MotoGP: Bruch oder Neustart für Jorge Martin?

Davide Brivio zum Gonzalez-Test: «Nur ein Geschenk»

Von Thomas Kuttruf
Moto2-Pilot und WM-Spitzenreiter Manuel Gonzalez verließ das MotorLand Aragon einen Tag später als geplant. Der Spanier kam zu seinem ersten MotoGP-Test bei Trackhouse und mit Aprilia. Davide Brivio war zufrieden.

Es war eine Idee, die spontan umgesetzt werden musste. Erst einen Tag vor dem MotoGP-Event im MotorLand Aragon stand fest, dass Trackhouse-Rookie Ai Ogura Runde 8 der MotoGP noch einmal aussetzen wird. Ogura folgte dem Rat der Ärzte und entschied sich für eine Schonung des operierten Schienbeins – in Mugello wird der Japaner dann für sein Team auf die Strecke gehen.

Damit war auch klar, dass die Maschine mit der Nummer 79 auch beim anstehenden Montags-Test ohne Bestimmung war. Um das zu ändern, holte sich Teamchef Davide Brivio die Zustimmung von Teambesitzer Justin Marks in den USA und lud zwei vielversprechende Moto2-Piloten zu einem «unverbindlichen» Proberitt bei Trackhouse Racing ein.

Angesprochen wurden der Brasilianer Diogo Moreira und Tabellenführer Manuel Gonzalez. Moreira, der am Sonntag seinen ersten Moto2-Sieg um 0,003 Sekunden verpasst hatte, entschied sich gegen einen Test. Gonzalez hingegen ließ die Chance nicht entgehen und verbrachte so exklusiv einen ganzen Tag mit der internationalen Trackhouse-Mannschaft.

Der Intact-GP-Pilot nutzte die Chance und gab tapfer Gas. Mit 26 Runden am Vormittag und beeindruckenden 61 Umläufen am Nachmittag zählte der Pilot aus Madrid zu den fleißigsten Testern.

Trotz eines zum Glück nicht schweren Abflugs in Kurve 2 zeigte sich der Initiator der Testaktion sehr zufrieden, wirkte aber zugleich nicht sonderlich überrascht über die sehr solide Leistung des Moto2-Piloten. Im Gespräch mit motogp.com sagte der Italiener: «Es war wirklich sehr schön, die positive Aufregung des jungen Piloten zu sehen. Manuel hat sich sehr gut eingefunden und er kam, ehrlich gesagt, doch etwas schneller auf ein Speed, als wir erwartet hatten. Sein Verständnis war sehr gut. Er hat während des Tests bereits angefangen, diverse Mappings während der Session zu nutzen. Auch mit der Höhenverstellung am Heck hat er gearbeitet. »

Brivio weiter: «Piloten wie Manuel sind bereits sehr gut. Wir haben es zuletzt bei uns gesehen mit Ai – oder gesehen bei Piloten wie Fermin. Sie steigen auf und alle haben Fähigkeit, schnell Motorrad zu fahren.»

Das dennoch komplexe Lernfeld fasste Brivio in drei Bereichen zusammen: «Dennoch ist es eine große Veränderung, ein MotoGP-Bike zu fahren. Es geht um immense Power und damit auch um die körperliche Arbeit, dann gibt es komplett andere Reifen und die Arbeit mit den Karbonbremsen. Dadurch muss man sich durcharbeiten, auch als Team. Wir haben diesen Prozess erst vor einigen Monaten mit Ai gestartet. Es ist auch für uns etwas Besonderes und ein großes Vergnügen, mit Einsteigern zu arbeiten und ihnen das richtige Gefühl zu geben, was es heißt, ein MotoGP-Bike zu testen.»

Zum Motiv der Testfahrt gab sich Davide Brivio neutral in Bezug auf Perspektiven in der Zukunft: «Aus unserer Sicht war es ein Geschenk, eine Belohnung für Manuel. Er hat es sich als Moto2-Pilot verdient, diesen Test zu fahren. »Wir sind als Team glücklich und auch stolz, so ein Geschenk zu ermöglichen.»

Gleichzeitig stellte Routinier Brivio klar: «Fakt ist, wir suchen aktuell keinen Fahrer. Wir haben Ai und Raul bis Ende 2026 unter Vertrag, wir wollten das Motorrad einfach bestmöglich nutzen.»

Wahre Worte. Dennoch – auch diese Testaktion, die Gonzalez in Sachen Speed auf dem gleichen Niveau wie Dauer-Ersatzfahrer Savadori beendete, fand nicht ohne Hintergedanken statt. Davide Brivio ist lange genug im MotoGP-Geschäft. Als ehemaliger Förderer von Valentino Rossi ist Brivio mit allen GP-Wassern gewaschen und weiß, wie wichtig es ist, vor und nicht hinter der Welle zu sein, wenn es darum geht, ein enges Verhältnis mit den besten Piloten aufzubauen. Dazu kommt die schwer angespannte personelle Situation bei Aprilia.

Trackhouse leistete mit dem Test für Manuel Gonzalez vor allem auch Vorarbeit für das Aprilia-Werk, auf das in naher Zukunft in der verfahrenen Situation mit Jorge Martin weitere Entscheidungen zukommen.

Ergebnisse MotoGP-Test Aragon (9. Juni):

1. Maverick Viñales (E), KTM, 1:45,694 min
2. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,006 sec
3. Marc Márquez (E), Ducati, +0,055
4. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +0,264
5. Pedro Acosta (E), KTM, +0,335
6. Franco Morbidelli (I), Ducati, +0,402
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,519
8. Alex Márquez (E), Ducati, +0,579
9. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,697
10. Joan Mir (E), Honda, +0,725
11. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati , +0,818
12. Raúl Fernández (E), Aprilia, +0,903
13. Brad Binder (ZA), KTM, +0,951
14. Jack Miller (AUS), Yamaha, +0,967
15. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +0,986
16. Enea Bastianini (I), KTM, +1,317
17. Johann Zarco (F), Honda, +1,323
18. Alex Rins (E), Yamaha, +1,672
19. Pol Espargaro (E), KTM, +1,873
20. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +2,086
21. Manuel Gonzalez (E), Aprilia, +2,138
22. Somkiat Chantra (T), Honda, +2,259

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