Espargaro: Honda wird 2027 um den WM-Titel kämpfen

Aleix Espargaro
2024 feierte die Motorrad-WM das 75-jährige Jubiläum, seit 65 Jahren ist Honda dabei. Seit dem Beginn des Engagements in der Motorrad-WM hat Honda über alle Klassen hinweg 73 Fahrer-WM-Titel gewonnen – gefolgt von Yamaha und MV Agusta mit je 37 Titeln. Jaume Masia gewann 2023 in der Moto3 den letzten Titel für Honda. 2019 holte Marc Marquez den letzten MotoGP-WM-Titel für Honda. Danach geriet die Marke mit den Flügeln im Logo in der Königsklasse ins Hintertreffen.
Die beiden Werksfahrer Joan Mir und Luca Marini landeten 2024 auf den Gesamträngen 21 und 22 und nahmen damit von den Stammpiloten die letzten beiden Positionen ein. Die Ansprüche des größten Motorradherstellers der Welt, der in der Vergangenheit in der Motorrad-WM so viele Titel einfahren konnte, sind andere.
Mit großem Aufwand versucht Honda, die Lücke zu Ducati zu verkleinern. Ein wichtiger Faktor, um die RC213V wieder konkurrenzfähig zu machen, ist das neu formierte Testteam. Mit Aleix Espargaro hat Honda 2025 einen schnellen Fahrer von Aprilia geholt, LCR-Stammpilot Takaaki Nakagami wechselte in die Rolle des Testfahrers. Daneben steht der Deutsche Stefan Bradl den Japanern weiterhin zur Verfügung.
Die Bemühungen zeigen Wirkung – in den ersten sechs MotoGP-Events der Saison 2025 konnten die Honda-Piloten regelmäßig in die Top-10 fahren. Der Höhepunkt wurde beim Grand Prix in Le Mans am vergangenen Wochenende erreicht, den Johann Zarco sensationell gewinnen konnte. Es waren chaotische Bedingungen, welche die Voraussetzungen für einen Sieg begünstigten, die Leistung des 34-jährigen Zarco war dennoch beeindruckend. Es war der erste Grand-Prix-Sieg in der MotoGP seit dem US-GP 2023, als Alex Rins – ebenfalls in den LCR-Farben – in Austin gewinnen konnte. In der Konstrukteurs-Wertung 2025 liegt Honda derzeit auf Rang 2.
Aleix Espargaro wird beim MotoGP-Wochenende in Silverstone vom 23. bis 25. Mai zu seinem zweiten Wildcard-Einsatz für Honda kommen. Beim Spanien-GP in Jerez hatte der 35-Jährige sein Renndebüt auf der RC213V. Espargaro glaubt, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis Honda zu alter Stärke zurückfindet. «Ich glaube das zu 100 Prozent. Honda ist die größte Kraft in diesem Sport. Sie haben ein sehr klares Ziel: wieder Rennen zu gewinnen. Es gibt keine halben Sachen, das Testteam, das sie zusammengestellt haben, ist sehr stark, mit einem sehr hohen Niveau und ohne Rücksicht auf die Kosten», meinte der Testfahrer gegenüber der spanischen Zeitung Marca. «Es läuft alles auf eine Sache hinaus: Zeit. Wir brauchen Zeit, wir müssen das Projekt aufbauen, aber ich denke, vom letzten Jahr bis zu diesem Jahr haben sie einen Schritt nach vorne gemacht, und sie werden das auch weiterhin tun. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Honda in relativ naher Zukunft wieder regelmäßig Rennen gewinnen wird.»
Im Jahr 2027 treten die neuen MotoGP-Regeln in Kraft: 850 statt 1000 ccm Hubraum, reduzierte Leistung, geringerer Spritverbrauch, keine höhenverstellbaren Fahrwerke und deutlich weniger Freiheiten bei der aerodynamischen Entwicklung. Espargaro glaubt, dass dies das Jahr sein könnte, in dem Honda an die Spitze zurückkehrt. «Wenn sie in der Lage sind, das ganze Material, das wir haben, richtig zu organisieren und es schaffen, mehr Leistung im 2026-Motor zu finden, dann denke ich, dass 2026 ein Jahr sein könnte, in dem wir um die ersten fünf Plätze in der Weltmeisterschaft kämpfen können. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass das Motorrad 2027 ein Prototyp sein wird, der um den Titel kämpft», ist sich der Spanier sicher.
Bis 2027 die neuen Regeln in Kraft treten, hat Honda noch viele Möglichkeiten, ein siegfähiges Paket zu schnüren. Der japanische Hersteller ist neben Yamaha im Konzessionsrang D und hat somit größere Entwicklungsfreiheiten als Ducati, Aprilia und KTM.
Mit seinen Aussagen macht Aleix Espargaro zudem seinem Kumpel Jorge Martin den Wechsel zu Honda schmackhaft. Wie SPEEDWEEK.com berichtete, möchte HRC den Weltmeister mit überdimensionalen Geldmitteln und Ressourcen locken – die Aussicht auf einen weiteren WM-Titel inklusive.
WM-Stand nach 12 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 171 Punkte. 2. A. Marquez 149. 3. Bagnaia 120. 4. Morbidelli 85. 5. Di Giannantonio 74. 6. Zarco 72. 7. Quartararo 56. 8. Aldeguer 48. 9. Acosta 46. 10. Ogura 43. 11. Viñales 40. 12. Bezzecchi 38. 13. Marini 37. 14. Binder 32. 15. Bastianini 31. 16. Rins 23. 17. Miller 19. 18. R. Fernandez 15. 19. Mir 12. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 217 Punkte. 2. Honda 85. 3. KTM 76 4. Yamaha 72. 5. Aprilia 62.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 291 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 197. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 159. 4. Monster Energy Yamaha 79. 5. Red Bull KTM Factory Racing 78. 6. LCR Honda 72. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 71. 8. Trackhouse MotoGP Team 58. 9. Honda HRC Castrol Team 49. 10. Aprilia Racing 46. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 24.