Toprak in der MotoGP: Rea kennt die Bedenken

Aragon 2024: Spanier triumphierten, Bagnaia am Boden

Von Thomas Kuttruf
Aus Sicht des spanischen MotoGP-Fan-Bollwerks hätte der Grand Prix in Aragon keinen besseren Ausgang nehmen können. Während Marc Marquez sein großes Comeback genoss, hatte Jorge Martin einen Schritt zum Titel gesetzt.

Nicht erst der letzte Akt des Aragon-GP hatte die Unterstützer der heimischen GP-Piloten in größte Begeisterung versetzt. Gefeiert wurde im Motorland mit Beginn der ersten Ausfahrt. Marc Marquez hatte im ersten freien Training die beste Zeit auf eine teilweise neu asphaltierten Piste gedrückt. Dahinter: Jorge Martin und Pedro Acosta. Ein Bild, das während des gesamten Wochenendes nicht an Kraft verlieren sollte.

Weiter ging es in die Qualifikation. Wieder war es der Gresini-Pilot mit der Startnummer 93, der den Untergrund am besten bearbeitet. Startplatz 1 ging an Marc Marquez. Nach Jerez war es bereits die zweite Pole-Position für Spaniens Motorrad-Ikone, doch ein Sieg war Marc Marquez nach seinem Karriere-Neustart mit Ducati bis hierher noch nicht gelungen. Was auch deshalb bemerkenswert war, weil der Aragon-GP 2024 als zwölfte MotoGP-Station nach der Sommerpause in den Kalender getackert wurde.

Wie außergewöhnlich die Bedingungen auf der renovierten Piste nach einem Jahr MotoGP-Pause waren, zeigte auch der Zeitabstand: Marquez hatte dem zweitplatzierten Pedro Acosta fast eine Sekunde gegeben. Platz 3 war an Weltmeister Pecco Bagnaia gegangen.

Im Samstags-Sprint griff der Italiener dann aber zum falschen Gummi. Bagnaia stocherte über die kurze Distanz im Mittelfeld umher und büßte am Zielstrich als Neunter wertvolle Zähler auf Markenkollege Jorge Martin ein. Der hatte alles richtig gemacht, sich hinter Marc Marquez in Stellung gebracht und Pedro Acosta auf Abstand gehalten. Platz 2 für den Martinator, ein Rennen mit Symbolcharakter für den weiteren Ausgang der Saison. Doch im Hier und Jetzt in Aragon feierten am letzten Augusttag 2024 alle den ersten Ducati-MotoGP-Sieg von Marc Marquez. Bruder Alex, der am Sonntag zur Schlüsselfigur werden sollte, erreichte als zweiter Gresini-Vertreter das Ziel als Vierter vor Miguel Oliveira als bestem Aprilia-Piloten.

Am Sonntag gelang den MotoGP-Dramaturgen eine weitere Steigerung. Der Aragon-GP verdiente sich mit multipler Action einen Ehrenplatz im 2024er-Geschichtsbuch. Wieder bestiegen drei Spanier das Podest. Für Marc Marquez war es das erste Doppel und der erste Ducati-Sieg in einem GP. Jorge Martin gelang es, die Fahrt vom Samstag zu kopieren. Wesentlicher Unterschied: Bei doppelter Distanz hatte sich auch der Rückstand auf Marc Marquez verzweifacht. Ausgelassen feierte auch die dritte Fraktion, der Acosta-Fanblock. Mit seinem fünften Podestplatz hatte der Youngster den heimischen Fans ein großes Geschenk überbracht. Markenkollege Brad Binder lieferte als Vierten den Beweis, dass die RC16 über die volle Distanz konkurrenzfähig ist.

Die Fahrt des Red Bull-KTM-Werksfahrers war dennoch im Trubel untergegangen. In dem Moment, als sich Alex Márquez und Pecco Bagnaia in Runde 17 in die Quere kamen, zerbröselte die Chance des Weltmeisters auf Schadensbegrenzung. Die kontroverse Aktion in der Kurve 13 sorgte für tagelangen Gesprächsstoff. War Bagnaia zu ungeduldig? War Alex Marquez rücksichtslos? Sicher ist nur: Den größeren Schaden trug der Italiener davon.

Während Bagnaia in Aragon genau einen Weltmeisterschaftspunkt bekam, landete Jorge Martin bei 29. Die WM-Führung war wieder in spanischer Hand – und blieb bis zum Finale beim Pramac-Piloten.

Eine WM-Vorentscheidung wird es 2025 nicht geben. Garantiert ist auch, dass sich das Podium des Vorjahres wiederholt – Jorge Martin muss die Läufe am TV-Bildschirm verfolgen. Auch die Rolle des Belags wird weniger tragend ausfallen als vor neun Monaten. Der Tabellenstand und die Bilanz von sieben Siegen im Motorland Aragon weisen Marc Márquez auf dem Papier als klaren Favoriten des Wochenendes aus. Doch der bisherige Saisonverlauf warnt vor schnellen Wetteinsätzen.

Während die zuletzt erfolgreichen Außenseiter Marco Bezzecchi und Johann Zarco in Aragon noch keine MotoGP-Siege vorweisen, stehen am kommenden Wochenende mit Bagnaia, Rins und Bastianini drei weitere Motorland-Experten in der Startaufstellung. Erfolgreichster Hersteller auf beeindruckenden Rennstrecken ist Honda. Doch der letzte Sieg durch Marc Marquez ist bereits sechs Jahre her. Verblasst sind die Erfolge von Yamaha auf der knapp 5,1 km langen Piste – Jorge Lorenzo Lorenzo jubelte zuletzt vor 10 Jahren.

Noch ausständig in der Provinz Aragon sind Siege in der Topliga von KTM und Aprilia. Während Silverstone-Held Marco Bezzecchi in Aragon noch nie ein Spitzenergebnis ins Ziel brachte, gewannen aber schon alle vier RC16-Piloten. Binder, Acosta und Vinales in der Moto2 – Enea Bastianini triumphierte 2022 auf der Gresini-Ducati.

Auch in den kleineren Hubraumklassen ist Hochspannung angesagt. Nach dem Sturz von Manuel Gonzalez in Silverstone ist die WM-Führung des Intact-GP-Piloten auf Aron Canet auf nur drei Punkte zusammengefallen. Die Zwei wei Spanier stehen auf heimischem Boden vor einem WM-Neustart. Dahinter Jake Dixon, der 2024 im Motorland siegte.

In der Moto3-WM lässt sich dagegen ein klarer Favorit ausmachen. Jose Antonio Rueda, der zuletzt auf der Ajo-KTM vom letzten auf den ersten Platz donnerte und die WM mit 54 Zählern Vorsprung haushoch anführt, gewann auch 2024 in Aragon.

WM-Stand nach 14 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 196 Punkte. 2. A. Marquez 172. 3. Bagnaia 124. 4. Morbidelli 98. 5. Zarco 97. 6. Di Giannantonio 88. 7. Bezzecchi 69. 8. Quartararo 59. 9. Acosta 58. 10. Aldeguer 56. 11. Vinales 45. 12. Ogura 43. 13. Marini 38. 14. Binder 34. 15. Bastianini 31. 16. Miller 29. 17. Rins 26. 18. Fernandez 19. 19. Mir 18. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 245 Punkte. 2. Honda 110. 3. Aprilia 93 4. KTM 88. 5. Yamaha 84.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 320 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 228. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 186. 4. LCR Honda 97. 5. Red Bull KTM Factory Racing 92. 6. Monster Energy Yamaha 85. 7. Aprilia Racing 77. 8. Red Bull KTM Tech3 Racing 76. 9. Trackhouse MotoGP Team 62. 10. Honda HRC Castrol Team 56. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 34.

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