Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Pecco Bagnaia (Ducati): «Wollte unbedingt gewinnen»

Von Nora Lantschner
Ducati feiert am Freitag die erfolgreichste Saison in der Geschichte des Herstellers im großen Stil. MotoGP-Weltmeister Pecco Bagnaia blickte bei der Gelegenheit auf sein zweigeteiltes Jahr zurück.

Im Vorjahr stieg die WM-Party von Ducati im historischen Stadtzentrum von Bologna, in diesem Jahr fiel die Wahl auf die unweit des Firmensitzes gelegene «Unipol Arena» in Casalecchio di Reno bei Bologna, die je nach Konfiguration bis zu 20.000 Personen Platz bietet – und am Freitagabend ausverkauft ist.

Ehe sich Francesco «Pecco» Bagnaia auf der Bühne von den Fans feiern ließ, enthüllte er vorab im Rahmen einer Pressekonferenz noch sein neues, auf 263 Stück limitiertes und handsigniertes Replika-Modell einer Panigale V4S, die in diesem Jahr nicht in Ducati-Rot, sondern im gelben Spezial-Look des Misano-GP gehalten ist.

Auch seine diesjährige Saison war im Vergleich zu seinem ersten MotoGP-Titelgewinn im Vorjahr «anders, ganz anders», blickte der Ducati-Lenovo-Werksfahrer zurück. «Im Vorjahr waren wir an einem Punkt, an dem wir nichts mehr zu verlieren hatten, weil wir 91 Punkte Rückstand hatten – und wenn du in der Phase bist, in der du nur noch gewinnen musst, wird es aus irgendwelchen Gründen fast einfacher zu gewinnen. Wir haben dann vier Rennen in Serie gewonnen, viele Punkte gutgemacht und konnten uns am Ende erlauben, die letzten Rennen zu kontrollieren.»

«In diesem Jahr war ein bisschen das Gegenteil der Fall», fuhr der 26-jährige Italiener fort. «Wir hatten schon 66 Punkte Vorsprung – und sind dann in Indonesien sogar in Rückstand geraten. Es war eine schwierige Situation, vor allem nach Barcelona. Es ist uns aber gelungen, immer sehr konstant zu bleiben, was am Ende der Schlüssel ist. Am Sonntag waren wir immer die Stärksten und wir haben die Punkte nach Hause gebracht. Meiner Meinung nach war dieser WM-Titel schöner, weil ich ihn mit der Nummer 1 gewonnen habe», fügte der nun zweifache MotoGP-Champion mit einem breiten Lächeln an.

Knackpunkt der Saison war sein angsteinflößender Unfall kurz nach dem Start zum Catalunya-GP. «Das war ein komplizierter Moment. Ich bin am nächsten Tag aufgewacht und war wirklich zerstört, ich konnte nichts machen, aber wir haben gleich mit der Reha angefangen und das Maximum getan, um für Misano bereit zu sein, nur fünf Tage später», blickte Pecco auf einen mühsamen Heim-GP zurück, der von seinem Titelrivalen Jorge Martin dominiert wurde. «Uns ist es gelungen, in die erste Startreihe und in beiden Rennen auf das Podium zu fahren – und somit nur 14 statt 37 Punkte zu verlieren, die am Ende den Unterschied gemacht haben. Ich glaube, dass dieses Rennen entscheidend war. Auf mentaler Ebene ist es mir danach aber nicht mehr gelungen, zu 100 Prozent zu performen, vor allem in der Anfangsphase der Rennen oder im Qualifying. Es war ein bisschen kompliziert, auf den Level zurückzukehren, den wir erst in den letzten Rennen wiedergefunden haben.»

Dennoch zweifelte Bagnaia nie an der erfolgreichen Titelverteidigung, der ersten mit der #1 seit Mick Doohan 1998. «Ich habe immer daran gedacht, dass ich unbedingt gewinnen wollte. Eine Niederlage zu akzeptieren, wäre mir schwergefallen», räumte der VR46-Schützling ein. «Manchmal ist es aber auch richtig zu fallen, um wieder nach oben zu kommen. Man lernt immer aus jeder Lektion etwas und ich glaube, dass diese zweite Saisonhälfte für die ganze Mannschaft eine bedeutende Lektion war.»

An die nächste Saison will Pecco unterdessen noch nicht denken. «Dafür bleibt dann noch genug Zeit», winkte er ab. «Und jetzt haben wir Zeit für ‚Call of Duty‘», verwies er schmunzelnd auf sein aktuell bevorzugtes Videospiel.

Die Erfolge von Ducati in der MotoGP-Saison 2023:

Pecco Bagnaia: 7 GP-Siege, 4 Sprint-Siege, total 15 GP-Podestplätze, 7 Pole-Positions.

Jorge Martin: 4 GP-Siege, 9 Sprint-Siege, total 8 GP-Podestplätze, 4 Pole-Positions.

Marco Bezzecchi: 3 GP-Siege, 1 Sprint-Sieg, total 7 GP-Podestplätze, 3 Pole-Positions.

Johann Zarco: 1 GP-Sieg, total 6 Podestplätze.

Fabio Di Giannantonio: 1 GP-Sieg, total 2 GP-Podestplätze.

Enea Bastianini: 1 GP-Sieg.

Alex Márquez: 2 Sprint-Siege, 2 GP-Podestplätze, 1 Pole-Position.

Luca Marini: 2 GP-Podestplätze, 2 Pole-Positions.

MotoGP-WM-Endstand 2023 nach 39 Rennen:

1. Bagnaia, 467 Punkte. 2. Martin 428. 3. Bezzecchi 329. 4. Binder 293. 5. Zarco 225. 6. Aleix Espargaró 206. 7. Viñales 204. 8. Marini 201. 9. Alex Márquez 177. 10. Quartararo 172. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 151. 13. Morbidelli 102. 14. Marc Márquez 96. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Nakagami 56. 19. Rins 54. 20. Raúl Fernández 51. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 15. 24. Savadori 12. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 653 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 561. 3. Mooney VR46 Racing 530. 4. Red Bull KTM Factory Racing 456 5. Aprilia Racing 410. 6. Gresini Racing 328. 7. Monster Energy Yamaha 274. 8. CryptoDATA RNF 134. 9. Repsol Honda 122. 10. LCR Honda 116. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 95.

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