KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Marc Márquez: «Wir können nicht optimistisch sein»

Von Günther Wiesinger
Nach den bisher misslungenen Wintertests kann Marc Márquez seinen Missmut nur schwer unterdrücken. «Aber es bringt nichts, wenn ich zornig werde», seufzte er nach Platz 19 in Portimão. Die Probleme sind vielfältig.

Marc Márquez konnte mit seiner Darbietung am ersten Tag des zweitägigen MotoGP-Tests auf dem «Autódromo Internacional do Algarve» auf keinen Fall zufrieden sein. Sein 19. Platz mit 1,399 Sekunden Rückstand auf Weltmeister Bagnaia und die erdrückende Vorherrschaft von Ducati und Aprilia prägten das Geschehen an der Algarve.

Márquez probierte am Samstag zwei unterschiedliche Chassis aus. Und während andere Teams und Fahrer bereits Vorbereitungen für die Rennen am 25. und 26. März trafen, musste sich Marc noch durch neue Teile und Komponenten wühlen, also Basistests erledigen.

«Aus diesem Grund habe ich auch keine Mittagspause gemacht, ich bin einfach gefahren und gefahren», stellte der sechsfache MotoGP-Weltmeister nach den 78 Runden fest. «Wir haben immer noch viele, viele Dinge zu probieren. Wir haben einen dicht gedrängten Testplan. Ich wollte so viel wie möglich am Samstag durchbringen, denn am Sonntag möchte ich endlich mehr für die Saisonvorbereitung und vor allem für den ersten Grand Prix hier arbeiten.»

«Am Samstag habe ich große Änderungen bei der Aerodynamik probiert und ein neues Set-up-Konzept», berichtete Márquez. «Die Ingenieure haben einige Antworten bekommen. Also möchte ich am Sonntag mit dem besten Package, das wir haben, mehr an den kleinen Details arbeiten.»

Marc Márquez wollte eigentlich schon am letzten Tag in Malaysia nur noch ein RC213V-Modell fahren, aber er wird auch heute wieder zwei unterschiedliche Chassis bewegen. «Ich habe zwar am Samstag meine bevorzugte Chassis-Version gefunden. Aber wir haben von diesem Modell keine Ersatzmaschine in der Box. Das ausgewählte Modell ist jenes, das mir schon in Sepang am besten gefallen hat. Ich weiß aber nicht, ob sich meine Meinung am Sonntag ändert. Möglich ist es.»

Die Ersatzmaschine bekam übrigens Alex Rins, der dieses neue Chassis am Samstag durchaus als Fortschritt bezeichnete.

HRC brachte also wieder ein anderes Chassis nach Portugal. «Ich will nicht ins Detail gehen, aber der Unterschied ist gering. Es geht um die Steifigkeit. Aber beim Fahren haben Joan und ich zwischen den zwei Rahmen keinen Unterschied gemerkt», wunderte sich der Repsol-Honda-Werkspilot Marc Máquez über den Mangel an sichtbaren Fortschritten.  

Marc macht sich auch Sorgen wegen der Starts. «Für dieses Jahr haben sie die Kupplung verändert. Das Wegfahren ist auf den ersten Metern sehr heikel, sogar gefährlich. Ich habe den ersten Start ziemlich verhaut. Da hatte ich den Medium-Hinterreifen drauf, deshalb fehlte eventuell auch etwas Grip. Wir müssen jedenfalls am Sonntag ein anderes Set-up für die Kupplung testen.»

Was passierte beim ersten Crash von Marc in diesem Jahr? «Ich war am Weg in die Box. Ich war also langsam unterwegs, das zeigen die Daten. Aber wenn du an einem Tag fast 80 Runden gedreht hast, kannst du nicht den ganzen Tag richtig konzentriert sein. Ich war in dieser Kurve 14, habe an die Rückkehr an die Box gedacht – und dann habe ich eine Bodenwelle erwischt und bin übers Vorderrad abgeflogen. Das war schade. Aber der Sturz geschah bei sehr geringer Geschwindigkeit, und er hat mich keine Zeit gekostet. Es ist nur ein Flügel etwas beschädigt worden.»

In Sepang machte Marc Márquez aus seiner Enttäuschung kein Geheimnis, er wirkte manchmal sogar verärgert über die Politik von HRC, auch der neue Technical Manager Ken Kawauchi (er kam von Suzuki) schien ihn nicht zu beeindrucken.

Wie fühlt er sich jetzt vor dem letzten Wintertesttag? Márquez: «Am Samstag haben wir dasselbe Bike Package gefunden wie in Malaysia. Es scheint die beste Lösung zu sein. Wir sind aber weiter weit weg von der Spitzenfahrern. Ehrlich gesagt: Wir können nicht sehr optimistisch sein, was die Ergebnisse bei den ersten Rennen betrifft. Aber es nutzt mir nichts, wenn ich deshalb zornig bin. Wir werden am Sonntag alles tun, um mit unserem besten Paket die beste Rundenzeit und den besten Rhythmus zu erzielen. Wir werden uns bemühen, aus jeder Situation das Beste herauszuholen.»

Eines ist klar: Da Neuzugang Alex Rins auf der LCR-Honda am Samstag die elftbeste Zeit gelang, darf man Marc Márquez heute jederzeit ein Top-Ten-Ergebnis zutrauen. 

Ergebnisse Portimão-Test, Samstag (11.3.):

1. Bagnaia, Ducati, 1:38,771 min
2. Marini, Ducati, + 0,234 sec
3. Viñales, Aprilia, + 0,254
4. Alex Márquez, Ducati, + 0,565
5. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,689
6. Oliveira, Aprilia, + 0,695
7. Bezzecchi, Ducati, + 0,837
8. Quartararo, Yamaha, + 0,843
9. Di Giannantonio, Ducati, + 0,870
10. Martin, Ducati, + 0,872
11. Rins, Honda, + 0,875
12. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,877
13. Zarco, Ducati, + 0,945
14. Mir, Honda, + 1,005
15. Brad Binder, KTM, + 1,152
16. Miller, KTM, + 1,216
17. Bastianini, Ducati, + 1,238
18. Bradl, Honda, + 1,391
19. Marc Márquez, Honda, + 1,399
20. Pirro, Ducati, + 1,565
21. Morbidelli, Yamaha, + 1,643
22. Pol Espargaró, GASGAS, + 1,736
23. Nakagami, Honda, + 1,871
24. Augusto Fernández, GASGAS, + 2,000

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