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Taka Nakagami: Was die japanischen Marken einbremst

Von Nora Lantschner
Takaaki Nakagami in der LCR-Honda-Box

Takaaki Nakagami in der LCR-Honda-Box

Honda hinkt den europäischen MotoGP-Herstellern bei der Entwicklungsgeschwindigkeit hinterher. LCR-Idemitsu-Fahrer Takaaki Nakagami erklärt die Herangehensweise aus der japanischen Sichtweise.

Ein Blick auf die WM-Tabelle macht deutlich, wie sehr die japanischen Hersteller im Vergleich zur Konkurrenz aus Europa in Rückstand geraten sind: In den Top-10 der MotoGP-WM finden sich aktuell sechs Ducati-Piloten und jeweils beide Werksfahrer von Red Bull KTM Factory und Aprilia Racing.

Erster Vertreter einer japanischen Marke ist Yamaha-Star Fabio Quartararo auf dem elften Rang. 2021 Titelträger und im Vorjahr noch Vizeweltmeister, weist der Franzose nun bereits 198 Punkte Rückstand auf WM-Leader Pecco Bagnaia auf.

Alex Rins, der seit seinem Sturz im Sprint von Mugello am 10. Juni wegen eines doppelten Schien- und Wadenbeinbruchs pausieren muss, ist dank seines herausragenden Austin-Wochenendes als 15. noch immer der bestplatzierte Honda-Pilot. Zwölf Punkte weniger hat sein LCR-Teamkollege Takaaki Nakagami als WM-17. auf dem Konto.

Zur Herangehensweise seiner japanischen Landsleute, die beim Entwicklungstempo hinterherhinken, erklärte der 31-Jährige aus Chiba: «Ich weiß nicht, ob es das System in Japan oder des Unternehmens oder die japanische Mentalität ist, ich bin nicht sicher. Wenn wir es aber mit dem europäischen Stil vergleichen, dann sind zum Beispiel Ducati und KTM viel, viel schneller. Das ist klar. Wir machen aber Druck, denn so sind wir am Ende des Feldes.»

Gerade den mangelnden «edge grip», also die Seitenhaftung, machte «Taka» auch am Prototyp der 2024er-RC213V als dringend anzugehenden Schwachpunkt aus. «Es ist ein wirklich schwieriger Moment, wir müssen uns verbessern und brauchen dafür einige Dinge. Wir pushen, aber die erste Priorität ist [für die japanischen Ingenieure] immer die Sicherheit. Wenn sie zum Beispiel nicht sicher sind, nach wie vielen Kilometern ein Teil kaputt gehen könnte, werden sie es nicht bringen. Gibt es ein Fragezeichen, können sie es nicht auf die Rennstrecke bringen. Das sorgt dafür, dass es länger dauert. Erst wenn sie wissen, dass ein Teil nach so und so vielen Kilometern okay ist, werden sie es bringen. Das kann aber dauern – einen Monat, zwei Monate…»

Immerhin brachte HRC neue Ingenieure an die Strecke. Auch Nakagami machte beim Misano-Test neue Gesichter in seiner LCR-Box aus. Genaueres wusste er aber nicht zu berichten: «Es sind viele Leute hier und einige Gesichter sind neu. Ich kenne die Namen nicht, aber ich kenne den Ingenieur, einen Art Projektleiter, aus der Vergangenheit bei HRC.»

Immerhin hat Taka das Gefühl, dass Honda in der Entwicklungsarbeit auch mehr auf ihn als Kundenteam-Fahrer hört. «Ein bisschen sieht es danach aus, ja», bestätigte er. «Ich habe beim Misano-Test auch die Gelegenheit bekommen, das neue Motorrad zu testen. Es war vielleicht nicht so wie bei Marc, aber es sind doch ziemlich viele Leute nach meinen ersten Runden in meine Box gekommen.»

Alex Rins, der LCR nach nur einer Saison in Richtung Yamaha-Werksteam verlassen wird, klagte trotz Austin-Sieg über mangelnde Unterstützung. «Ich glaube, der Grund dafür ist, dass wir kein Factory Team sind», gab Nakagami bei diesem Thema zu bedenken. «Alex ist ja vom Suzuki-Werksteam gekommen und natürlich ist es anders. Ich kenne es aber nur im Satellitenteam von LCR, für mich ist es also kein großer Schock. Wenn ich sehe, dass um andere Fahrer 20 Leute stehen, dann ist das verrückt.»

Montag-Test Misano, kombinierte Zeiten (11. September):

1. Marini, Ducati, 1:30,602 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,234 sec
3. Binder, KTM, + 0,552
4. Martin, Ducati, + 0,566
5. Miller, KTM, + 0,573
6. Quartararo, Yamaha, + 0,575
7. Oliveira, Aprilia, + 0,630
8. Morbidelli, Yamaha, + 0,699
9. Alex Márquez, Ducati, + 0,735
10. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,760
11. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,779
12. Nakagami, Honda, + 0,832
13. Zarco, Ducati, + 0,890
14. Marc Márquez, Honda, + 0,973
15. Augusto Fernández, KTM, + 1,084
16. Mir, Honda, + 1,084
17. Pol Espargaró, KTM, + 1,242
18. Bradl, Honda, + 1,544

MotoGP-Ergebnisse, Misano (10. September):

1. Martin, Ducati, 27 Rdn in 41:33,421 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 1,350 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 3,812
4. Pedrosa, KTM, + 4,481
5. Viñales, Aprilia, + 10,510
6. Oliveira, Aprilia, + 12,274
7. Marc Márquez, Honda, + 13,576
8. Raúl Fernández, Aprilia, + 14,091
9. Marini, Ducati, + 14,982
10. Zarco, Ducati, + 15,484
11. Alex Márquez, Ducati, + 15,702
12. Aleix Espargaró, Aprilia, + 15,878
13. Quartararo, Yamaha, + 15,898
14. Binder, KTM, + 23,778
15. Morbidelli, Yamaha, + 24,579
16. Augusto Fernández, KTM, + 31,230
17. Di Giannantonio, Ducati, + 32,537
18. Bradl, Honda, + 35,330
19. Nakagami, Honda, + 43,601
– Pol Espargaró, KTM, 12 Runden zurück
– Mir, Honda, 17 Runden zurück
– Miller, KTM, 18 Runden zurück
– Pirro, Ducati, 18 Runden zurück

Ergebnisse MotoGP-Sprint, Misano (9. September):

1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:58,785 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 1,445 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 4,582
4. Pedrosa, KTM, + 4,772
5. Binder, KTM, + 4,931
6. Viñales, Aprilia, + 6,062
7. Marini, Ducati, + 6,519
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 7,893
9. Alex Márquez, Ducati, + 9,264
10. Marc Márquez, Honda, + 11,318
11. Raúl Fernández, Aprilia, + 13,365
12. Oliveira, Aprilia, + 13,788
13. Quartararo, Yamaha, + 14,243
14. Zarco*, Ducati, + 14,154
15. Miller, KTM, + 17,421
16. Pol Espargaró**, KTM, + 17,451
17. Di Giannantonio, Ducati, + 18,133
18. Morbidelli**, Yamaha, + 19,749
19. Augusto Fernández, KTM, + 20,403
20. Pirro, Ducati, + 21,454
21. Nakagami, Honda, + 21,962
22. Bradl**, Honda, + 23,672
23. Mir**, Honda, + 36,100

*= ein Platz zurück («track limits» in der letzten Runde)
**= 3-Sekunden-Strafe (statt Long-Lap am Rennende wegen «track limits»-Vergehen)

WM-Stand nach 24 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 283 Punkte. 2. Martin 247. 3. Bezzecchi 218. 4. Binder 173. 5. Aleix Espargaró 160. 6. Zarco 147. 7. Marini 135. 8. Viñales 128. 9. Alex Márquez 108. 10. Miller 104. 11. Quartararo 85. 12. Morbidelli 68. 13. Oliveira 65. 14. Augusto Fernández 58. 15. Rins 47. 16. Di Giannantonio 43. 17. Nakagami 35. 18. Pedrosa 32. 19. Marc Márquez 31. 20. Bastianini 25. 21. Raúl Fernández 22. 22. Savadori 9. 23. Folger 9. 24. Pol Espargaró 8. 25. Pirro 5. 26. Mir 5. 27. Petrucci 5. 28. Stefan Bradl 5.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 416 Punkte. 2. KTM 234. 3. Aprilia 218. 4. Yamaha 105. 5. Honda 105.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 394 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 353. 3. Ducati Lenovo Team 318. 4. Aprilia Racing 288. 5. Red Bull KTM Factory Racing 277. 6. Monster Energy Yamaha 153. 7. Gresini Racing 151. 8. CryptoDATA RNF 91. 9. LCR Honda 85. 10. GASGAS Factory Racing Tech3, 75. 10. Repsol Honda 36.

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