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Sterlacchini (Aprilia): Mit Savadori Wunder geschafft

Von Thomas Kuttruf
Am Sachsenring vertritt Aprilia-Testfahrer Lorenzo Savadori zum vorerst letzten Mal MotoGP-Champion Jorge Martin. Technik-Chef Fabiano Sterlacchini unterstreicht die außergewöhnlichen Verdienste von «Sava».

Der Italiener Fabiano Sterlacchini war noch nicht lange bei Aprilia im Amt als Nachfolger des langjährigen Technik-Chefs Romano Albesiano, da wurde das mit großem Elan aufgestellte Traumteam durch das Verletzungsdrama um Jorge Martin wieder auseinandergerissen.

Als noch vor dem Saisonauftakt feststand, dass die Aprilia-Werksmannschaft auf unbestimmte Zeit ohne den vermeintlich besten der vier RS-GP-Piloten auskommen muss, packte Lorenzo Savadori erneut die Koffer und machte sich sofort wieder auf den Weg nach Asien. Der Testfahrer klinkte sich ab dem Vorsaison-Test in Thailand wieder in das Tagesgeschäft des Rennteams ein. Während der zweite Neuzugang Marco Bezzecchi wenig überraschend Zeit benötigte, um sich die MotoGP-Ducati abzugewöhnen und die Aprilia anzugewöhnen.

Savadori musste nun zwei Positionen zusammenführen. Viele negative Stimmen wurden laut, die das Aprilia-Projekt auch aus technischer Sicht bereits für gescheitert erklärten, als die Kampagne noch nicht an Fahrt aufgenommen hatte. Richtig dunkel wurde der Himmel, als Jorge Martín beim Katar-GP erneut von der Aprilia flog und zum Langzeitpatienten wurde.

Aprilia, mit nur einem Testfahrer in Form von Savadori ausgerüstet, schien auf verlorenem Posten. Unmöglich – so die verbreitete Annahme – könne der Tester beide Missionen bewältigen.

Drei Monate später ist die Realität eine andere. Fabio Sterlacchini, der die Fäden als oberster Entwickler der MotoGP-Aprilia zusammenhält, reflektierte den Einsatz Savadoris im Interview mit SPEEDWEEK.com.

«Die Leistung von ‹Sava› ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Er hat sich ja bereits in der Vergangenheit mehr als bewährt, aber in dieser schwierigen Phase hat er einen enormen Wert dargestellt. Sein Engagement ist gewaltig.»

Technik-Chef Sterlacchini weiter: «Von außen schien es als stünde mit der Rolle von Lorenzo als Ersatzfahrer für Jorge die Entwicklung still. Aber die Wahrheit ist: Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Weiterentwicklung des Bikes direkt ins Rennteam verlagert. Die Entwicklung stand nie still, sie ging noch direkter, auch weil wir extrem eng kommunizieren konnten.»

Sterlacchini, 2024 noch für KTM und davor lange Jahre bei Ducati beschäftigt, über die Anpassungsfähigkeit des Testers: «Wir haben in den letzten Monaten auch die Etappenziele angepasst. Zunächst ging es um den Speed des Bikes, später erst um die Konstanz über lange Distanzen. Das bedeutet, zunächst musste Lorenzo in ein Zeitfenster hineinfahren und auch sein Tempo steigern. Als wir in Thailand gestartet sind, haben ihm rund 2,1 sec auf die Bestzeit gefehlt, mit Blick auf die jeweils schnellste Rennrunde. Nun sind wir bei 0,7–0,8 sec angekommen. Sava hat sich dafür richtig gequält.»

Der oberste MotoGP-Techniker bei Aprilia abschließend: «Auch wir haben hart gearbeitet und das zusammen hat dazu geführt, dass beides – Lorenzo und das Bike – immer schneller wurde. Das Wichtigste: Marco ist den Weg mitgegangen und so konnten wir mit seinem Talent auch die Ergebnisse holen, die das widerspiegeln.»

Das aus den Fugen geratene Verhältnis zwischen Aprilia Racing und Weltmeister Jorge Martin lässt sich nicht schönreden. Eine Einigung mit Blick auf die weitere Zusammenarbeit ist noch nicht in Sicht. Nicht vorwerfen kann man Aprilia, dass Noale die Entwicklung des Bikes ohne die Nummer 1 einschlafen ließ. Platz 2 bei den Konstrukteuren zur Halbzeit, ein Sieg und vier weitere Top-5-Plätze der RS-GP beweisen eindrucksvoll das Gegenteil.

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