Aprilia-Rennchef Rivola über Martin: Dann vor Gericht

Aprilia-Rennchef Massimo Rivola (li.) mit Weltmeister Jorge Martin
Die Situation zwischen MotoGP-Champion Jorge Martin und Aprilia könnte kaum festgefahrener sein. Am Samstag gab der Manager des Spaniers, Albert Valera, dem MotoGP-Kommentatoren-Team von Promoter Dorna ein Live-Interview, in welchem er wie zuvor auf SPEEDWEEK.com bekräftigte, dass sein Fahrer für die Saison 2026 frei und für Angebote anderer Hersteller offen sei. Möglich wird dies laut Valera durch eine Vertragsklausel.
Am 29. Mai hatte sich Martin an die Öffentlichkeit gewandt und mitgeteilt:
«Bei der Vertragsunterzeichnung habe ich mit Aprilia vereinbart, dass ich mir das Recht vorbehalte, bis 2026 über meine Zukunft zu entscheiden, falls bestimmte Bedingungen nicht erfüllt werden. Dies war eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass ich das Vertragsangebot, das mir damals gemacht wurde, annehmen konnte. Angesichts der Situation, eine Entscheidung zu einem vertraglich festgelegten Zeitpunkt treffen zu müssen, habe ich beschlossen, von meinem Recht Gebrauch zu machen, mich für die Saison 2026 freistellen zu lassen.»
Erstaunlich: Sowohl das Management von Martin als auch Aprilia sind der festen Überzeugung im Recht zu sein, besagte Klausel im Vertrag lässt also offensichtlich Interpretationsspielraum.
Dorna-Geschäftsführer Carmelo Ezpeleta sagte in Assen gegenüber TV-Sender Sky Italia bezüglich des angedachten Wechsels von Jorge Martin zu einem anderen Hersteller: «Als Dorna, MSMA und IRTA werden wir die Teilnahme eines Fahrers an der Weltmeisterschaft nicht akzeptieren, der nicht durch eine Entscheidung des Richters oder eine Vereinbarung zwischen den Parteien frei ist. Jetzt sagt Aprilia, dass sie einen Vertrag mit Martin haben, während sein Manager Valera sagt, er sei frei. Damit wir das akzeptieren können, müssen sich die beiden Parteien entweder einigen oder ein Richter muss den Fall entscheiden.»
Aprilia-Rennchef Massimo Rivola fühlte sich durch die Äußerungen von Ezpeleta und Valera genötigt und stellte sich am Sonntag für fünf Minuten den Fragen der Medien.
«Wir hatten nicht geplant etwas zu sagen, dann hörten wir aber die Aussagen von Valera und Carmelo», hielt Rivola fest. «Unsere Position bleibt dieselbe, für uns steht der Fahrer bei uns unter Vertrag. Und wie Carmelo sagte: Solange der Fahrer nicht frei von Aprilia ist, kann er nirgends anders hin. Unsere Priorität ist, dass er seine Einstellung ändert. Wir haben ihn gewählt, damit er um die Weltmeisterschaft kämpfen kann. Ich glaube weiterhin, dass wir dieses Jahr in dieser Position sein könnten und hoffen, das auch nächstes Jahr zu sein. Marco (Bezzecchi) zeigt, dass das möglich ist, mit ihm (Jorge Martin) sollte das noch mehr der Fall sein. Wir werden alles unternehmen, was in unserer Macht liegt, um die Firma zu schützen. Nichts hat sich geändert – wir haben nur das Gefühl darüber reden zu müssen, weil der Fahrer etwas gesagt hat.»
Einen Fahrer halten zu wollen, der weg will, ist sinnlos. Das weiß auch Rivola. «Es gibt nur zwei Möglichkeiten», betonte der Italiener. «Wir setzen uns zusammen und kommen zu einer Übereinkunft. Oder wir treffen uns vor Gericht. Wir sind für beides bereit und werden alles Nötige unternehmen, um die Firma zu schützen. Priorität hat, den Fahrer zu behalten. Weshalb Valera denkt, dass die genannte Vertragsklausel greift, müsst ihr ihn fragen und nicht mich – ich habe eine gegensätzliche Meinung.»
«Was Carmelo gesagt hat, ist für mich klar», so Rivola abschließend. «Es gibt keinen Raum für andere Deals, solange dieser nicht beendet ist. Die Verträge geben die Hersteller vor, nicht die Fahrer. Wir müssen zusammen eine Lösung finden, sie können nicht einfach sagen, der Fahrer wäre frei. Das ist sicher keine komfortable Situation. Wir haben ihn aus guten Gründen gewählt und ich glaube, dass er uns aus Leistungsgründen gewählt hat. Wir zeigen, dass die Leistung stimmt. In der Vergangenheit sahen wir Fahrer, die unglücklich waren mit ihrer Firma, Schrägstrich ihrem Chef, die jahrelang um den WM-Titel gekämpft haben. Warten wir es ab.»