KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

FIM-Präsident Viegas behauptet: Rossi 2024 auf Yamaha

Von Günther Wiesinger
Dass sich Yamaha seit Mai hartnäckig bemüht, Valentino Rossis Mooney-VR46-Ducati-Team für 2024 als Yamaha-Kundenteam zu gewinnen, ist keine Neuigkeit. Neu ist: Laut Jorge Viegas ist der Deal bereits besiegelt.

Seit dem Mugello-GP Ende Mai berichtet SPEEDWEEK.com in regelmäßigen Abständen von der Situation bei Yamaha und den Bemühungen, nach der Trennung vom RNF-Team wieder ein MotoGP-Kundenteams zu finden. Das bisherige WithU-Yamaha-RNF-Team, von Razali Razali wird bekanntlich 2023 und 2024 mit Aprilia antreten. Fahrer: Miguel Oliveira und Rául Fernández.

Und Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, macht sich natürlich Hoffnungen auf eine Vereinbarung mit Valentino Rossis erfolgreichem Mooney VR46-Team, das allerdings bis Ende 2024 an Ducati gebunden ist. Den Spekulationen, Yamaha werde 2024 das Rossi-Team (Fahrer 2023: Marini und Bezzecchi) beliefern, widerspricht Jarvis nicht besonders heftig. «Es steht fest, dass wir 2023 kein MotoGP-Kundenteam haben werden», sagt Lin Jarvis. Und er betont: «Unsere ideale Zahl von MotoGP-Bikes auf dem Grid ist vier.»

Es regt sich langsam Unmut, weil Ducati 2023 mit acht Fahrern mehr als ein Drittel des 22-Fahrer-Felds ausrüsten wird, Yamaha aber nur zwei Bikes im Startfeld hat, dazu kommen je vier von Honda, der Pierer-Gruppe mit KTM & GASGAS sowie vier Aprilia.

In der Hersteller-Vereinigung MSMA hat Stefan Pierer schon seinen Unmut zu dieser numerischen Überlegenheit der Roten geäussert.
Nach den zwölf Saisonsiegen, 32 Podestplätzen und fünf Fahrern unter den Top-9 der MotoGP-WM sprechen die Werke von einem unlauteren Wettbewerb und ungleichen Verhältnissen.

Obwohl Ducati die Kundenteams in einer freien Marktwirtschaft mit ihrem Konzept und der Qualität der Desmosedici überzeugt hat.

Doch in Borgo Panigale zeigt sich offenbar eine gewisse Kompromissbereitschaft. «Ich verstehe, dass es mittel- bis langfristig keine ideale Situation ist, wenn wir mit vier Teams auftreten», räumte Paolo Ciabatti am 26. November gegenüber SPEEDWEEK.com ein.

Jetzt hielt es sogar der wieder gewählte FIM-Präsident Jorge Viegas für nötig, sich zu diesem Thema zu äußern. Er bedauerte, dass Yamaha 2023 nur zwei M1-Motorräder in die Startaufstellung schieben wird. «Mit gefällt diese Situation nicht besonders», stellte er vor den FIM Awards in Rimini im Interview mit RAI TV fest. «Aber ich denke, das wird nur 2023 so sein. 2024 wird Valentinos Team von Ducati auf Yamaha umsteigen. Das ist bisher nur eine Idee, nichts ist bestätigt. Aber ich verbreite diese Neuigkeiten. In zwei Jahren werden wir sechs Ducati und vier Yamaha sehen.»

Es zählt zwar nicht zu den vordringlichsten Aufgaben des redseligen FIM-Präsidenten, Gerüchte anzuheizen, Vertragsbrüchen Vorschub zu leisten, Spekulationen aufzutischen oder Betriebsgeheimnisse auszuplaudern.

Aber dass Rossis Mannschaft auf Yamaha umsteigen könnte, ist ein alter Hut.

Übrigens: Bei Gresini Racing geht der Zwei-Jahres-Deal mit Ducati nach 2023 zu Ende. Einer Verlängerung bis Ende 2024 oder 2025 steht nichts im Wege. Denn dieser Rennstall gibt sich mangels eines Hauptsponsors gern mit preiswerten Vorjahres-Bikes zufrieden.

Valentino Rossi hingegen verfolgt mit seinem MotoGP-Rennstall ehrgeizige Ziele. Er will seinen vielversprechenden Schützlingen Marini oder Bezzecchi deshalb so bald wie möglich wieder eine aktuelle Werksmaschinen anbieten. Sonst könnten sie zum Beispiel zu Pramac abwandern.

Luca Marini hatte von Ducati schon 2022 eine aktuelle Werks-GP22 in der Box. Doch nächstes Jahr wird die VR46-Truppe mit vier gebrauchten GP22 abgespeist.

Bei Yamaha hingegen bekam ein Fahrer aus dem RNF-Kundenteam in den letzten zwei Jahren jeweils eine aktuelle Werks-Yamaha – 2021 Fabio Quartararo, 2022 Andrea Dovizioso, ab Misano Cal Crutchlow.

Die Zusammenarbeit von Rossi mit der Audi Group, zu der auch Ducati Motor gehört, wird schon 2023 um einen Bereich ärmer. Der neunfache Weltmeister steigt als Sportwagen-Pilot von Audi auf BMW um.

Genauer gesagt: Valentino Rossi hat 2022 einen rund 585 PS starken Audi R8 LMS GT3 evo II des belgischen Teams WRT in der GT World Challenge Europe (eine Art GT-Europameisterschaft) gesteuert; er konnte ab und zu starke Leistungen im Cockpit aufzeigen.

Für die Saison 2023 wechselt WRT nun zu BMW und auch «The Doctor» wird diesen Schritt begleiten. Im Oktober und November diesen Jahres hat Rossi den M4 GT3 (Turbo-Reihensechszylinder mit 3 Litern Hubraum und bis zu 590 PS) bereits getestet.

MotoGP-Ergebnis, Valencia (6.11.):

1. Rins, Suzuki, 27 Rdn in 41:22,250 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,396 sec
3. Martin, Ducati, + 1,059
4. Quartararo, Yamaha, + 1,911
5. Oliveira, KTM, + 7,122
6. Mir, Suzuki, + 7,735
7. Marini, Ducati, + 8,524
8. Bastianini, Ducati, + 12,038
9. Bagnaia, Ducati, + 14,441
10. Morbidelli, Yamaha, + 14,676
11. Bezzecchi, Ducati, + 17,655
12. Raúl Fernández, KTM, + 24,870
13. Gardner, KTM, + 26,546
14. Nakagami, Honda, + 26,610
15. Di Giannantonio, Ducati, + 31,819
16. Crutchlow, Yamaha, + 1:28,870 min
17. Alex Márquez, Honda, + 1 Runde
– Miller, Ducati, + 5 Runden
– Zarco, Ducati, + 12 Runden
– Viñales, Aprilia, + 12 Runden
– Marc Márquez, Honda, + 18 Runden
– Pol Espargaró, Honda, + 23 Runden
– Darryn Binder, Yamaha, + 23 Runden
– Aleix Espargaró, Aprilia, + 24 Runden

MotoGP-WM-Endstand (nach 20 Rennen):

1.Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.

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