KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Honda: Wie lange dauert die Durststrecke noch?

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl geht mit bescheidenen Erwartungen für Honda in den August. HRC-Manager Alberto Puig pflichtet ihm bei. «Es gibt nicht einen einzelnen Bereich, den wir am Bike ändern müssen, sondern drei oder vier», weiß er.

Die Honda Racing Corporation erlebt seit dem Saisonstart 2020 mit dem Oberarmbruch des seither dauerverletzten Superstars Marc Márquez einen Rückschlag nach dem anderen. Neben einigen fragwürdigen und missglückten Entscheidungen bei der Fahrerwahl (Jorge Lorenzo, Pol Espargaró, Takaaki Nakagami und Alex Márquez) und der mangelnden Konkurrenzfähigkeit der Honda RC213V kommt eine monumentale Ratlosigkeit beim Thema, die die japanischen 1000-ccm-V4-Maschine wieder auf das technische Niveau der Konkurrenz gebracht werden kann.

Den Tiefpunkt erreichte Honda beim Deutschland-GP, als alle vier Fahrer ohne Punkte blieben. Bei HRC herrscht nach der Sommerpause gespannte Erwartung, denn in absehbarer Zeit muss die Flaute zu Ende gehen, wenn Honda 2023 endlich wieder um den Titel fighten will. Aber Ruhe ist bei HRC bisher nicht eingekehrt, zumal in manchen Medien immer wieder berichtet wird, Alberto Puig werde womöglich durch den ehemaligen Suzuki-Teamchef Davide Brivio ersetzt, wofür es bisher nicht die geringste Handhabe gibt.

Bei Honda hat sich 2022 gezeigt, dass Marc Márquez und Pol Espargaró unterschiedliche Ansprüche an das Bike stellen. Márquez wollte mehr Gefühl für den Vorderreifen, sein Teamkollege sehnt sich hingegen nach mehr Traktion am Hinterrad.

«Es ist richtig, dass jeder Fahrer seinen eigenen Stil hat», bestätigte Alberto Puig im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Es wäre nicht fair zu sagen, unsere Probleme liegen an diesem oder jenem. Wir müssen das Motorrad in seiner Gesamtheit verbessern. Es ist nicht ein einzelner Bereich, der uns Sorgen macht. Deshalb klären wir jetzt mit vielen Gesprächen, wie wir vorgehen. Wir wissen bisher nicht, ob wir einen kompletten Neustart benötigen oder ob wir das 2022-Bike als Basis für Verbesserungen nehmen können. Es gibt drei oder vier Punkte, die wir verändern und anpassen müssen, es sind nicht zehn, aber auch mehr als einer. Darum bemühen wir uns.»

Honda hat 2021 mit Marc Márquez noch drei Rennen gewonnen – in Sachsen, Texas und zuletzt am 24. Oktober in Misano. Dann verletzte sich der Superstar beim Cross-Training – und fiel wegen der neuerlichen Doppelsichtigkeit für die letzten zwei Grand Prix aus. Nach dem Warm-up Crash in Mandalika im April 2022 kehrte die Diplopie wieder zurück. Marc musste auf den Argentinien-GP verzichte; auch in Indonesien bekam er Startverbot. 

Testfahrer Stefan Bradl erzählte, man habe bei den Juli-Testfahrer in Jerez bei mehr als 40 Grad erste Fortschritte erkennen und eventuell die richtige Richtung der Entwicklung entdecken können. «Aber bei der Performance auf der Strecke wird man die Auswirkungen nicht gleich bei den nächsten Rennen sehen», meinte der Bayer.

Das heisst: Honda wird bis September oder gar Oktober warten müssen, bis die Updates aus Japan nach Europa kommen. Für den zweitägigen Misano-Test nach dem Misano-GP vom 4. September könnten Repsol-Honda neue Teile bekommen.

MotoGP-Ergebnis, Assen (26. Juni):

1. Bagnaia, Ducati, 26 Rdn. in 40:25,205 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,444 sec
3. Viñales, Aprilia, + 1,209
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 2,585
5. Brad Binder, KTM, + 2,721
6. Miller, Ducati, + 3,045
7. Martin, Ducati, + 4,340
8. Mir, Suzuki, + 8,185
9. Oliveira, KTM, + 8,325
10. Rins, Suzuki, + 8,596
11. Bastianini, Ducati, + 9,783
12. Nakagami, Honda, + 10,617
13. Zarco, Ducati, + 14,405
14. Di Giannantonio, Ducati, + 17,681
15. Alex Márquez, Honda, + 25,866
16. Dovizioso, Yamaha, + 29,711
17. Marini, Ducati, + 30,296
18. Bradl, Honda, + 32,225
19. Gardner, KTM, + 34,947
20. Savadori, Aprilia, + 35,798
– Fernández, KTM, 8 Runden zurück
– Quartararo, Yamaha, 15 Runden zurück
– Darryn Binder, Yamaha, 18 Runden zurück
– Morbidelli, Yamaha, 18 Runden zurück

MotoGP-Fahrer-WM nach 11 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 172 Punkte. 2. Aleix Espargaró 151. 3. Zarco 114. 4. Bagnaia 106. 5. Bastianini 105. 6. Brad Binder 93. 7. Miller 91. 8. Mir 77. 9. Rins 75. 10. Oliveira 71. 11. Martin 70. 12. Viñales 62. 13. Marc Márquez 60. 14. Bezzecchi 55. 15. Marini 52. 16. Nakagami 42. 17. Pol Espargaró 40. 18. Alex Márquez 27. 19. Morbidelli 25. 20. Di Giannantonio 18. 21. Darryn Binder 10. 22. Dovizioso 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 5.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 246 Punkte. 2. Yamaha 172. 3. Aprilia 155. 4. KTM 121. 5. Suzuki 101. 6. Honda 85.

Team-WM:

1. Aprilia Racing 213 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 197. 3. Ducati Lenovo Team 197. 4. Prima Pramac Racing 184. 5. Red Bull KTM Factory 164. 6. Suzuki Ecstar 152. 7. Gresini Racing 123. 8. Mooney VR46 Racing 107. 9 Repsol Honda 100. 10. LCR Honda 69. 11. WithU Yamaha RNF 20. 12. Tech3 KTM Factory 14.


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