Sachsenring: Marc Marquez mit Rekordrunde überrumpelt
Noch während des freien MotoGP-Trainings am Freitagmorgen, das wenig überraschend Marc Marquez mit der Bestzeit abgeschlossen hatte, wurde es dunkel über dem Sachsenring. Doch das Wetter hielt – auch die zweite Sitzung der Königsklasse konnte auf einer Piste im Topzustand über die Bühne gehen.
Dank der Erfahrungswerte aus dem FP1 ging es schnell zur Sache. Wieder war es die Ducati mit Marc Márquez an Bord, die mit der ersten Richtmarke über den Zielstrich ging. Bereits in seiner dritten Runde auf der kürzesten Strecke des MotoGP-Kalenders war «MM93» eine halbe Sekunde schneller als im FP1. Mit Fabio Di Giannantonio und Pecco Bagnaia folgten die anderen GP25-Ducati im Feld.
Schlecht lief es gleich zum Beginn der wichtigen Session, die über den direkten Einzug der Top 10 ins zweite Qualifying entscheidet, für Marco Bezzecchi. Der Aprilia-Pilot warf sein Bike nach neun Minuten in der Zielkurve von der Bahn. Der Italiener blieb unversehrt, aber wichtige Zeit ging verloren.
Einen starken ersten Aufschlag dagegen schaffte Joan Mir auf der Werks-Honda. Mir verbesserte sich auf eine 1:20,360 min, Platz 4 nach dem ersten Kräftemessen. Direkt dahinter Alex Marquez, der sich trotz der in Assen verletzten linken Hand gut auf den Sachsenring eingeschossen hatte.
Es dauerte fast bis zur Halbzeit des einstündigen Zeittrainings, bis sich auch KTM mit Nachdruck einschaltete. Pedro Acosta spulte eine Reihe schneller Runden ab und schob sich als Dritter zwischen das führende Ducati-Trio.
Zum Halbzeit-Gong war Aprilia mit Marco Bezzecchi zurück und die schwarze RS-GP mit der #72 sprang sofort auf die sechste Stelle. Mit Fabio Quartararo (Yamaha) auf Rang 9 waren damit wie zuletzt regelmäßig alle fünf Hersteller in der MotoGP-Elite vertreten.
Einen Vorgeschmack auf das Finale um die Q2-Tickets gaben auch die Zeitunterschiede. Auf der einzigartigen Berg- und Talbahn im Erzgebirge reihten sich die ersten 17 Piloten in einem Zeitfenster von 0,9 sec.
An der Spitze gab es derweil keine Neuigkeiten. Marc Marquez spulte seine Runde konstant ab und hielt als einziger Pilot unter der 1:20er-Marke VR46-Ass Di Giannantonio und Red Bull-KTM-Pilot Acosta in Schach.
Vor der heißen Phase sah es vielversprechend für Honda aus. Denn auch Zarco, der im FP1 einen Crash produziert hatte, fand etliche Zehntel. Für den Routinier ging es noch vor Pecco Bagnaia auf Rang 4. Zwei Minuten später ging es um eine Position zurück, denn auch Viñales hatte auf der Tech3-KTM an Tempo zugelegt.
Marc Márquez, «Diggia», Acosta, Vinales, Zarco, Bagnaia, Mir, Bezzecchi, Alex Márquez, Morbidelli – so die Q2-Kandidaten mit 15 Minuten auf der Uhr. Gresini-Pilot Fermin hatte sich derweil selbst ein Problem geschaffen und die Ducati in Kurve 1 überbremst. Als die #54 im Dreck lag, tauchte auch Marc Márquez an gleicher Stelle im Kies auf. «MM93» hatte sich trotz gelber Flagge in Kurve 1 ebenfalls verbremst, war aber sitzengeblieben.
Dann rief KTM-Pilot Pedro Acosta die Herausforderung aus. Mit einer 1:19,712 min übernahm der Spanier die Spitze. Und Márquez nahm an – 1:19,461! Der WM-Spitzenreiter war zurück mit der Bestzeit.
Das Shootout blieb keine Zweier-Angelegenheit. Auch Fabio Di Giannantonio und Pramac-Pilot Jack Miller kamen auf Rang 2 und 3 weiter vor. Mit den Verbesserungen war Alex Marquez fünf Minuten vor Ende auf dem Schleudersitz.
Die letzten drei Minuten: Fabio Quartararo zeigte wie schon so oft seine überragenden Qualitäten auf eine Runde. Die Yamaha mit «El Diablo» schoss aus dem hinteren Feld bis auf Platz 2. Auch KTM-Pilot Brad Binder gelang spät eine Steigerung – Platz 10. Der Südafrikaner schubste Markenkollege Vinales aus dem Q2.
Dass auch Marc Márquez kein Abo auf Platz 1 hat, zeigte Bruder Alex Márquez. Der angeschlagene Marquez-Bruder verdrängte Marc von der Spitze, ein starkes Ausrufezeichen vom bandagierten WM-Verfolger.
Doch es ging noch schneller: Fabio Di Giannantonio gelang mit einer 1:19,071 eine Sensationsrunde, zugleich ein neuer Streckenrekord und Platz 1. Quartararo blieb Rang 4 vor Acosta, Morbidelli und Bezzecchi. Auch Miller und Bagnaia zogen sicher ins Q2 ein.
Mit einem großen Crash endete das Zeittraining für LCR-Ass Zarco. Der Franzose kam glimpflich davon, fiel aber auf Rang 12 zurück. Damit ist vorerst keine Honda im Q2. Luca Marini landete bei seinem Comeback an 18. Stelle.
Ergebnisse MotoGP Sachsenring, Zeittraining (11. Juli):
1. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, 1:19,071 min
2. Alex Marquez (E), Ducati, +0,337 sec
3. Marc Marquez (E), Ducati, +0,390
4. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,453
5. Pedro Acosta (E), KTM, +0,489
6. Franco Morbidelli (I), Ducati, +0,521
7. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,524
8. Jack Miller (AUS), Yamaha, +0,566
9. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,627
10. Brad Binder (ZA), KTM, +0,662
11. Maverick Vinales (E), KTM, +0,709
12. Johann Zarco (F), Honda, +0,893
13. Ai Ogura (J), Aprilia, +0,933
14. Raul Fernandez (E), Aprilia, +0,934
15. Joan Mir (E), Honda, +1,028
16. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +1,120
17. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +1,131
18. Luca Marini (I), Honda, +1,238
19. Alex Rins (E), Yamaha, +1,597
20. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +1,651