Ezpeleta zu Doppel-Events: Wollen das die Fans?

Carlos Ezpeleta mit Herve Poncharal
Die Top-Rennserien MotoGP und die Formel 1 stehen beide unter dem Schirm des US-amerikanischen Vermarkters Liberty Media. Auch rechtlich ist der Deal mittlerweile fixiert, die Wettbewerbsbehörde der EU hat grünes Licht erteilt.
Stefano Domenicali, der bei Liberty Media für die Formel 1 verantwortlich ist, hat zuletzt in einem Meeting mit den Herstellern der MotoGP-WM die Idee von ausgewählten Doppel-Events anklingen lassen, was grundsätzlich spannend erscheint, aber viele Fragen aufwirft. Dorna-Manager Carlos Ezpeleta, der mit Vater Carmelo auch unter Liberty weiter freie Hand haben wird, spricht dazu eher zurückhaltend, auch wenn er den Reiz der Idee nicht leugnet.
«Alles ist es wert, es einmal auszuprobieren. Speziell wenn es darum geht, die MotoGP zu einer neuen Zielgruppe zu bringen», stellte Ezpeleta fest. Der Spanier weiß aber auch: «Wenn ich das sage, dann muss auch klar sein, dass dies nur auf einer Handvoll Rennstrecken pro Jahr möglich wäre.»
Dann kommt die geschäftliche Komponente ins Spiel: «Die Formel 1 ist an vielen Orten ausverkauft und auch die MotoGP läuft sehr gut, mit zahlreichen ausverkauften Events. Gleichzeitig können wir die Kapazität vor Ort zum Beispiel nicht verdoppeln, wenn wir beide Rennserien an eine Strecke bringen. Ich denke, wir haben viel von Liberty zu erwarten. Da bestehen keine Zweifel – wie auch immer das gemacht wird.»
«Wir haben eine deutlich unterschiedliche Demografik bei den Fans von MotoGP und Formel 1. In den eher wenig entwickelten Märkten – also in den potenziellen Märkten – ist da eine ziemliche Diskrepanz», räumte Ezpeleta ein. «Wir müssen auch sehr genau aufpassen, was unsere Fans wollen und gern sehen möchten. Ich denke, es ist noch überall Wachstumspotenzial vorhanden – es ist sicher etwas, was wir herausfiltern werden.»
Ezpeleta bringt auch die infrastrukturelle Komponente ins Spiel: «Las Vegas wäre natürlich wegen der Sicherheit nicht möglich. Es gibt Schauplätze, an denen es möglich wäre. Okay, zuallererst reichen die meisten Paddocks nicht für beide Rennserien – da kann man aber Behelfsboxen installieren. Man könnte um die Piste zum Beispiel temporäre Tribünen platzieren – das könnte man also umgehen.»
Zur technischen Infrastruktur sagte Ezpeleta: «Wir haben da schon in der Vergangenheit ein paar Dinge evaluiert. Man hat einige Limitationen, wie die Airfences. Da geht es um den Auf- und Abbau zwischen den Sessions. Das könnte den ganzen Prozess recht kompliziert machen. Aber wir wollen es dennoch in Betracht ziehen. Wichtig ist aber, dass beide Rennserien authentisch bleiben müssen, wie sie sind.»
Behutsam gilt es auch mit den treuen MotoGP-Fans umzugehen, das weiß auch der Manager. Ezpeleta: «Obwohl wir mit der MotoGP-WM Wachstumsmärkte wie die USA haben, wo wir uns sehr fokussieren, haben wir eine sehr große Zahl an treuen MotoGP-Fans. Das sind die MotoGP-Fans, die wir nicht vergessen dürfen. Auf diese Fans müssen wir schauen – die kommen Jahr für Jahr bereits zu den Rennen. Events mit der Formel 1 zu bestreiten, würde bedeuten, dass diese treuen Fans vielleicht nicht mehr zu den Events kommen könnten. Da müssen wir ganz genau hinschauen.»