Paolo Ciabatti (Ducati): «Müssen konstanter werden»

Von Nora Lantschner
Paolo Ciabatti

Paolo Ciabatti

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti zieht nach der ersten Saisonhälfte der MotoGP-WM 2022 eine Zwischenbilanz und geht auf die Frage ein, ob zu viele schnelle Fahrer auf der Desmosedici sitzen.

Ducati gewann mit Francesco «Pecco» Bagnaia und Enea Bastianini zwar sechs der bisher elf Saisonrennen und eroberte dazu acht Pole-Positions durch Bagnaia, das Pramac-Duo Jorge Martin und Johann Zarco sowie Gresini-Rookie Fabio Di Giannantonio. Ein Blick auf die WM-Tabelle aber zeigt zur Halbzeit: Der Traum vom lang ersehnten zweiten Fahrer-Titel nach Casey Stoner 2007 rückte für den italienischen Hersteller aus Borgo Panigale einmal mehr in weite Ferne.

«Konstanz ist das, was heute zählt», weiß Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti. «Wenn man sich die Tabelle anschaut – und speziell Fabio Quartararo und Aleix Espargaró – dann holen sie in jedem Grand Prix Punkte und machen einen großartigen Job.»

Tatsächlich waren die Top-2 der Weltmeisterschaft bis zur Dutch TT auch die einzigen MotoGP-Piloten, die in jedem Rennen in die Punkteränge gefahren waren. Nach den zwei Stürzen von Quartararo in Assen ist nur noch die Bilanz von Aprilia-Star Espargaró makellos.

«Wir sind als Hersteller auf einer Seite glücklich mit den Ergebnissen», fuhr Ciabatti fort. «Denn es steht immer mindestens eine Ducati in der ersten Reihe, wir haben immer eine Ducati auf dem Podium und wir führen in der Konstrukteurs-WM. Aber natürlich liegen wir in der Fahrer-WM zurück, vor allem mit Pecco und Jack.»

Bagnaia liegt als WM-Vierter 66 Punkte hinter WM-Leader Fabio Quartararo zurück, Jack Miller als WM-Siebter 81 Punkte. Selbst der als Gesamtdritte bestplatzierte Ducati-Pilot, Pramac-Routinier Zarco, weist bereits einen Respektabstand von 58 Punkten auf.

Besonders Vizeweltmeister Bagnaia ist nicht dort, wo ihn die Verantwortlichen aus Borgo Panigale nach dem starken Saisonfinale 2021 (vier Siege aus den letzten sechs Rennen) erwartet hatten. «Weil sich die Nuller – einer war unverschuldet, aber es ist immer noch ein Nuller – natürlich auf seine Chancen auswirken, wenn es darum geht, um den WM-Titel zu kämpfen – was immer unser Ziel ist. Es sieht nach einer schwierigen Herausforderung aus», gestand Ciabatti.

Immerhin: In Assen verkürzte Pecco seinen Rückstand wieder von 91 auf 66 Punkten.

Wie schwierig ist es aus Ducati-Sicht, Quartararo 2022 zu schlagen? Ciabatti: «Nun ja, es ist noch möglich, weil noch neun Rennen zu fahren und viele Punkte zu holen sind, aber realistisch gesehen ist es sehr schwierig. Fabio und Aleix sind konstant und machen wenige Fehler, wir müssen einfach unser Bestes geben und versuchen, wo möglich zu gewinnen.»

Während Yamaha mit nur einem konkurrenzfähigen Piloten auf der M1 die Fahrer-WM anführt, fährt Ducati mit acht Piloten – also einem drittel des aktuellen MotoGP-Feldes – offensichtlich eine andere Strategie, die manche Beobachter kritisch sehen.

«Als wir Pecco und Jack statt Dovi und Danilo [Petrucci] ins Werksteam holten, schauten wir uns gleichzeitig nach jungen, vielversprechenden Fahrern um. In der Tat glaube ich, dass wir erfolgreich waren und sehr schnelle Fahrer gefunden haben», schickte der Sportdirektor der Roten voraus.

«Manche sagen vielleicht, dass wir zu viele schnelle Fahrer auf unserem Motorrad haben und dass das ein Problem darstellen könnte. Das kann man auf gewisse Weise so sehen, aber so ist es nicht. Denn schnelle Fahrer auf dem Motorrad zu haben, hilft uns als Ducati auch, das Motorrad weiterhin in die richtige Richtung zu entwickeln. Aber klar müssen diese schnellen Fahrer auch den letzten Schritt machen – und eben konstant sein. Wir sehen es ja am Beispiel von Zarco, der noch kein Rennen auf der Ducati gewonnen hat, aber auf WM-Rang 3 liegt, weil er sehr konstant ist. Er akzeptiert auch einen fünften oder siebten Platz, wenn dies nötig ist. Andere Fahrer wie Pecco, Enea und manchmal auch Jorge sind extrem schnell, schreiben dann aber Nuller. Diese Nuller helfen dir nicht, ein Titelwärter zu sein. Wie gesagt: Wir geben nicht auf, wir geben unser Bestes. Aber wir müssen konstanter sein», bekräftigte Ciabatti.

MotoGP-Fahrer-WM nach 11 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 172 Punkte. 2. Aleix Espargaró 151. 3. Zarco 114. 4. Bagnaia 106. 5. Bastianini 105. 6. Brad Binder 93. 7. Miller 91. 8. Mir 77. 9. Rins 75. 10. Oliveira 71. 11. Martin 70. 12. Viñales 62. 13. Marc Márquez 60. 14. Bezzecchi 55. 15. Marini 52. 16. Nakagami 42. 17. Pol Espargaró 40. 18. Alex Márquez 27. 19. Morbidelli 25. 20. Di Giannantonio 18. 21. Darryn Binder 10. 22. Dovizioso 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 5.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 246 Punkte. 2. Yamaha 172. 3. Aprilia 155. 4. KTM 121. 5. Suzuki 101. 6. Honda 85.

Team-WM:

1. Aprilia Racing 213 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 197. 3. Ducati Lenovo Team 197. 4. Prima Pramac Racing 184. 5. Red Bull KTM Factory 164. 6. Suzuki Ecstar 152. 7. Gresini Racing 123. 8. Mooney VR46 Racing 107. 9 Repsol Honda 100. 10. LCR Honda 69. 11. WithU Yamaha RNF 20. 12. Tech3 KTM Factory 14.

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