Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Martins Katar-Reifen: Michelin kontert, Pramac wartet

Von Mario Furli
In der entscheidenden Phase der MotoGP-WM 2023 verlor Jorge Martin in Doha nach massiven Problemen mit dem Hinterreifen viele Punkte. Was Piero Taramasso und Gino Borsoi dreieinhalb Wochen später wissen.

Nachdem Jorge Martin im Katar-GP nur als Zehnter die Ziellinie gekreuzt hatte und in seiner ersten Enttäuschung sogar davon sprach, dass ihm der Titel wegen eines steinharten Reifens gestohlen worden sei, erntete Michelin viel Kritik.

Piero Taramasso, Zweirad-Manager des französischen Reifenherstellers, nahm jetzt noch einmal dazu Stellung: «Wir haben den Fertigungsprozess, die Qualitätskontrolle und die Transportwege analysiert, die Geschichte des Reifens, ob er schon einmal aufgeheizt worden war oder nicht. Es gab kein Problem bei der Fertigung oder der Qualität. Das ist sicher. Ein Reifen, der nicht funktioniert, funktioniert schon in der Aufwärmrunde nicht und führt schon in der ersten Runde dazu, dass du eine Sekunde langsamer bist», gab der Italiener im Gespräch mit der renommierten Sporttageszeitung «La Gazzetta dello Sport» zu bedenken.

Martin war auch langsamer als bei seinem Sprintsieg am Vorabend. Taramasso jedoch unterstrich: «Die ersten sechs bis sieben Runden waren ordentlich, von der vierten bis zur siebten Runde fährt er die Zeiten von Bagnaia. Der Start läuft schief, aber er holt drei, vier Plätze auf. Wenn der Reifen nicht funktioniert, kannst du das nicht tun. Der Rest sind Faktoren im Rennen, die dazu geführt haben, dass der Drop des Hinterreifens, und dann des Vorderreifens, am Ende ergeben haben, dass er eine Sekunde langsamer war.»

Etwaige Problem in der Qualitätskontrolle – worauf die immer wieder aufkommenden Klagen über Reifen, deren Performance nicht den Erwartungen entsprochen hätten, schließen lassen – sieht Taramasso nicht. «Das stimmt nicht. Ich lade alle – Fahrer, Techniker, Journalisten – ein, nach Frankreich zu kommen und sich anzusehen, wo und wie die Reifen produziert werden. Wir unternehmen enorme Anstrengungen für die maximale Qualitätskontrolle und um sicher zu sein, dass die Reifen funktionieren. Wir wollen keine schlechte Werbung, sondern zufriedene Fahrer. Wir investieren keine Millionen, um beschuldigt zu werden.»

Es gehe um Investitionen im zweistelligen Millionenbereich. «Wir versuchen, perfekte Reifen zu produzieren, auch wenn es in einem industriellen Prozess eine Streuung geben kann, die aber im Bereich von ein bis zwei Zehntelsekunden liegt, in einem sehr engen Toleranzfenster. Wir reden hier von Reifen, die unter extremen Bedingungen eingesetzt werden. Es sind keine Reifen für die Straße, die mit 1,7 oder 2,2 bar genauso funktionieren, sondern Reifen auf einem extrem hohen technologischen Niveau, die Temperaturen von 150 Grad und 350 km/h aushalten. Sie sind wie ein Gummiband und reagieren je nachdem, wie sie belastet werden. Eine Abweichung von ein bis zwei Zehnteln heißt aber nicht, dass der Reifen fehlerhaft ist», unterstrich der Michelin-Zweirad-Manager.

Die Kritik sei laut Taramasso oft unbegründet. «Man hört von Verschwörungen reden, von absichtlich verteilten schlechten Reifen… Das ist absurd. Dem Reifen die Schuld zu geben, ist die einfachste Ausrede. Es ist schade, dass keiner die 36 Rekorde bemerkt hat, oder dass wir auf neuen Belägen wie in Indonesien, Katar oder Valencia die richtigen Mischungen gewählt haben. Das ist ein gutes Ergebnis, das wenige gesehen haben.»

Pramac-Teammanager Gino Borsoi hielt auf Nachfrage der spanischen Kollegen von «AS» dagegen. «Martin hat in Katar sicherlich nicht von einem Tag auf den anderen vergessen, wie man Motorrad fährt. Wenn ein Fahrer wie er Zehnter wird, liegt das daran, dass etwas passiert ist. Ich bleibe dabei, dass Taramasso sehr intelligent ist und weiß, dass dieses Ergebnis nicht das Ergebnis einer schlechten oder schlechteren Leistung von Jorge im Vergleich zu anderen Rennen ist. Man kann nicht am Samstag gewinnen und am nächsten Tag mit dem gleichen Bike-Set-up Zehnter werden. Das ist unmöglich.»

Das Hauptrennen in Lusail sei sehr seltsam verlaufen, weit weg von Jorges eigentlichem Potenzial. «Eine von Pramac und Ducati durchgeführte Analyse hat ergeben, dass es hinsichtlich der Fahrweise und der Abstimmung des Motorrads keine Fehler oder Probleme gegeben hat», unterstrich der Italiener.

Die Teamweltmeister würden noch immer auf eine umfassende Antwort des Reifenlieferanten warten: «Es wurde eine erste Analyse der Konstruktion des Reifens durchgeführt, und Michelin sagt, dass es bei der Herstellung keine Fehler gegeben habe. Damit sind wir einverstanden, aber wir warten einen Monat nach dem Rennen noch immer auf eine vollständige Analyse.»

Von Verschwörungstheorien will auch Borsoi nichts hören. «Die Dinge laufen, wie sie laufen, und manchmal können wir nicht alles komplett kontrollieren. Ich glaube, es war ein unglücklicher Sonntag nach einem spektakulären Samstag, und das war's. Wir haben zu keinem Zeitpunkt gedacht, dass irgendetwas dahintersteckt.»

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