Fabiano Sterlacchini: Moto3-Projekt würde ihn reizen

Marco Bezzecchi mit Aprilia-Technik-Chef Fabiano Sterlacchini
Das MotoGP-Team von Aprilia wurde zur Saison 2025 neu aufgestellt. Aleix Espargaro und Maverick Vinales wurden durch Marco Bezzecchi und Jorge Martin ersetzt. Doch nicht nur das Fahrerduo ist neu, auch die Technikmannschaft wurde komplett umgekrempelt. Die einschneidendste Änderung war der Abgang von Technik-Chef Romano Albesiano, der zu Konkurrent Hoda wechselte. Für ihn übernahm Fabiano Sterlacchini das Ruder bei den Italienern.
Das Projekt startete Anfang Februar mit einem Schock, als sich Weltmeister Jorge Martin bei Testfahrten in Sepang schwer verletzte. Was danach folgte, ist bekannt. Mittlerweile ist etwas Ruhe eingekehrt bei Aprilia. Marco Bezzecchi sorgt auf der RS-GP regelmäßig für Top-Resultate – der Italiener liegt derzeit auf Rang 4 in der Gesamtwertung. Und Jorge Martin feierte in Brünn ein erfolgreiches Comeback.
Sterlacchini und seine Ingenieure machten in der ersten Saisonhälfte 2025 einen anständigen Job – sie verbesserten das Bike stetig, die Entwicklungsarbeit schreitet gut voran. Daneben muss Aprilia, wie alle anderen Hersteller in der MotoGP, auch ein Auge auf 2027 haben, wenn die neuen MotoGP-Regeln in Kraft treten werden. Die größte Änderung wird die Reduzierung des Hubraums von 1000 ccm auf 850 ccm sein. Weitere Neuerungen sind unter anderem der Wegfall von Fahrwerkshöhenverstellungen (Devices) jeglicher Art und eine reduzierte Aerodynamik. Neben den neuen technischen Vorschriften wird 2027 der Wechsel zu den Pirelli-Reifen eine große Veränderung sein, welche in der MotoGP neue Voraussetzungen schaffen wird.
Die Hersteller arbeiten deshalb, parallel zur Weiterentwicklung der aktuellen Motorräder, mit Hochdruck an den 850er-Prototypen – so auch Aprilia. SPEEDWEEK.com fragte bei Fabiano Sterlacchini nach, bis wann die erste Version des neuen MotoGP-Bikes aus Noale fertig sein wird? «In der ersten Jahreshälfte 2026. Man kann sich vorstellen, dass viel Arbeit bereits jetzt verrichtet wird», erklärte der Italiener. «Der größte Unterschied ist der Motor, denn dieser ist komplett anders. Ende dieses Jahres werden wir mit den Tests starten.»
Nach der Rundumerneuerung der Königsklasse ist die Moto3-Kategorie an der Reihe – es ist längst entschieden, dass die kleinste Klasse der Motorrad-WM in ihrer heutigen Form mit Ablauf der Saison 2027 abgeschafft wird. Nur noch ein Hersteller wird sich ab 2028 als Exklusivpartner um die wichtige GP-Arbeit an der Basis kümmern und einen einheitlichen Prototyp mit zwei Zylindern und maximal 500 ccm Hubraum an den Start bringen. KTM, Honda und Yamaha haben ihr Interesse bereits bekundet (SPEEDWEEK.com berichtete).
Doch wie sieht es mit Aprilia aus? «Momentan ist 95 Prozent meiner Zeit auf die MotoGP ausgerichtet. Aber es kann sein, dass wir uns andere Szenarien ansehen», äußerte sich Sterlacchini zurückhaltend. «Wir werden sehen, was in Zukunft kommt. Wenn die Firma aus irgendeinem Grund sich dafür entscheidet, dort involviert zu sein, dann werde ich zur Verfügung stehen, um meine Erfahrung einzubringen.»
Wäre es für den Technik-Direktor von Aprilia eine reizvolle Herausforderung, ein Moto3-Bike zu bauen? «Absolut, das wäre sehr interessant, denn in der MotoGP, mit der Stabilität des Reglements in den letzten zwölf Jahren, waren die Voraussetzungen immer ähnlich», betonte Sterlacchini und ging danach auf einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Klassen ein. «Die Streckenbeschaffenheit spielt bei der MotoGP eine relativ geringe Bedeutung, in der Moto3 ist diese viel wichtiger. Eine der Strecken, auf denen du dich mit dem Motor viel am Limit bewegst, ist Spielberg. In der MotoGP sprechen wir dort von 20 bis 25 Prozent, in der Moto3 sind es rund 80 Prozent – dreimal mehr. Es wäre eine interessante technische Herausforderung mit einer anderen Perspektive als in der MotoGP.»