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Jorge Martin mit Honda: Die Meinung von Stefan Bradl

Von Ivo Schützbach
Seit 2017 steht Stefan Bradl bei der Honda Racing Corporation unter Vertrag und kennt die Rennabteilung des japanischen Giganten wie kaum ein anderer. Für den Bayer ist klar, wie Honda mit dem Fall Jorge Martin umgeht.

Die Situation zwischen Aprilia und Weltmeister Jorge Martin ist verzwickt. Der Spanier und sein Manager Albert Valera berufen sich darauf, dass sie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt während der Saison 2025 die Möglichkeiten hatten eine Ausstiegsklausel geltend zu machen, sofern gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Konkret haben sie in den Vertrag eine Leistungsklausel einbauen lassen. Wie genau sie die Konkurrenzfähigkeit der Aprilia RS-GP darin definieren, dürfte der Kern des Streitpunkts sein.

Martin hat diesen Notausgang gewählt und seine Sicht der Dinge am 29. Mai in einem offenen Brief mitgeteilt.

Die Beurteilung der Sachlage durch Aprilia fällt gänzlich anders aus, das Werk aus Noale ist fest davon überzeugt, dass sämtliche Bedingungen erfüllt sind und Martin seinen Vertrag bis Ende 2026 zu erfüllen hat.

Egal wer Recht hat, Aprilia und Martin müssen sich über 2025 hinaus einigen, damit der 27-Jährige weiterhin Rennen fahren kann. Das hat Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta so formuliert. Kommt es zu keiner gütlichen Übereinkunft, muss ein Richter entscheiden.

Am 9. Juli kehrte Martin nach seiner mehrmonatigen Verletzungsodyssee in Misano auf die MotoGP-Maschine zurück und drehte mit der Aprilia über 60 Runden. Der nächste Renneinsatz des «Martinators» ist für den Brünn-GP (18.–20. Juli) geplant.

Aufmerksame Beobachter fragen sich, weshalb der Weltmeister von Aprilia nach dieser Saison wegwill, obwohl er bislang nur das GP-Wochenende in Katar für die Italiener bestritt. Marco Bezzecchi brauste in den Rennen in Assen zuletzt auf die Plätze 3 und 2 und liegt in der Gesamtwertung trotz durchwachsenem Saisonbeginn auf Position 6.

Die Antwort liegt auf der Hand: Es geht ums Geld.

Bei Aprilia hat Martin zwar das derzeit bessere Motorrad, die Japaner sind finanziell aber deutlich potenter.

Selbst Aprilia-Rennchef Massimo Rivola ist überzeugt, dass Martin von Honda ein verlockendes Angebot hat – die Rede ist von über 10 Millionen Euro pro Saison.

Das Honda-Werksteam ist seit längerem verzweifelt auf der Suche nach einem Spitzenfahrer, da sich weder Ex-Weltmeister Joan Mir noch Luca Marini als Heilsbringer erwiesen haben und mit der RC213V deutlich mehr straucheln als Routinier Johann Zarco, der mit fast 35 Jahren keine Zukunftshoffnung ist.

Niemand kann den technischen Level der Honda besser beurteilen als Testfahrer Stefan Bradl, der Zahlinger steht seit 2017 beim größten Motorradhersteller unter Vertrag. Er ist überzeugt davon, dass Honda mit einem Fahrer wie Martin einen Schritt nach vorne machen könnte. «Aber dass sie gleich um den WM-Titel fahren, glaube ich nicht», unterstrich der Moto2-Champion von 2011. «Dazu ist die Technik nach wie vor nicht auf dem Level, dass man Ducati dauerhaft Paroli bieten kann. Dass er mit seinem Können und seiner Bereitschaft die ein oder andere Zehntelsekunde mehr rausholen kann, das glaube ich schon. Aber dass er allein Honda wieder in die Spur bringt, das steht auf einem anderen Blatt Papier.»

Nach vielen Jahren der Zusammenarbeit versteht Bradl die japanische Denkweise sehr gut, zum Fall Martin hat er eine entsprechend klare Meinung.

«Grundsätzlich ist es so, dass Honda für nächstes Jahr einen Platz frei hat, weil der Vertrag von Luca Marini ausläuft», hielt der 35-Jährige im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Dann ist es für Honda sicherlich interessant, wenn ein Kandidat wie Jorge Martin verfügbar ist. Das hören sie sich logischerweise an. Honda ist ein loyaler Partner, der nicht wo eindringt, wo etwas existiert, wie es bei Martin und Aprilia der Fall ist. So lange das nicht zu 100 Prozent geklärt ist, wird Honda sicher nichts unternehmen, um den Kerl rauszukaufen. Ist Jorge Martin ein freier, verfügbarer Mann, dann wird Honda die Hausaufgaben gemacht haben und ihm etwas anbieten können. Dann ist er für Honda auf alle Fälle eine Möglichkeit, das ist zweifelsohne Fakt.»

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