Lin Jarvis (Yamaha): Kundenteam für 2024? Oder 2025?
Weil das Yamaha Factory Team letztes Jahr mit dem RNF-Kundenteam keine Vertragsverlängerung für 2023 zustande brachte, wird das japanische Werk in der kommenden MotoGP-Saison als einziger der fünf verbliebenen Hersteller kein Kundenteam haben, wenn wir uns darauf einigen, dass die GASGAS-Tech3-Truppe das Satelliten-Team von KTM ist, auch wenn die RC16 dort unter einem anderen Markennamen eingesetzt wird.
Yamaha wollte dem RNF-Team von Razlan Razali wie schon für 2022 nach der Trennung von Petronas nur einen Ein-Jahres-Vertrag anbieten, weil die Finanzierung des Rennstalls nach dem Ausstieg des staatlichen malaysischen Ölkonzerns Petronas mit dem italienischen Energie-Konzern WITHU nicht gerade stabil wirkte. Tatsächlich kündigte WITHU beim Misano-GP den Ausstieg per Saisonende an, obwohl der Vertrag bis Ende 2024 lief. Doch bereits beim Aragón-GP wurde mit CryptoTECH Data ein neuer Geldgeber gefunden.
Schon beim Mugello-GP 2022 hatte Razali den neuen Zwei-Jahres-Deal mit Aprilia Racing verkündet; später wurde Miguel Oliveira und Rául Fernández die zwei neuen Fahrer präsentiert.
Immer wieder wurde vermutet, Yamaha wollte sich unter anderem nur deshalb für ein Jahr an RNF binden, weil man sich die Möglichkeit offenhalten wollte, 2024 das Mooney-VR46-Team von Valentino Rossi zu beliefern, der für Yamaha 2004, 2005, 2008 und 2009 vier MotoGP-WM-Titel gewonnen hat, für Yamaha am Master-Camp-Projekt mitwirkt und dazu das Master-Camp-Moto2-Team betreibt.
Doch Rossi hat einen Drei-Jahres-Vertrag mit Ducati bis inklusive 2024. Und diesen wird er voraussichtlich einhalten. Es sei denn, die neue M1-YZR-Yamaha von Quartararo und Morbidelli werde 2023 so konkurrenzfähig wie die Desmosedici GP22. Denn bei Ducati werden Valentinos Schützlinge Marco Bezzecchi und Luca Marini nur noch mit Vorjahres-Modellen beliefert.
Yamaha könnte zumindest einen Fahrer im Kundenteam mit aktuellen Werkmaschinen ausrüsten – wie Andrea Dovizioso 2022 im WITHU-Yamaha-Team.
Dazu kommt: Die Dorna hat die Idealvorstelliung, dass jedes MotoGP-Werk ein Kundenteam beliefert. Momentan rüstet jedoch Ducati drei aus, Yamaha keines.
«Was die Zukunftspläne bezüglich eines Satelliten-Teams betrifft, so haben wir 2023 tatsächlich keines. Und wir haben bereits erwähnt, dass sich diese Situation in diesem Jahr nicht nachteilig auswirken wird», erklärte Jarvis, der Managing Director von Yamaha-Motor Racing, auf Anfrage von SPEEDWEEK.com in Jakarta. «So haben wir die Möglichkeit, die Entwicklung ganz auf die Motorräder des Werksteams zu fokussieren. Und wir müssen wirklich sicherstellen, dass wir ein Bike haben, das in den Rennen 2023 konkurrenzfähig ist und danach auch in den Jahren 2024 und 2025.»
«Aber es ist kein Geheimnis, dass wir gern wieder ein Kundenteam ausrüsten würden», bestätigte der Engländer. «Daran haben wir nie einen Zweifel gelassen. Aber es würde zu weit führen, wenn ich zu diesem Zeitpunkt alle Gelegenheiten und Hindernisse beschreiben würde, mit denen wir konfrontiert sind. Aber wenn wir einige Hindernisse beseitigen können, könnten wir das Thema für 2024 berücksichtigen. Wenn das nicht klappt, dann bin ich zuversichtlich, dass wir 2025 wieder vier Bikes auf dem Startplatz haben werden. Vorläufig müssen wir die Geschehnisse abwarten.»