Ducati: Hintergründe zur Renaissance-Lackierung
Es war weit mehr als nur ein Grand Prix – es war ein Fest der italienischen Kultur, ein Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Kunst und Geschwindigkeit. Beim Italien-Grand-Prix 2025 in Mugello präsentierte Ducati eine Sonderlackierung der Desmosedici GP, die die Brücke schlug zwischen dem Genie der Renaissance und der modernen Ingenieurskunst – und Marc Marquez krönte diesen historischen Auftritt mit einer sportlichen Meisterleistung: Pole Position, Sprintsieg und Sieg im Hauptrennen.
Unter dem Titel «Italian excellence made of art and ingenuity» verband Ducati vier Symbole italienischer Exzellenz: die Marke selbst, den Rennkurs in Mugello, die Stadt Florenz – und die kulturelle Strahlkraft der Renaissance.
Die Lackierung entstand in einer einzigartigen Kollaboration zwischen dem renommierten Designer Aldo Drudi und dem Historiker Marcello Simonetta. Gemeinsam entwickelten sie ein visuelles Konzept, das sich auf zwei herausragende Persönlichkeiten der Renaissance stützt: Leonardo da Vinci, das Sinnbild für kreatives Genie, und Niccolò Machiavelli, der Meister strategischer Voraussicht.
Die Gestaltung der Desmosedici GP erzählte eine Geschichte – mit Linien, Farben und Symbolen. Auf den Verkleidungen prangten ein Löwe und ein Fuchs, zwei Tiere, die Machiavelli in seinem Werk Il Principe als Metaphern für Stärke und Klugheit beschrieb. «Du musst ein Fuchs sein, um die Fallen zu erkennen, und ein Löwe, um die Wölfe zu erschrecken», schrieb der Philosoph.
Diese Gegensätzlichkeit wird bei Ducati zur Einheit: Der Löwe symbolisiert die rohe Kraft der Maschine, der Fuchs die strategische Finesse der Piloten – insbesondere von Marc Márquez, der in Mugello beides meisterlich vereinte.
Die Basis der künstlerischen Inspiration bildete zudem Leonardo da Vincis Zeichnung des «Vecchio Condottiero» – eines alten Heerführers. Dessen Rüstung floss nicht nur in das Motorraddesign, sondern auch in die speziell gestalteten Lederkombis der Fahrer ein.
Die Lederkombis von Marquez und Teamkollege Francesco Bagnaia erinnerten in ihrer grafischen Struktur an Rüstungen aus der Sammlung des Stibbert Museums in Florenz – einem Ort, der im Konzept eine zentrale Rolle spielt.
Um dem Projekt Substanz zu verleihen, wurde bewusst die kulturelle Kulisse von Florenz in den Mittelpunkt gestellt. Die Präsentation der Sonderlackierung fand zwischen historischen Monumenten statt – darunter Piazza della Signoria, Palazzo Vecchio und eben das Stibbert Museum, das eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von Renaissance-Rüstungen beherbergt.
Die Botschaft war klar: Ducati ist nicht nur ein Ausdruck technischer Exzellenz, sondern auch Träger eines kulturellen Erbes, das im 21. Jahrhundert auf zwei Rädern weiterlebt.
Während Bagnaia am Rennwochenende hinter den Erwartungen blieb, avancierte Marquez zum wahren «modernen Heerführer» dieses Konzepts. Der achtfache Weltmeister ließ in Mugello keinen Zweifel an seiner Form: Er dominierte das Qualifying, entschied den Sprint nach einem Fauxpas beim Start für sich und setzte sich auch im Hauptrennen souverän gegen seine Gegner durch. Es war nicht nur ein sportlicher Erfolg, sondern ein dramaturgischer Höhepunkt in einer Inszenierung, die bis ins kleinste Detail durchdacht war.
«Diese Lackierung ist kein Gimmick, sondern ein Ausdruck unseres Selbstverständnisses», erklärte Claudio Domenicali, CEO von Ducati. «Für uns ist Schönheit kein Detail – sie ist Teil unserer DNA. Mit diesem Projekt wollten wir zeigen, dass Technik und Ästhetik nicht im Widerspruch stehen, sondern sich gegenseitig bereichern.»
Tatsächlich vereinte die Sonderlackierung auf beeindruckende Weise Technik, Kultur und Emotion. Sie ist kein nostalgischer Rückblick, sondern eine Renaissance im wörtlichen Sinne: eine Wiedergeburt des Geistes von Florenz – nicht auf Leinwand, sondern auf Asphalt.