Ducati kauft Fahrer nicht aus Verträgen heraus
Kamen von KTM zu Ducati: Jorge Martin und Johann Zarco
Ducati hat in diesem Jahr in der MotoGP-WM die begehrte «Triple Crown» gewonnen, also die Fahrer-, Marken- und Team-Weltmeisterschaft. 2022 entpuppte sich mit Abstand als erfolgreichste Rennsaison der Italiener, denn zudem heimste Ducati mit Álvaro Bautista erstmals seit 2011 (Carlos Checa) den Superbike-Weltmeistertitel ein.
Ducati hat in der MotoGP-WM zwölf von 20 Rennen gewonnen, 16 Pole-Positions erzielt und 32 Podestplätze (Honda nur zwei!). Das innovative Konzept von Gigi Dall’Igna und Paolo Ciabatti hat sich also bewährt, nach neun unermüdlichen Jahren hat Ducati-Corse-Rennchef Dall’Igna (seit Oktober 2013 bei Ducati) endlich seinen ersten Fahrer-WM-Titel in der «premier class» gewonnen.
Ducati hat nach der Saison 2020 eine rigorose Verjüngungskur durchgesetzt, nachdem Andrea Dovizioso dreimal in Serie (2017 bis 2019) in der WM jeweils auf Platz 2 hinter Marc Márquez gelandet war; Dovizioso und Petrucci mussten damals gehen, Talente wie Bastianini, Martin und Marini traten an ihre Stelle, Pecco Bagnaia und Jack Miller wurden ins Lenovo-Werksteam befördert. Mit dem verlässlichen Johann Zarco wurde nur noch ein Fahrer der «Generation 30+» verpflichtet.
Mit Zarco blieb nur ein Routinier übrig
Der Franzose war nicht der einzige GP-Pilot mit KTM-Vergangenheit, den sich Ducati geangelt hat. Jorge Martin, der Moto3-Weltmeister von 2018 und Moto2-WM-Fünfte von 2020, kaufte sich bei KTM um 80.000 Euro frei, um für 2021 zu Pramac-Ducati wechseln zu können und dort zwei Jahre lang für Furore zu sorgen. Auch an Rául Fernández war Ducati für 2023 stark interessiert.
Aber KTM hatte eine Option auf den Moto2-Vizeweltmeister von 2021 (mit der Rekordanzahl von acht Saisonsiegen als Rookie!) – und gab ihn erst beim Österreich-GP frei.
«Als wir erfahren haben, dass Raúl nur eine Freigabe von KTM bekommt, wenn er eine Vertragsstrafe bezahlt, haben wir die Verhandlungen beendet», erzählte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir bezahlen für keinen Fahrer einen Penalty, für niemanden. Obwohl wir anerkennen, dass Rául 2021 in der Moto2 erstaunliche Leistungen vollbracht hat.»
Der diesjährige KTM-Tech3-MotoGP-Pilot Raúl Fernández einigte sich nach der Freigabe von KTM im August (für ca. € 100.000.- oder 150.000.-) mit Aprilia Racing und fährt 2023 neben Oliveira für das CryptoDATA-RNF-Team von Razlan Razali.
Ducati betreibt im GP-Sport ebenso wie Aprilia keine eigene GP-Nachwuchsförderung in den kleinen Klassen, im Gegensatz zu Honda mit Idemitsu, Yamaha mit dem Mastercamp Team und der Pierer-Gruppe mit KTM, GASGAS, Husqvarna und CFMOTO.
Deshalb werden bei Ducati die Fahrer von anderen Herstellern geködert oder von Valentino Rossis VR46 Riders Academy – wie Bagnaia, Marini und Bezzecchi.
Übrigens: Auch Jack Miller, zuletzt fünf Jahre bei Ducati in der MotoGP, hat eine KTM-Vergangenheit. Er beendete die Moto3-WM 2014 im Red Bull KTM-Ajo Team als Vizeweltmeister.
Auch am langjährigen KTM-Star und fünffachen MotoGP-Sieger Miguel Oliveira zeigte Ducati im Sommer 2022 starkes Interesse. Aber das Gresini-Team bevorzugte Alex Márquez, der schnelle Portugiese entschied deshalb für Aprilia und das RNF-Team.
In der MotoGP-Saison 2022 blickt Ducati nach dem Valencia-GP auf 12 Siege (bei 20 Rennen) zurück, auf 32 Podestplätze und 16 Pole-Positions, dazu liegen fünf Ducati-Desmosedici-Piloten Fahrer in der WM in den Top-9.
Die Sieger von Ducati 2022
Pecco Bagnaia 7
Enea Bastianini 4
Jack Miller 1
Ducati schafft 16 Pole Positions 2022
Bagnaia 5x
Martin 5x
Zarco 2x
Di Giannantonio 1x
Bezzecchi 1x
Bastianini 1x
Miller 1x
32 Podestplätze 2022
Bagnaia (10x)
Miller (7x)
Bastianini (6x)
Zarco (4x)
Martin (4x)
Bezzecchi (1x)
Ducati hat in dieser Saison außerdem den dritten Marken-WM-Titel hintereinander gewonnen.