Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Paco Sanchez: «Remy Gardner möchte bei KTM bleiben»

Von Günther Wiesinger
Der spanische Rechtsanwalt Paco Sanchez ist Manager von Joan Mir und Remy Gardner. Er geriet bei KTM in Misskredit, weil er gegen das Werk und das Tech3-Team wetterte. Im Interview wehrt sich Sanchez gegen die Vorwürfe.

Ob Moto2-Weltmeister Remy Gardner (24) nächstes Jahr wieder im KTM Tech3 Factory Racing-Team fahren wird, ist weiter offen. Denn zuletzt waren die Verhandlungen wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen Gardner-Manager Paco Sanchez und Pit Beirer beeinträchtigt worden oder gar zum Stillstand gekommen. Beirer warf dem Spanier vor, gegenüber Journalisten Stimmung gegen Tech3 und KTM gemacht zu haben.

SPEEDWEEK.com traf Paco Sanchez im Fahrerlager von Mugello hinter der Suzuki Ecstar-Box, wo er sich gern aufhält, weil er auch den zweifachen Weltmeister Joan Mir managt. Der Rechtsanwalt versuchte zu beschwichtigen und erzählte, er habe überhaupt nie ein Interview zum Thema Gardner gegeben.

Paco, wenn es zu keiner Einigung zwischen Tech3-KTM und Remy Gardner kommt, wird es schwierig sein, für deinen Schützling einen MotoGP-Platz für 2023 zu finden.

Ja, momentan ist es sicher schwierig, einen MotoGP-Platz zu ergattern. Denn durch den Rückzug von Suzuki wird es zwei Werks-Motorräder weniger geben.

Was mit Remy passiert, weiß ich nicht. Denn wir warten auf die Entscheidung von KTM.

Dann werden wir sehen, was passiert. Wenn sich KTM entscheidet, den Vertrag von Remy nicht zu verlängern, werden wir versuchen, ein anderes MotoGP-Motorrad aufzutreiben. Wenn das nicht klappt, werden wir in die Superbike-WM gehen oder in die Moto2 zurückkehren.

Oder Remy wird daheimbleiben. Man weiß nie.

Aber Papa Wayne Gardner hat eine Menge Geld in die Karriere von Remy investiert. Mit 24 Jahren in die Superbike-WM zu gehen oder aufzuhören, ist doch keine Strategie, die für einen aktuellen Weltmeister Sinn macht.

Ja, Remy denkt genau so. Er will nicht zurücktreten. Das ist sicher. Er hat auch nicht das Ziel, in die Superbike-WM zu wechseln. Er will in der MotoGP bleiben. Aber diese Entscheidung liegt nicht in unseren Händen.

Wir warten jetzt auf KTM.

Mein Verhältnis zu ihnen… Es kam zu einem Mißverständnis wegen der Medien. Aber es gibt keine persönlichen Probleme. Ich habe mich am Donnerstag in Mugello mit KTM-Manager Jens Hainbach unterhalten. Ich komme sehr gut mit ihm aus.

Ich möchte auch Pit Beirer treffen, um unser Verhältnis zu klären. Ich hatte nie Probleme mit den Verantwortlichen von KTM.

Ich bin nicht zufrieden mit den Bedingungen, das ist sicher.

Aber meine Arbeitsweise besteht darin, immer das Beste für die Fahrer herauszuholen.

Die Aufgabe von KTM besteht darin, das Beste für das Werk herauszuholen.

Wir müssen also einen Kompromiss schließen, der beide Partner zufriedenstellt. Wenn sie Interesse an Remy haben, werden wir mit ihnen weiter zusammenarbeiten.

Pit Beirer hat mir erzählt, dass er ein Interview gelesen hat, in dem du über die Qualität bei Tech3 lästerst und über das finanzielle Angebot, das Remy von KTM für 2023 erhalten hat.

Nein, das ist nicht wahr. Ich habe kein solches Interview mit einem spanischen Medium gegeben.

Ich habe mich mit dem englischen Journalisten Neil Morrison unterhalten. Ein anderer Reporter stand neben ihm, den ich nicht kannte.

Es standen mit Frank Weeink und Lewis Duncan zwei weitere Journalisten dabei. Sie haben das Gespräch digital aufgezeichnet. Damit war klar: Es war nicht «off the record».

In diesem Gespräch habe ich erwähnt, dass Remy mit der momentanen Struktur bei Tech3 nicht happy ist. Jens weiß das, Pit weiß es auch.

Wir beschweren uns nicht über Tech3. Wir beschweren uns über die aktuelle Technikcrew, denn Remy ist ein Rookie. Seine Mannschaft kann ihm nicht helfen, um sich in der MotoGP zu steigern.

Ich kenne den Namen von Remys Crew-Chief nicht. Er ist ein junger Kerl. Ich habe nichts gegen ihn. Das Problem: Remy kann ihm nicht vertrauen, der Crew-Chief vertraut Remy nicht. Sie haben keinen wirklich guten Draht zueinander.

Das ist keine Kritik; ich erzähle keinen Mist über KTM oder Tech3.

Der Crew-Chief von Remy heisst Alex Merhand. Teambesitzer Hervé Poncharal hält ihn für sehr fähig. Bei KTM wurden jedoch schon manchmal Crew-Chiefs während der Saison ausgewechselt, auch bei Bradley Smith.

Sicher. So eine Situation haben sie jetzt wieder.

Denn Remy ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass die Performance von Remy, Raúl und Oliveira nicht gut genug ist.

Bei Brad Binder ist die Leistung mehr oder weniger okay, aber nicht perfekt.

KTM möchte mit einigen Fahrern in den Top-5 sein, aber im Moment erreichen sie diese Positionen nicht.

Remy Gardner klagt, die KTM seit ein schwieriges Motorrad für einen Rookies. Aber zur Zeit haben alle Klassenneulinge Mühe in der MotoGP, auch jene von Ducati und Yamaha, also Giannantonio und Bezzecchi sowie Darryn Binder.

Der Level der Meisterschaft ist jetzt so hoch, die Zeitunterschiede sind sehr gering. Das erschwert die Aufgabe jedes MotoGP-Fahrers, nicht nur der Rookies. Für Andrea Dovizioso, für Franco Morbidelli, für Maverick Vinales, das sind wirklich sehr erfahrene Piloten. Sie leiden, sie haben Probleme.

Wenn du ein paar Zehntel verlierst, bis du heute am Ende des Klassements.

Für einen Rookie ist es noch mühsamer, denn ihnen fehlt die Erfahrung, sie haben kein bewährtes Rezept, wie sie sich verbessern können.

Dazu haben sie eine Menge Druck, denn sie haben keine langfristigen Verträge. Sie haben fünf, sechs Rennen, um sich zu bewähren. Sie haben kaum Zeit, ihre Können zu demonstrieren.

Sie stehen stark unter Druck. Das ist die Situation.

Ich denke, alle Beteiligten müssen die Ruhe bewahren.

Von unserer Seite kann ich nur versichern: Wir geben unser Bestes.

MotoGP, Mugello, kombinierte Zeiten nach FP2 (27. Mai):

1. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:45,891 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,049 sec
3. Miller, Ducati, + 0,422
4. Zarco, Ducati, + 0,458
5. Marini, Ducati, + 0,471
6. Bastianini, Ducati, + 0,504
7. Brad Binder, KTM, + 0,548
8. Bezzecchi, Ducati, + 0,582
9. Quartararo, Yamaha, + 0,628
10. Pol Espargaró, Honda, + 0,727
11. Martin, Ducati, + 0,738
12. Marc Márquez, Honda, + 0,767
13. Nakagami, Honda, + 0,711
14. Rins, Suzuki, + 0,772
15. Oliveira, KTM, + 0,927
16. Di Giannantonio, Ducati, + 1,024
17. Viñales, Aprilia, + 1,162
18. Alex Márquez, Honda, + 1,260
19. Mir, Suzuki, + 1,378
20. Pirro, Ducati, + 1,541
21. Morbidelli, Yamaha, + 1,577
22. Dovizioso, Yamaha, + 1,692
23. Gardner, KTM, + 1,793
24. Darryn Binder, Yamaha, + 1,796
25. Raúl Fernández, KTM, + 2,107
26. Savadori, Aprilia, + 2,197

MotoGP, Mugello, FP2:

1. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:45,891 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,049 sec
3. Miller, Ducati, + 0,422
4. Zarco, Ducati, + 0,458
5. Marini, Ducati, + 0,471
6. Bastianini, Ducati, + 0,504
7. Brad Binder, KTM, + 0,548
8. Bezzecchi, Ducati, + 0,582
9. Quartararo, Yamaha, + 0,628
10. Pol Espargaró, Honda, + 0,727
11. Martin, Ducati, + 0,738
12. Marc Márquez, Honda, + 0,767
13. Rins, Suzuki, + 0,772
14. Oliveira, KTM, + 0,927
15. Nakagami, + 0,961
16. Di Giannantonio, Ducati, + 1,024
17. Viñales, Aprilia, + 1,162
18. Alex Márquez, Honda, + 1,260
19. Mir, Suzuki, + 1,378
20. Morbidelli, Yamaha, + 1,577
21. Dovizioso, Yamaha, + 1,692
22. Gardner, KTM, + 1,793
23. Darryn Binder, Yamaha, + 1,796
24. Pirro, Ducati, + 1,835
25. Raúl Fernández, KTM, + 2,107
26. Savadori, Aprilia, + 2,197

MotoGP, Mugello, FP1:

1. Nakagami, Honda, 1:46,662 min
2. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,408 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 0,408
4. Rins, Suzuki, + 0,409
5. Bastianini, Ducati, + 0,524
6. Viñales, Aprilia, + 0,529
7. Miller, Ducati, + 0,653
8. Pol Espargaró, Honda, + 0,705
9. Zarco, Ducati, + 0,705
10. Marini, Ducati, + 0,721
11. Quartararo, Yamaha, + 0,731
12. Pirro, Ducati, + 0,770
13. Alex Márquez, Honda, + 0,900
14. Bezzecchi, Ducati, + 0,922
15. Mir, Suzuki, + 0,996
16. Morbidelli, Yamaha, + 1,065
17. Brad Binder, KTM, + 1,084
18. Oliveira, KTM, + 1,158
19. Marc Márquez, Honda, + 1,213
20. Martin, Ducati, + 1,241
21. Dovizioso, Yamaha, + 1,416
22. Savadori, Aprilia, + 1,591
23. Di Giannantonio, Ducati, + 1,673
24. Darryn Binder, Yamaha, + 2,248
25. Raúl Fernández, KTM, + 2,249
26. Remy Gardner, KTM, + 2,298

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