Tiefpunkt für Bezzecchi: Als ihn Zarco überrundete

Marco Bezzecchi spricht im exklusiven Interview von SPEEDWEEK.com über seinen schlimmsten und besten Moment 2025
Marco Bezzecchi hält in der MotoGP für Aprilia die Fahnen hoch. Der WM-Dritte von 2023 fühlt sich beim Hersteller aus Noale sehr gut aufgehoben, auch die Umstellung von der Ducati Desmosedici auf die Aprilia RS-GP fiel ihm leicht. In seinem ersten Grand Prix mit dem schwarzen Bike in Thailand fuhr «Bez» auf Rang 6, danach erzielte er in Argentinien, den USA und Katar einige weitere Top-10-Ergebnisse.
In Jerez und Le Mans erlebte der Italiener bislang seine schwächsten Rennwochenenden – beide Sonntagsrennen beendete er auf Platz 14. Zwei Wochen nach dem Frankreich-GP gelang ihm in Silverstone der Befreiungsschlag und der erste Grand-Prix-Sieg mit Aprilia. Der Große Preis von Großbritannien war für Bezzecchi der Startschuss für eine beeindruckende Serie: Bei den letzten sechs GP-Wochenenden landete er in zwölf Rennen achtmal in den Top-5, in Assen und Brünn wurde er im Grand Prix jeweils Zweiter. In der Gesamtwertung liegt Bezzecchi zur Sommerpause mit 156 Punkten auf Rang 4.
Keine Frage, was 2025 bislang sein persönliches Saison-Highlight war: «Meinen besten Moment hatte ich bestimmt in Silverstone. Wieder zu gewinnen, war für mich fantastisch. Es war für mich und auch das gesamte Team sehr emotional – es war für uns ein glanzvoller Moment», blickte der 26-Jährige im exklusiven Gespräch mit SPEEDWEEK.com zurück. «Der Sieg kam zur richtigen Zeit. Ich hatte seit 2024 zu kämpfen, für mich war der Sieg eine großartige Genugtuung.»
Auch keine Überraschung ist, wo er in diesem Jahr seinen Tiefpunkt erlebte: «Das Schlimmste bis jetzt war Le Mans. Ich war dort in den Trainings schnell, auch bei trockenen Bedingungen war ich schnell. Im Sprint machte ich unglücklicherweise denselben Fehler auf der Bremse wie in Jerez. Damit war ich in Le Mans nicht in der Lage, um die Top-5 zu kämpfen», erinnerte sich Bezzecchi. «Am Sonntag, bei nassen und wechselhaften Bedingungen, machte ich dann einen Fehler hinsichtlich der Strategie. Ich wechselte das Bike und auf die Slick-Reifen. Dann begann es wieder zu regnen, ich fuhr weiter und stürzte. Es war ein Desaster im Grand Prix in Le Mans – ich wurde von Zarco überrundet. Bei derartigen Bedingungen kann das passieren, aber es ist immer sehr schlecht, wenn du mitansehen musst, wie du überrundet wirst. Das war bislang der schlimmste Moment.»
Bezzecchi bestreitet 2025 seine vierte MotoGP-Saison. Nach einer schwierigen Saison 2024 hat er bei Aprilia zu alter Stärke zurückgefunden. 2027 werden die neuen MotoGP-Regeln in Kraft treten – die einschneidendste Änderung wird, neben dem Wechsel zu den Pirelli-Reifen, die Hubraumreduzierung von 1000 ccm auf 850 ccm sein. Wie hat er diese Nachricht aufgenommen, als sie am 6. Mai 2024 kommuniziert wurde? «Für mich war es eine positive Nachricht. Ich war sehr interessiert, denn in der Vergangenheit habe ich die MotoGP immer verfolgt, und die 800er-Ära war sehr cool», meinte der Fahrer der VR46-Akademie. «Ich machte mir aber Sorgen, dass die Motorräder langsamer sein werden, denn ich liebe den Speed in der MotoGP. Dann sprach ich mit den Ingenieuren und sie sagten mir, dass die Bikes trotzdem sehr schnell sein werden – das hörte sich sehr gut an für mich. Am Ende ist es manchmal gut, Dinge zu ändern. Klar, wird es nicht einfach sein, sich anzupassen, aber es wird für jeden eine Veränderung sein – es wird cool!»