Quartararo (3.) Die Gründe für Yamahas Regen-Stärke
Lediglich 4,4 Sekunden fehlten Yamaha-Werkspilot Fabio Quartararo beim MotoGP-Sprintrennen auf dem Sachsenring zu Sieger Marc Marquez (Ducati). Mit Platz 3 stellte Quartararo ein überraschend gutes Ergebnis sicher, denn im Nassen hatte der Franzose bisher immer seine Probleme. Und auch die Yamaha M1 hatte zuletzt nicht den Ruf, ein gutes Regen-Bike zu sein. Doch warum lief es am Samstagnachmittag plötzlich so gut?
«Wenn der Kurs einen gewissen Grip hat, dann können wir schnell sein. Doch wenn die Strecke keine gute Haftung hat, dann sind wir komplett geliefert», erklärte Quartararo in seiner Medienrunde. «Diese Strecke hat ziemlich viel Grip. Aber uns fehlt dennoch etwas.»
In der Schlussphase verteidigte Quartararo das Top-3-Ergebnis erfolgreich gegen Fabio Di Giannantonio. Über den dritten Platz freute sich der Ex-Champion und wirkte erleichtert: «Es lief deutlich besser als erwartet. Uns war klar, dass die ersten Runden sehr wichtig sind. Ich wusste, dass ich von Beginn an pushen kann.»
«Ich erwartete aber, dass der Reifen viel stärker abbaut. Er ließ nach, doch ich versuchte, sehr sanft mit dem Gas umzugehen, um möglichst konstant meine Rundenzeiten zu fahren», schilderte Quartararo, der wie seine Kollegen einige heikle Szenen erlebte.
«Die Kurven 6 und 7 waren für mich sehr kritisch, weil man ewig lange auf der linken Reifenflanke fährt und der Reifen dadurch sehr heiß wird. Es gab zwei oder drei Momente, in denen ich beinahe vom Motorrad geflogen wäre, obwohl ich nicht richtig attackierte. In unserem Fall reichen 10 Prozent Gas, um Schlupf zu erzeugen und somit einen Sturz zu gefährden. Es ist super kritisch», beschrieb Quartararo nach dem 15 Runden langen Sprint auf nasser Strecke.
Marc Marquez ging als großer Favorit ins Rennen, musste für den Sieg im Sprint aber hart kämpfen. Ein Fehler in der ersten Kurve warf den Spanier zurück. Die Aufholjagd sorgte für gute Unterhaltung. Erst kurz vor Rennende setzte sich Marquez gegen Aprilia-Pilot Marco Bezzecchi durch. Was macht Marquez besser als seine Gegner?
«Ich sah Marc für eine oder zwei Runden. Dann war er weg», so Quartararo. «Sein Turning in voller Schräglage und die Art und Weise, wie er das Motorrad aufrichtet und dadurch viel weniger Schlupf hat als wir, verdeutlicht, dass er einen komplett anderen Fahrstil verwendet. Mein Fahrstil erinnert eher an den aus der Moto3.»
«Wir nutzen nicht diesen Stil, den Dani Pedrosa hatte, bei dem das Motorrad sehr zeitig aufgerichtet wird. Das gelingt uns einfach nicht. Und in diesem Bereich machen sie den Unterschied aus. In voller Schräglage haben sie so viel mehr Grip als wir. Dadurch überhitzen sie den Reifen nicht so stark. Von Runde für Runde wird es mit unserem Motorrad schwieriger», analysierte Quartararo die Unterschiede zwischen der Ducati und der Yamaha.
Seinen aktuellen Yamaha-Fahrstil wird sich Quartararo in Zukunft aber abgewöhnen müssen, wenn das neue V4-Bike debütiert. «Ich hoffe, dass ich meinen Fahrstil umstellen kann», schaut er gespannt auf die Zukunft mit der neuen Yamaha, die aktuell von den Testpiloten erprobt wird.
Am Sonntag werden die MotoGP-Piloten voraussichtlich trockene Bedingungen vorfinden. Ob Yamaha dann so stark ist wie im Nassen, lässt sich laut Quartararo noch nicht abschätzen. «Ich erwartete wirklich nicht, im Regen so schnell zu sein. Morgen werde ich auch mein Bestes geben. Wenn erneut ein dritter Platz herausspringt, dann wäre das toll. Es könnte aber auch Platz 5 oder 10 werden, ich weiß es nicht. Ich will wie heute mein Maximum geben», erklärte der Ex-Weltmeister.
Ergebnisse MotoGP Sachsenring, Sprint (12. Juli):
1. Marc Marquez (E), Ducati, 15 Runden in 22:25,747 min
2. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,938 sec
3. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +4,361
4. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +4,683
5. Jack Miller (AUS), Yamaha, +9,405
6. Brad Binder (ZA), KTM, +11,720
7. Johann Zarco (F), Honda, +12,090
8. Alex Marquez (E), Ducati, +12.347
9. Pedro Acosta (E), KTM, +17,236
10. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +18,728
11. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,486
12. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +20,339
13. Raul Fernandez (E), Aprilia, +21,978
14. Joan Mir (E), Honda, +23,077
15. Alex Rins (E), Yamaha, +23,575
16. Luca Marini (I), Honda, +29,220
17. Ai Ogura (J), Aprilia, +31,433
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +50,698
– Franco Morbidelli (I), Ducati, 13 Runden zurück
WM-Stand nach 21 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 319 Punkte. 2. A. Marquez 241. 3. Bagnaia 181. 4. Di Giannantonio 142. 5. Morbidelli 139. 6. Bezzecchi 130. 7. Zarco 104. 8. Acosta 99. 9. Aldeguer 81. 10. Quartararo 74. 11. Vinales 69. 12. Binder 51. 13. Ogura 49. 14. Fernandez 44. 15. Bastianini 42. 16. Miller 38. 17. Marini 38. 18. Rins 35. 19. Mir 32. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 6. 23. Oliveira 6. 24. Chantra 1. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 368 Punkte. 2. Aprilia 154. 3. KTM 141. 4. Honda 131. 5. Yamaha 105.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 500 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 322. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 281. 4. Red Bull KTM Factory Racing 150. 5. Aprilia Racing 138. 6. Red Bull KTM Tech3 Racing 111. 7. Monster Energy Yamaha 109. 8. LCR Honda 105. 9. Trackhouse MotoGP Team 93. 10. Honda HRC Castrol Team 70. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 47.