Reifendruck zu gering? Es droht die Disqualifikation

Von Tim Althof
Nach dem Jerez-GP wurde bekannt, dass Ducati-Star Pecco Bagnaia bei seinem Sieg in Spanien den Reifendruck in 25 von 25 Runden unterschritten hatte. In Zukunft soll das nicht mehr möglich sein, es wird hart eingegriffen.

Pecco Bagnaia gewann den GP von Spanien knapp vor Yamaha-Pilot Fabio Quartararo und feierte damit seinen ersten Sieg auf der Ducati GP22. Doch bereits vor dem nächsten GP in Le Mans entfachte eine hitzige Diskussion über den «illegalen Triumph» des Italieners in Spanien. Damals hatte Bagnaia den Mindestdruck am Vorderreifen von 1,9 bar um 0,05 bis 0,01 bar unterschritten – in allen 25 Rennrunden.

Doch auch einige andere Fahrer wie Quartararo oder Jorge Martin kämpften mit ähnlichen Problemen. Probleme gab es besonders dann, wenn die Fahrer hinter ihren Gegnern her fahren, denn dadurch steigt die Reifentemperatur und der Druck im Reifen automatisch. Das macht es den Technikern vor einem Rennen schwierig, den perfekten Druck zu kalkulieren.

Während das Prinzip, innerhalb des von Michelin bereitgestellten Druckbereichs zu bleiben, unverändert bleibt, wird die Überwachung der Regeln in Zukunft viel präziser. Aber weil der Reifendruck auf der Strecke schwankt, wie bereits beschrieben, haben die Hersteller einer gewissen Toleranz zugestimmt, bevor es zur Aussprache von Strafen kommt. Würde man jede Runde bestrafen, in der der Druck unterschritten wird, wäre es wohl ein ziemliches Chaos.

In einem Interview mit Crash.net erklärte der MotoGP-Technologie-Direktor, Corrado Cecchinelli, dass es im Training und in der Qualifikation wahrscheinlich jeden Fahrer treffen würde, weil er zeitweise in seiner Runde unter den minimalen Reifendruck kommt. Das würde bedeuten, dass jede Runde gestrichen würde. Momentan beträgt die Untergrenze 1,9 bar für den Vorderreifen und 1,7 für den Hinterreifen.

«Es wird klare Druckvorgaben für eine schnelle Runde und für die Rennen geben», sagte Cecchinelli.«Die genauen Anforderungen werden noch diskutiert, aber das Konzept ist, dass eine Runde zählt, wenn der Reifen während dieser Runde über eine bestimmte Zeitspanne den Mindestdruck überschreitet.»

«Für ein Rennen lautet das Konzept, dass du den durchschnittlichen Druck in jeder Runde berechnest. Anschließend schauen wir uns die Anzahl der Runden an, in der der durchschnittliche Druck über dem Minimum lag», ergänzte Cecchinelli. «Es könnte die Anforderung sein, dass der durchschnittliche Druck für die Hälfte der Anzahl der Rennrunden über dem Minimum liegen muss.»

Bisher gibt es keine offiziellen Mitteilungen über die Änderungen in der MotoGP-Klasse. Auch Cecchinelli bestätigte, dass es noch nicht beschlossen ist. «Ich gebe einen groben Überblick, weil es noch nicht entschieden ist. Aber wir erwägen so etwas wie: Eine bestimmte Zeit muss der Druck auf einer schnellen Runde über dem Mindestdruck liegen und ein Teil der Renndistanz über dem Mindestdruck für das Rennen.»

Für die Fans wird es also noch komplizierter. Trainings- und Qualifikationsrunden werden bereits jetzt gestrichen, wegen einer gelbe Flagge oder beim Überschreiten der Streckenlimits. Nun kommt eine neue Regel hinzu, die ein Ergebnis ungültig machen könnte. Die Teams haben jedoch drei Rennen Zeit, bevor die neuen Strafen wirklich angewendet werden.

«Es besteht die Gefahr, viele gestrichene Runden zu sehen. Es wurde also bereits vereinbart, dass wir erst nach drei Rennen Strafen aussprechen werden, obwohl wir das neue System zu Beginn der nächsten Saison bereits einführen», fügte der Technologie-Direktor hinzu. «Wir sind sehr offen dafür, das sich die Teams die Zeit nehmen, um alles zum Laufen zu bringen. Es ist etwas, was wir als Organisator im gemeinsamen Interesse der Hersteller versuchen, um ihnen faire Rennbedingungen zu bieten.»

Schon zu den Winter-Tests soll ein System startklar sein. Cecchinelli: «Die Teams können bei den Tests vor der Saison im nächsten Jahr das offizielle Reifendrucksystem mit ihren Bikes ausprobieren. Damit sie es verstehen können, können sie direkt die ersten Daten sammeln. Unser einziges Interesse ist, dass jeder mit dem neuen System zufriedener ist als ohne.»

Der Technische Direktor der MotoGP, Danny Aldridge, betonte, dass die Fahrer wahrscheinlich für etwa eine halbe Renndistanz über dem Mindestdruck liegen müssen, um die Disqualifikation zu vermeiden.

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