vollkommen. In der Konstrukteurs-WM sind wir dabei, in der Fahrer-WM ist der Rückstand etwas größer. Das bedeutet, dass wir hart arbeiten müssen, um diese Lücke zu schließen.»

Dann ergänzte der Technical Director von Ducati Corse: «Wenn ich dagegen ein rein technisches Feedback abgebe, würde ich sagen, dass wir recht glücklich sind. Für einen Hersteller ist es ein schöner Lohn zu sehen, dass ein Motorrad mit unterschiedlichen Fahrern, die einen unterschiedlichen Fahrstil haben, und auf ziemlich unterschiedlichen Strecken gut performt. Wir sind also recht happy und ich glaube, die Ergebnisse belohnen uns für unsere Mühen nicht nur in diesem Jahr, sondern natürlich auch in den vorangegangenen.»

Der Top-Speed ist zwar noch immer die berüchtigte Waffe von Ducati, aber auch in Sachen Turning scheint die Desmosedici GP fahrerfreundlicher zu werden. «Die Ducati wurde immer als nicht sehr stark in den Richtungswechseln gesehen, und vielleicht traf das in gewissen Phasen auch zu», räumte Barana ein. «Ich habe aber in den vergangenen Jahren schon betont, dass wir sehr stark am Chassis gearbeitet haben, genauso an unseren Stärken wie dem Motor und der Aerodynamik, um das Turning zu verbessern. Dieser Prozess braucht einiges an Zeit, weil verschiedene Schritte notwendig sind, um zu bestätigen, dass etwas funktioniert, bevor man dann zur nächsten Stufe kommt. Die limitierten Testtage mit den offiziellen Fahrern machen den Prozess noch länger. Ich glaube aber, dass die Resultate, die wir jetzt sehen, die Ergebnisse dieses Prozesses sind, der sich nun bezahlt macht.»

«Natürlich hilft auch das neue Fahrer-Line-up», ergänzte Barana. «Denn das Verhalten des Pakets, also Fahrer plus Bike, ist eine Mischung aus dem Verhalten von Fahrer und Motorrad. Ich glaube, aus unserem aktuellen Aufgebot sind einige Fahrer sehr gut in Sachen Turning, andere recht gut. Es ist sicherlich eine Kombination beider Faktoren.»

Ist es aus der Sicht eines Ingenieurs nicht schwieriger, die Entwicklung des Motorrads in die richtige Richtung voranzutreiben, wenn die Fahrer einen so unterschiedlichen Stil pflegen?

«Ich würde sagen, es ist ein Vorteil», entgegnete Barana. «Diese Art von, nennen wir es, ‚Biodiversität‘ von Fahrern hilft uns sehr, das Motorrad zu entwickeln. Denn die Stärke eines Fahrers liegt in einem Aspekt, die eines anderen in einem anderen. Und wenn du zum Beispiel einen Fahrer hast, dessen Performance auf der Bremse nicht besonders gut ist, wird er sensibler sein, wenn du in dem Bereich etwas machst, um sein Gefühl zu verbessern. Gleichzeitig wird es auch dem Fahrer zugutekommen, der für gewöhnlich schon stark auf der Bremse ist, und gar nicht nach noch mehr fragt, weil er sich dort schon stark fühlte. Es ist ein Kompensations-Mechanismus, der dabei hilft, das Motorrad insgesamt zu verbessern, ohne sich nur auf einen Aspekt oder den anderen zu konzentrieren.»

Ist die Desmosedici GP21 also die beste Ducati, die es je gegeben hat? «Ich glaube, Ferrari sagte, das beste Auto, das je gebaut wurde, ist das nächste. Ich denke, das gilt auch für uns», schmunzelte der Technische Direktor von Ducati Corse. «Wie gesagt, wir sind aus einer rein technischen Sicht recht glücklich, weil wir sehen, dass unterschiedliche Fahrer eine gute Performance abrufen und dass wir auf Strecken besser sind, wo wir in der Vergangenheit nicht so stark waren. Wir haben aber noch viele Ideen, die wir umsetzen wollen, daher bin ich überzeugt, dass das nächste Bike noch besser wird.»

Stand Fahrer-WM nach 11 von 18 Rennen:

1. Quartararo, 181 Punkte. 2. Bagnaia 134. 3. Mir 134. 4. Zarco 132. 5. Miller 105. 6. Binder 98. 7. Viñales 95. 8. Oliveira 85. 9. Aleix Espargaró 67. 10. Martin 64. 11. Marc Márquez 59. 12. Nakagami 55. 13. Rins 44. 14. Alex Márquez 41. 15. Pol Espargaró 41. 16. Morbidelli 40. 17. Bastianini 31. 18. Petrucci 30. 19. Rossi 28. 20. Marini 27. 21. Lecuona 24. 22. Bradl 11. 23. Pedrosa 6. 24. Savadori 4. 25. Pirro 3. 26. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 212 Punkte. 2. Yamaha 209. 3. KTM 152. 4. Suzuki 138. 5. Honda 104. 6. Aprilia 68.

Team-WM:
1. Monster Energy Yamaha, 276 Punkte. 2. Ducati Lenovo 239. 3. Pramac Racing 200. 4. Red Bull KTM Factory Racing 183. 5. Suzuki Ecstar 178. 6. Repsol Honda 107. 7. LCR Honda 96. 8. Aprilia Racing Team Gresini 71. 9. Petronas Yamaha SRT 68. 10. Esponsorama Racing Ducati 58. 11. Tech3 KTM Factory Racing 54.

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