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Großes Strecken-Jubiläum: 100 Jahre Solitude-Rennen

Von Thorsten Horn
Einst wurde auf der «Solitude» vor den Toren Stuttgarts Rennsport-Geschichte geschrieben. Am 16. und 17. Mai 1925, also vor 100 Jahren, gab es hier das erste Rundstreckenrennen. SPEEDWEEK.com blickt auf die Meilensteine.

Im 20. Jahrhundert gab es in Deutschland eine Vielzahl an Rennstrecken. Manche waren von größerer und manche von weniger Bedeutung und einige sind ziemlich in Vergessenheit geraten. Die «Solitude» vor den Toren Stuttgarts ist allerdings eine, die an den ganz großen Rädern der Geschichte mitgedreht hat.

Auf Grund der räumlichen Nähe zu Mercedes und Porsche sollte man meinen, dass der Automobilrennsport in Stuttgart zu favorisieren gewesen sei, doch waren es die Zwei- bzw. Dreiräder, die in der Gunst der Veranstalter und somit auch der Zuschauer ganz oben standen.

Die ersten motorsportlichen Aktivitäten reichen bis ins Jahr 1903 zurück. Damals wurden Bergrennen von Stuttgarts Zentrum hinauf in Richtung Leonberg bis zum Schloss Solitude ausgetragen. Ab 1907 wurde das Solitude-Bergrennen jedoch vom württembergischen Innenministerium untersagt.

Als 1922 die Veranstaltung wieder auflebte, kamen rund 50.000 Zuschauer, nur ein Jahr später waren es schon über 200.000. Dabei siegten Toni Bauhofer auf einer 5-Zylinder Megola mit 750 ccm Hubraum bei den Motorrädern sowie Otto Salzer im Mercedes-Grand-Prix-Rennwagen.

Als im Oktober 1924 die «Solitude-Rennen GmbH» mit freundlicher Unterstützung der Robert Bosch AG und der Stuttgarter Straßenbahnen AG gegründet wurde, hatte diese nur ein Ziel und das hieß Rundstrecken-Rennen. In der Folgezeit wurde ein 22,3 Kilometer langer Rundkurs mit 28 Kurven hergerichtet, der am 16. und 17. Mai 1925 seine Feuertaufe erlebte.

180 Motorrad- und 114 Wagen-Fahrer waren zu diesem geschichtsträchtigen Rennen erschienen, die über 150.000 Zuschauer anlockten. Während die Motorräder je nach Hubraum in Klassen eingeteilt wurden, kategorisierte man bei den Automobilen in Touren-, Sport- und Rennwagen.

In den Jahren 1932, 1933 und 1934 gab es keine Rennen, doch ab 1935 ging es auf einer auf 11,7 km verkürzten Strecke weiter. Diese sollte für viele Jahre Bestand haben.

Beim Solitude-Comeback im Juli 1935 trugen sich in den Motorrad-Soloklassen Arthur Geiss (DKW, bis 250 ccm), Werner Mellmann (NSU, 350 ccm) und Oskar Steinbach (NSU, 500 ccm) in die Siegerlisten ein. Bei den Seitenwagen bis 600 bzw. 1000 ccm gelang dies Hans Kahrmann/Hans Eder und Karl Braun/Erwin Badsching.

Die Fahrbahnbeschaffenheit war damals nicht unüblich, doch als der deutsche Motorradsport-Verband ONS (Oberste Nationale Sportkommission) schon 1937 keine Genehmigung erteilte, folgte die nächste Pause. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges tat für die Rennstrecke (und nahezu alles andere Schöne im Leben) sein Übriges, sodass man bis 1949 warten musste, um an der Solitude-Rennstrecke wieder derartige Aktivitäten erleben zu können. Rund 300.000 Zuschauer waren bei einem vorerst nur nationalen Rennen ein eindeutiger Beweis, wie sehr sich die Bevölkerung Motorsport wünschte.

Ebenso ermutigte diese Zahl den Veranstalter, nach Höherem zu streben. So gab es ab 1951 wieder internationale Wettkämpfe und 1952 kletterte man auf den neuen Olymp in Sachen Motorrad-Rennsport.

Von der 1949 vom Motorrad-Weltverband FIM eingeführten Motorrad-Weltmeisterschaft waren deutsche Rennfahrer zunächst ausgeschlossen, ab 1952 jedoch «begnadigt». Das rief auch die Veranstalter des Solitude-Rennens auf den Plan, die umgehend einen Lauf zur noch jungen Motorrad-Weltmeisterschaft anmeldeten und sich über einen positiven Bescheid für das Wochenende vom 18. bis 20. Juli freuen durften.

Diesmal machten rund 400.000 Zuschauer der Soltude ihre Aufwartung und sahen die vielumjubelten Heimsiege von Werner Haas aus NSU und Rudi Felgenheier auf DKW in den Klassen bis 125 bzw. 250 ccm. Bei den 350ern und den 500ern siegte jeweils der Ire Reginald «Reg» Armstrong auf Norton und bei den Seitenwagen die Briten Cyril Smith/Bob Clements, ebenfalls auf einer Norton.

1953 wanderte der Große Preis von Deutschland für Motorräder wegen eines erneut beanstandeten Fahrbahnbelags für ein Jahr zum Schottenring im hessischen Vogelsbergkreis, der letztlich aus genau diesem Kritikpunkt in den beiden großen Hubraumklassen komplett bestreikt wurde. Somit kehrte die Weltelite 1954 ins Ländle zurück.

Ab 1955 kam es zu einer unregelmäßigen Rotation der deutschen WM-Runde mit dem Nürburgring und Hockenheim, bei der die Solitude 1956, 1960, 1962 und leider letztmals 1964 an der Reihe war.

Als letzte Sieger eines WM-Laufes auf der Solitude ließen sich vom 17. bis 19. Juli 1964 der Ire Ralph Bryans (Honda, 50 ccm), der Rhodesier Jim Redman (Honda, 125 ccm und 350 ccm), die Briten Phil Read (Yamaha, 250 ccm) und Mike Hailwood (MV Agusta, 500ccm) sowie das schweizerisch-britische Duo Fritz Scheidegger/John Robinson (BMW, Seitenwagen) feiern.

Da die Kosten für das alljährliche Herrichten der Strecke zu hoch und Fördermittel und öffentliche Gelder nicht mehr bewilligt wurden, bewarb man sich danach nicht mehr um einen WM-Lauf. Bei einem weiteren, wenngleich international besetzten, aber nicht zur WM zählenden Rennen 1965, senkte sich die letzte Zielflagge an der Solitude zum letzten Mal. Heutzutage gibt es hier zumindest wieder schöne Klassik-Veranstaltungen.

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