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Jorge Martin: 2011 stand seine Karriere auf dem Spiel

Von Günther Wiesinger
Jorge Martin sorgte 2021 als Rookie in der MotoGP-WM für Furore: Viermal auf der Pole-Position, dazu Sieg in Spielberg-1. Aber sein Aufstieg in die WM war mit vielen Hindernissen gesät.

Jorge Martin war einer der größten Überraschungen in der MotoGP-Saison 2021, denn er fuhr bereits beim zweiten Grand Prix in Doha am 4. April auf die Pole-Position, und im Rennen auf Platz 2. Danach gewann er den Steiermark-GP am 6. August in Spielberg, obwohl er sich im FP1 beim Portugal-GP acht Knochenbrüche zugezogen hat. Es wurden drei Operationen nötig, der Pramac-Ducati-Werkspilot verpasste nicht weniger als vier Grands Prix.

Jorge Martin, Moto3-Weltmeister auf der Gresini-Honda 2018 und dazu Moto2-WM-Fünfter im Red Bull KTM Ajo Team 2020 mit zwei GP-Siegen Spielberg und Valencia, galt schon immer als Ausnahmekönner. Und wenn er im September 2020 keine Covid-19-Infektion eingefangen hätte, hätte er damals auch um den WM-Titel fighten können. Denn als es ihn erwischt, lag er in der Tabelle nur acht Punkte hinter dem Spitzenreiter!

Aber der Spanier, der am 29. Januar seinen 24 Geburtstag feiert, hat auch schwere Zeiten hinter sich. Denn er gewann zwar im Jahr 2014 den Red Bull Rookies-Cup vor Joan Mir und Stefano Manzi. Aber wenn er die Sektion für diese Nachwuchsmeisterschaft nicht geschafft hätte, wäre seine Karriere womöglich schon damals im Sande verlaufen.

«Der Sommer und Herbst 2011 waren für meine Eltern Ángel und Suzana sehr schwierig», blickt der WM-Elfte zurück. «Denn sie haben nach der Wirtschaftskrise von 2009 ihre Jobs verloren, sie waren damals bereits zwei Jahre arbeitslos und konnte mich finanziell nicht unterstützen. Unser Bankkonto war leer! Es gab für 2011 nur zwei Möglichkeiten, entweder die Teilnahme an der spanischen CEV-Moto3-Junioren-Meisterschaft oder am Rookies-Cup. Aber die Teams in der CEV haben 100.000 Euros verlangt, das konnten wir unmöglich bezahlen. Zum Glück wurde ich für den Rookies-Cup selektioniert. Dort konnte ich drei Jahre lang kostenlos fahren, mein Papa hat als Mechaniker für mich gearbeitet. Ich bin allen Menschen dankbar, die mir auf dem Weg in die MotoGP geholfen haben, vom Rookies-Cup über alle GP-Teams von Fausto Gresini über Aspar Martinez bis zu Aki Ajo. Und am Ende gilt mein Dank natürlich auch Pramac und Ducati, denn sie haben mir diese erstaunliche Gelegenheit in der MotoGP-WM ermöglicht.»

Jorge Martin: «Wir sind alle gemeinsam aufgewachsen»

«Dass ich in Doha schon 21 Runden lang geführt habe, hat mir auch beim Sieg in Spielberg geholfen», blickt Jorge Martin zurück, der 2021 nicht weniger als vier Pole-Positions eroberte und im «BMW Best Qualifier Award» Rang 5 belegte. «Der erste MotoGP-Sieg war unglaublich, denn es war gleichzeitig der erste in der Geschichte für Pramac-Ducati.»

Jorge Martin zeigte in der MotoGP-Klasse als Rookie von vornherein wenig Respekt, denn er kam mit ausgezeichneten Erfolgen aus den kleinen Klassen. Außerdem fand er ein ausgezeichnetes Rezept, um womöglich aufkommende Berührungsängste mit den Stars in der «premier class» zu unterbinden.

«Erstens fokussiere ich mich beim Fahren auf meine Aufgabe, auf mein Dashboard, auf jeden einzelnen Sektor. Ich wetteifere also mehr mit mir selbst als mit den anderen Jungs», verrät Martin, der aus Madrid kommt. «Und am Ende kochen auch die anderen MotoGP-Fahrer nur mit Wasser, wir sind alle ebenbürtig. Die meisten Fahrer kenne ich aus dem Rookies. Cup, dann haben wir in der Moto3 gegeneinander gekämpft, später 2019 und 2020 in der Moto2. Wir sind alle gemeinsam aufgewachsen, zumindest viele von uns. Klar, dazu gab es letztes Jahr Márquez und Rossi. Das sind die großen Rennfahrer. Der Level ist zwar sehr hoch, aber ich bin auch mit einem guten Niveau eingestiegen.»

Jorge Martin spart aber auch nicht mit Lob für Ducati. «Ducati hat mir ein erstaunliches Motorrad zur Verfügung gestellt. Und für dieses vertrauen will ich mich 2022 bedanken, durch noch konstantere Leistungen.»

Übrigens: Jorge Martin ist der erste Fahrer in der GP-Geschichte, der auf der Desmosedici eines Kundenteams GP-Sieger wurde. 

Aber der Überflieger bleibt bescheiden. «Ja, ich fahre zwar in seinem Satellitenteam, aber ich bin ein Ducati-Werksfahrer. Ich bin happy beim Pramac-Team und zufrieden mit der Arbeit, die sie leisten.»

MotoGP Endstand Fahrer-WM (nach 18 Rennen):

1. Quartararo, 278 Punkte. 2. Bagnaia 252. 3. Mir 208. 4. Miller 181. 5. Zarco 173. 6. Binder 151. 7. Marc Márquez 142. 8. Aleix Espargaró 120. 9. Martin 111. 10. Viñales 106. 11. Bastianini 102. 12. Pol Espargaró 100. 13. Rins 99. 14. Oliveira 94. 15. Nakagami 76. 16. Alex Márquez 70. 17. Morbidelli 47. 18. Rossi 44. 19. Marini 41. 20. Lecuona 39. 21. Petrucci 37. 22. Bradl 14. 23. Pirro 12. 24. Dovizioso 12. 25. Pedrosa 6. 26. Savadori 4. 27. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 357 Punkte. 2. Yamaha 309. 3. Suzuki 240. 4. Honda 214. 5. KTM 205. 6. Aprilia 121.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo 433 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 380. 3. Suzuki Ecstar 307. 4. Pramac Racing 288. 5. Repsol Honda 250. 6. Red Bull KTM Factory Racing 245. 7. LCR Honda 146. 8. Esponsorama Racing 143. 9. Aprilia Racing Team Gresini 135. 10. Petronas Yamaha SRT 96. 11. Tech3 KTM Factory Racing 76.

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